Oberbarmen Erst die Bibel, dann der Ball
Wuppertal · Mit Kaplan Franck Ahokou hat die katholische Gemeinde in Oberbarmen einen Seelsorger aus dem westafrikanischen Staat Benin.
Für das Interview mit der Rundschau hatte Kaplan Ahokou die Einwilligung des Kirchenvorstandes eingeholt. Der 38-jährige Seelsorger möchte vorher jedoch noch etwas wissen: "Was werden Sie mich fragen, damit ich mich gut vorbereiten kann?"
Die Spannung löst sich dann spontan: "Warum sind in Afrika die Kirchen so voll und in Deutschland so leer?, möchten wir wissen. Kaplan Ahokou reagiert spontan: "Wir machen morgen einen Termin in meinem Pfarrbüro am Krühbusch!"
Franck Ahokou stammt aus Benin — ein für afrikanische Verhältnisse kleines Land zwischen dem "Riesen" Nigeria und dem kleineren Nachbarn Togo. Von der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich hat der Staat die offizielle Amtssprache Französisch übernommen.
"Wieso sprechen Sie denn so gut deutsch?" Die Antwort: "Mein Vater, der im Erziehungsministerium arbeitete, und mein Deutschlehrer auf dem Gymnasium brachten mir Deutschland in vielen Facetten sehr nah."
Auf den Weg zum tiefen christlichen Glauben brachten Franck Ahokou spanische katholische Priester: "Sie haben mich in meinem Glauben begeistert. Unsere Kirche war unter den Bäumen, für ihre christlichen Botschaften brauchten sie keinen schmucken Kirchenraum".
Das Abitur machte Franck Ahokou mit der Note 1 in Deutsch. Als "Streber" aber sieht sich der Afrikaner nicht: "Nach der Schule habe ich jeden Tag Fußball gespielt. Ich stand im Tor und war bestimmt nicht schlecht", schmunzelt er. Aber ist Benin nicht eher ein Zwerg im afrikanischen Fußball? Franck Ahokou lacht: "Unsere Nationalmannschaft nennt sich "Les Écureuils", das bedeutet 'die Eichhörnchen'. Einmal hatte unser Team den afrikanischen Fußball-Giganten Nigeria mit 1:0 geschlagen, das hat eine Staatskrise zwischen den beiden Ländern ausgelöst." Daran ist abzulesen, wie völlig anders Fußball in Afrika im Vergleich zu Europa bewertet wird.
Im Rahmen von acht Jahren Religionsunterricht im gymnasialen Knabenseminar bis zum Abitur und den dann folgenden acht Jahren des Theologiestudiums beschäftigte sich Frank Ahokou natürlich weniger mit dem Ball, als fast ausschließlich mit der Bibel.
Die erste Stelle als Kaplan in der kleinen Gemeinde Gbeko in einem Armutsgebiet hat den Theologen sehr geprägt: "Zuhause in Benin werde ich Menschen in Not weiterhin unterstützen und weitere Reisen nach Afrika anbieten."
Vor seiner Berufung am 1. September 2017 als Kaplan in den Seelsorgebereich Barmen-Nordost war Franck Ahokou bereits in Kommern in der Eifel fünf Jahre lang als Kaplan tätig. Die Mitglieder seiner neuen Wuppertaler Gemeinde bewertetet der afrikanische Seelsorger als "begeisterungsfähig, lieb und die Dienste wertschätzend".
Seine Zukunft sieht der Seelsorger aber in seiner Heimat, die er vor einigen Wochen mit sieben Wuppertaler Christen besucht hat, um die Errichtung einer Schule und den Bau von Brunnen zu unterstützen.
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Im Namen der katholischen Gemeinde Oberbarmen bittet Kaplan Ahokou um weitere Spenden für den Bau der Schule im Armutsgebiet Gbeko im westafrikanischen Benin.
Bei einer Spende bitte die Projektnummer 190 000 3006 angeben.
Spendenkonto-IBAN: DE24 3305 0000 0000 8053 33 bei der Stadtsparkasse Wuppertal