Beyenburg und Kohlfurth Hochwasser: Diakonie hilft weiter vor Ort
Wuppertal · Die Flutkatastrophe in NRW liegt mehr als anderthalb Jahre zurück. Doch für die betroffenen Menschen sitzt der Schrecken noch immer tief. Gut, dass die Hochwasserhilfe weiter vor Ort ist.
„Jedes Mal, wenn es in Wuppertal stark regnet, kommt die Angst wieder hoch“, sagt Bärbel Hoffmann, (Geschäftsführerin der Diakonie Wuppertal – Kinder-Jugend und Familie). „Ich weiß von Kindern, die bei starkem Regen nicht ins Bett wollen, weil sie Angst haben, dass wieder etwas passiert. Oder von Anwohnerinnen und Anwohner, die darum bitten, dass das Licht an der Brücke über die Wupper die ganze Nacht lang hell bleibt, damit sie den Wasserpegel im Blick behalten können.“
Seit die Diakonie direkt nach dem Hochwasser am 14. Juli 2021 die Hochwasserhilfe ins Leben gerufen hat, ist Bärbel Hoffmann vor Ort. Und hilft den Menschen aus den betroffenen Haushalten an der Kohlfurth, dem Morsbachtal und der Talachse.
Erst erfolgte die Beratung in einer Gartenlaube, später dann von einem Containerbüro und nun wieder in der Gartenlaube an der Kohlfurther Brücke. Unterstützt wird sie dabei seit Oktober 2021 von ihrem Kollegen Tim Bartsch und von Alexandra Heinz, einer weiteren Mitarbeiterin aus der Verwaltung. Zusätzlich konnte noch ein ehrenamtlicher Fluthelfer gewonnen werden, der nun eine betroffene Kirchengemeinde bei der Antragstellung unterstützt
„Ursprünglich dachten wir, dass wir nicht länger als sechs Monate bleiben müssten“, sagt Hoffmann. „Aber es gibt noch immer großen Beratungs- und Hilfebedarf, wir lernen immer wieder Menschen kennen, die noch nicht über die Unterstützungsmöglichkeiten informiert sind und wir werden noch bis Ende 2023 vor Ort sein. Bei Bedarf auch darüber hinaus.“ In Einzelfällen unterstützt das Fluthilfebüro auch die Diakonie Katastrophenhilfe in Velbert und Erkrath.
Noch immer kommen viele Menschen zur Sprechstunde
In den ersten Wochen ging es in der Beratung meistens um die Soforthilfe vom Land NRW, die zügig über das Jobcenter verteilt wurde. Zeitgleich wurden aber auch Spendengelder von der Diakonie eingesammelt und an die Betroffenen verteilt. Seit dem 17. September 2021 können die Betroffenen einen Wiederaufbauantrag beim Land NRW stellen. Der Antrag kann nur online gestellt werden. Ab einer Schadenshöhe von 50.000 Euro muss für den Antrag ein Schadensgutachten vorliegen.
Das Fluthilfebüro unterstützt ganz konkret in ihrer offenen Sprechstunde, die bis heute an zwei Nachmittage pro Woche in der Kohlfurth angeboten wird, bei der Antragstellung, bei den Mittelanforderungen und bei Verwendungsnachweisen. „Wir haben noch immer viel Publikumsverkehr“, sagt Bärbel Hoffmann. „Es ist wichtig, die Menschen nicht alleinzulassen und ihnen weiterhin zur Seite zu stehen.“ Mal geht es darum, die Unterlagen zu sortieren, damit ein Antrag gestellt werden kann oder die Belege für den Mittelabruf zu sortieren und einzuscannen.
Enge Zusammenareit mit den Fluthilfe-Büros
Oder die Diakonie berät und hält Rücksprache mit dem Land, wenn die Handwerksrechnung höher ausgefallen ist als der erste Kostenvoranschlag. „Manchmal helfen wir auch ganz praktisch dabei, eine Tüte voller Quittungen einzuscannen und eine Akte anzulegen. Für einen einzelnen Antrag müssen da schon mal 180 Positionen nachgewiesen werden, bis das Geld erstattet wird.“ Bei allen Fragen arbeitet die Hochwasserhilfe der Diakonie Wuppertal eng mit dem Diakonie Spitzenverband zusammen: Einmal im Monat treffen sich alle Fluthilfe-Büros in einer Videokonferenz und tauschen sich gegenseitig über ihre Erfahrungen und weitere Unterstützungsangebote aus.
Diakonie hilft mit Seelsorge und Gutachtern
Manche der vom Hochwasser betroffenen Familien leben noch immer auf einer Baustelle, weil es erst Probleme mit der Versicherung gab oder keine Handwerker zur Verfügung standen. Bei anderen Familien ist auf den ersten Blick schon alles renoviert, dann stellt sich aber heraus, dass bei den Arbeiten gepfuscht wurde und noch immer Feuchtigkeit in der Wohnung ist. In solchen Fällen hilft die Diakonie mit Gutachtern und bei Bedarf auch mit juristischem Beistand.
Manchmal geht es aber auch um konkrete Sozialberatung: „Wenn weitere Belastungen wie Trennung, Tod eines Ehepartners oder Jobverlust zusätzlich zu dem Hochwasser dazu kommen, dann ist der Beratungsbedarf groß“, sagt Hoffmann.
Gemeinde Cronenberg hilft den Betroffenen
Die seelsorgerliche Betreuung der Betroffenen wird von den Pfarrerinnen und Pfarrern der evangelischen Kirchengemeinde Cronenberg geleistet, mit denen das Fluthilfebüro von Beginn an eng zusammenarbeitet.
In den Köpfen der Menschen schwebt natürlich auch die Sorge, ob sich die Hochwasser-Katastrophe wiederholen könnte. Auch darauf reagiert die Diakonie, zum Beispiel indem sie Infoveranstaltungen mit dem Wupperverband anbietet und sich regelmäßig mit dem Krisenteam der Stadt trifft. „Der Wupperpegel macht den Menschen immer noch große Sorgen. Sie fragen ganz konkret nach, was vorbeugend getan wird, damit die Wupper nicht wieder so ansteigt“, sagt Bärbel Hoffmann.