Geht über die Vorstellung hinaus

Uellendahl · Sie haben im Unterricht die Zeit des Nazi-Terrors und den Holocaust besprochen. Und doch ging das, was Schüler vom Berufskolleg Kohlstraße jetzt in den Konzentrationslagern Auschwitz und Birkenau erfuhren und erlebten, an manch eine menschliche Grenze.

21 Schüler aus dem Uellendahl besuchten jetzt die Konzentrationslager Auschwitz und Auschwitz-Birkenau. Die Erlebnisse dort wurden im Unterricht intensiv aufgearbeitet.

Foto: privat

Krieg, Verfolgung, Vernichtung und Tod als Eckpfeiler der Epoche des Naziregimes zu thematisieren und wach zu halten, ist Programm am Kolleg. Ebenso seit 2014, einmal jährlich gemeinsam mit Kollegen von der technischen Partnerschule im polnischen Gliwice im Rahmen des Projektes "Wege der Erinnerung" die Konzentrationslager Auschwitz und Birkenau zu besuchen.

Für die 21 Schüler, die jetzt mit Lehrerin Marita Zaika die Reise nach Polen antraten, einmal mehr ein nachhaltiges Erlebnis. "Zu wissen, dass etwa 1,5 Millionen Menschen, darunter 900.000 Juden dort umgebracht wurden, ist eine Sache. Vor Ort die Gaskammern und Krematorien zu sehen und zu ahnen, was da buchstäblich in Flammen aufging, tut weh, geht über das hinaus, was man sich vorstellen will und kann. Und dann noch auf dem Torbogen am Eingang von Auschwitz die Aufschrift 'Arbeit macht frei', dieser Zynismus hat mich total schockiert", sagt Diana Trusow, Schülerin am Kolleg Kohlstraße.

Hautnah an den Orten der NS-Tötungsmaschinerie zu sein, löste bei allen Schülern große Betroffenheit aus. Die im Gespräch mit den Zeitzeugen Lidia Maksymowicz und Lech Rosciszewski, die beide die Vernichtungslager überlebten, vertieft wurde. Ihre Berichte, wie gnadenlos Männer, Frauen und Kinder bei der Ankunft als arbeitsfähig oder für den direkten Gang in die Gaskammer selektiert wurden, die Berge von Leichen auf dem Gelände vor den Krematorien — das und einiges mehr über den Lageralltag brauchte Zeit, verstanden zu werden.

Da tat es gut, auch davon zu erfahren, dass es, wenn auch selten, Gutes zu berichten gibt: So wie bei dem polnischen Gefangenen Jurek Bielecki und der Jüdin Cyla Cybulski. Mit gefälschten Papieren und einer gestohlenen SS-Uniform gelang es dem Paar, in einer waghalsigen Aktion aus dem KZ zu fliehen. Eine große Ausnahme, denn in der Regel hatten Beziehungen unter Lagerinsassen keine Chance auf eine Zukunft.

"Mit fiktiven Briefen haben wir anschließend das Thema Liebe als Aufhänger genutzt, um uns in die Sphäre des Daseins im KZ einzufühlen, um das menschenverachtende Handeln der Nazis gedanklich intensiver zu ermessen", berichtet Schülerin Elenora Winterberg.

Das einstimmige Fazit der Gruppe: "Etwas wie Auschwitz darf nie wieder passieren."