Klimaschutzsiedlung in Sonnborn „Was heute möglich ist“
Wuppertal · Am Dienstagvormittag richteten sich die Kameras bundesweiter Medien auf drei Neubauten an der Alten Dorfstraße in Sonnborn. Und auch die eingeladene NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur staunte über die weißen Mehrfamilienhäuser mitten im Stadtteil. Hier ist die Zukunftsvision vom klimaneutralen Wohnen bereits erfüllt worden.
Ein Teil der Sensation offenbart sich bei dem Pressetermin auf dem Dach. Von dort schauen Mona Neubaur und die geladenen Gäste auf Sonnborns Dächer – und vor allem auf die Solarthermie-Anlage, die in Kombination mit einem 20.000 Liter fassenden Pufferspeicher rund 90 Prozent des Wärmebedarfs der Wohnanlage deckt.
Drei Gebäude mit 68 Wohneinheiten und zwei Gästeappartements sind in den vergangenen Jahren an der Alten Dorfstraße entstanden. Und sie alle sollen unter dem Slogan der „Klimaschutzsiedlung“ einen Anspruch erfüllen: komfortables Wohnen – und das nahezu klimaneutral.
Ein weiteres Puzzlestück, um das hohe Ziel zu erreichen, ist die Dämmung, bei der laut Josef Hennebrüder, Vorstandsmitglied der verantwortlichen „Immobilien-Dienstleistungs-Aktien Gesellschaft“ (I.D.G.), „die Gebäude wie bei einer Thermoskanne eingepackt sind und eine Heizung so nahezu überflüssig wird“.
Wärmerückgewinnungsanlage und Batteriespeicher sind ebenfalls verbaut. Im Keller stehen zwei Pellet-Öfen für Tage mit Minustemperaturen parat. Dort hängen auch die Wallboxen, die grüne Mobilität aus dem Quartier heraus versprechen.
„Es ist die Kombination“, sagt OB Uwe Schneidewind beim Rundgang durch das Gebäude. „Verschiedene, bereits vorhandene Technologien werden hier verknüpft und es wird eindrucksvoll gezeigt, was heute bereits möglich ist.“ Diese Bilanz teilt auch der Wohnimmobilienentwickler Josef Hennebrüder. Er verkündet die hoffnungsfrohe Botschaft: „Klimafreundliches Wohnen ist möglich. Jeder Neubau kann so errichtet und auch jeder Bestand so umgerüstet werden.“ Dann blickt er noch auf die Bauphase zurück. Es sei ein Kraftakt gewesen – während der schlimmsten Zeit der Branche.
Was dieser Kraftakt bedeutet – vor allem für die, die in die Gebäude einziehen sollten –, erklärt dann ein Betroffener. Er sitzt nicht vorne mit am „Prominententisch“, sondern äußert sich am Ende der Veranstaltung aus der Zuschauerreihe. Er spricht von einer sehr belastenden Zeit, von Baukostensteigerungen, die auch auf die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner, die teilweise schon 2016 ihre Genossenschaftsanteile erwarben, vor ihrem Einzug umgelegt wurden.
Und vor der Tür, nach der Veranstaltung, erzählen er und andere Anwohnerinnen und Anwohner weiter – von mehreren Übergangswohnungen, die sie während des sich über Jahre verzögernden Baus beziehen mussten. Und dass die steigenden Baukosten sie an ihre Belastungsgrenze gebracht haben. „Und das in Zeiten von Corona, Inflation und Krise“, sagt ein Mann.
Die Vision des Wohnens finde man immer noch gut. so heißt es: „Aber manche haben den Weg in ihr neues Zuhause nicht geschafft und sind vor ihrem Einzug abgesprungen.“