Ehemaliges KZ Kemna Ein neuer Lernort für Demokratie

Wuppertal · Auf dem Gelände des früheren KZ Kemna will die evangelische Kirche in Wuppertal einen Gedenkort errichten. Für Sonntag (23. April 2023) lädt sie dort erstmals zu einer Ausstellung über die frühen Lager der NS-Zeit ein. Auf einem Thementag geht es vorher um wichtige historische und pädagogische Aspekte für den künftigen Gedenk- und Lernort.

Aus diesem Fabrikgebäude wird ein Erinnerungsort.

Foto: Barbara Herfurth

Bis heute erinnert nur ein Mahnmal an die Leiden der rund 3.500 Inhaftierten des Bergischen KZ Kemna, das von Juli 1933 bis Januar 1934 bestand. Mit dem neuen Gedenkort auf dem Fabrikgelände, das die evangelische Kirche in Wuppertal gekauft hat, soll sich das ändern.

„Es spielt nicht nur für unsere Region, sondern für ganz NRW eine besondere Rolle, denn Kemna war das einzige der rund 70 frühen KZ-Lager, das es im Bereich unseres heutigen Bundeslandes gab“, erklärt Superintendentin Ilka Federschmidt. Die evangelische Kirche habe damals versäumt, Partei für die Inhaftierten zu ergreifen und eine beschämende Rolle in Kemna gespielt, so die Superintendentin. „Aus dieser Verantwortung heraus haben wir die Initiative für die Entstehung eines neuen Gedenkortes in NRW ergriffen.“

Das Mahnmal.

Foto: Herfurth

In einem ersten Schritt ließ die evangelische Kirche das Fabrikgebäude, das in den letzten 90 Jahren gewerblich genutzt und mehrfach umgebaut wurde, bauhistorisch untersuchen.Nun geht es um die Erarbeitung eines historisch-pädagogischen und architektonischen Konzepts für die Gedenkstätte. Unter dem Titel „Kemna. Ein neuer Lernort für Demokratie“ lädt der Kirchenkreis daher am 22. April Fachleute in- und außerhalb Wuppertals zum Austausch über die Themen ein, die für ein künftiges Konzept relevant sein werden.

„Der neue Gedenkort soll als Lernort für Demokratie und Menschenrechte das Interesse von Bürgerinnen und Bürgern, vor allem von jungen Menschen wecken“, wünscht sich Ilka Federschmidt. „Wir wollen Menschen über Wuppertal hinaus ansprechen. Die Impulse und Diskussionen des Thementages können uns dafür wertvolle Hinweise geben.“

Einen Tag später, am 23. April, wird es zum ersten Mal eine öffentliche Ausstellung im Hauptgebäude des ehemaligen KZ Kemna geben. Unter dem Titel „Auftakt des Terrors“ beschäftigt sie sich mit der Geschichte der frühen Konzentrationslager von den Voraussetzungen in der Weimarer Republik bis zur Auflösung der Lager. Die Wanderausstellung wurde von der Arbeitsgemeinschaft „Gedenkstätten an Orten früher Konzentrationslager“ gestaltet, in der 17 Gedenkstätten aus elf Bundesländern zusammenarbeiten. Gefördert wird sie durch die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft.

Neuauflage des Zeitzeugenberichts

Im Rahmen der Ausstellungseröffnung präsentiert der Wuppertaler Historiker Dr. David Mintert die überarbeitete Neuauflage des „Kemna-Berichts“ von Fritz Brass der Begegnungsstätte Alte Synagoge. Der überzeugte Sozialdemokrat war von Oktober 1933 bis Januar 1934 Häftling im Wuppertaler Lager. Seine Erinnerungen, die er bereits im August 1934 niederschrieb, sind eine der wertvollsten Quellen zur Geschichte des KZ Kemna.

„Bis das Fabrikgelände zu einem historischen Gedenkort mit Raum für Ausstellungen, Vorträgen und Diskussionsveranstaltungen geworden ist, liegen noch einige Jahre und viel Arbeit vor uns“, betont Superintendentin Ilka Federschmidt. „Aber wir hoffen auf breite Unterstützung der Politik und der Menschen, die in unserer Region leben.“

Weitere Informationen, Bildern und Links zum ehemaligen Konzentrationslager Kemna gibt es auf der Webseite des Kirchenkreises www.kemna-erinnern.de