Rott Kippen, Korken, Jägermeister

Wuppertal · Vor fünf Jahren schrumpfte Wuppertal noch. Darum beschloss der Rat 2013, insgesamt 42 Spielflächen mit 75.286 Quadratmetern Fläche in "Naturerfahrungsräume" (NER) umzuwandeln. Die Probleme mit diesen Arealen werden nun auf dem Rott dokumentiert.

War einmal ein Spielplatz, heißt jetzt „Naturerfahrungsraum“ — und ist in Wirklichkeit ein Stück vernachlässigtes Stadtgebiet: Ein Beispiel aus dem Bezirk Rott, wie die Natur sich wieder ein Stück zurückerobert und dabei vom Vandalismus unterstützt wird. Gar nicht gut finden das die Grünen-Kommunalpolitiker Marc Schulz (links) und Paul Yves Ramette.

Foto: Macheroux

Im Rahmen der Haushaltskonsolidierung sollten auch einige der Spielflächen aus dem städtischen Besitz verkauft werden. "Naturerfahrungsräume", so definiert es Christine Roddewig-Oudnia, Leiterin des Stadtbetriebs Kinder, Jugend und Familie, sind Grünflächen, auf denen sich in erster Linie Heranwachsende, aber auch Erwachsene aufhalten und eigenständig Natur erleben können.

Jetzt nahmen die beiden Grünen-Ratsmitglieder Marc Schulz und Paul Yves Ramette zusammen mit der Presse den Spielplatz an der Straße Rott 18 unter die Lupe. Kein Kind nutzt dieses Areal neben der Helene-Stöcker-Schule. Die Spielgeräte sind teilweise bereits abgebaut. Eine Tischtennisplatte und eine Schaukel erinnern daran, dass der Spielplatz schon bessere Zeiten erlebt hat.

Die Besucherstruktur hat sich deutlich verändert: Davon zeugen zahlreiche Bierflaschenkronkorken und Zigarettenkippen auf dem Boden.
Marc Schulz fordert ein Umdenken: "Seit zwei Jahren steigt die Einwohnerzahl wieder. Mehr Kinder bedeuten auch einen Mehrbedarf an Spielflächen. Die Stadt hat 75.000 Quadratmeter Spielfläche aufgeben. Wenn das Parkplätze wären, hätten wir direkt eine starke Lobby".

Auf dem Rott wurden die Kleinspielplätze an der Schönebecker Straße und am Hohenstein aufgeben, die Spielgeräte entfernt, die Flächen begrünt. So auch beim Spielplatz am Verbindungsweg zwischen Große Hakenstraße und der Straße Rott: Eine Wohnungsbaugesellschaft hat den Spielplatz nach "städtischem Vorbild" in eine grüne Wiese umgewandelt, die jetzt als Hundeklo genutzt wird.

Lothar Bergelt, Vorsitzender des Rotter Bürgervereins, sagt zum Thema: "Bei unserer letzten Frühjahrsputz- Aktion haben wir aber auch festgestellt, dass auf dem Rott offensichtlich die Marke 'Jägermeister' sehr beliebt sein muss. Eine große Zahl von aufgesammelten Flaschen bestätigt das."

Die Grünen Paul Yves Ramette und Marc Schulz sehen dringenden Handlungsbedarf: Im ganzen Stadtgebiet, wo 42 ehemalige Kinderspielplätze aufgegeben wurden, müsse eine Umgestaltung der "Naturerfahrungsräume" unter Einbeziehung der Wünsche von Kindern und Jugendlichen realisiert werden.