Cronenberg Burgholz: Streit über Gedenktafel
Wuppertal · Vor fast zwei Jahren haben die Cronenberger Bezirksvertreter die Errichtung einer Gedenktafel für die Opfer des Burgholzmassakers auf den Weg gebracht. Das Ziel scheint nun in greifbarer Nähe.
Top 4 der Februar-Sitzung der BV: Die Berichterstatter des Historischen Zentrums, Dr. Eberhard Illner und Thorsten Dette, legen eine Textfassung für eine Infotafel im Staatsforst Burgholz vor. Mit der Gedenktafel soll an die Gräueltaten der NS-Herrschaft, insbesondere an die begangenen Verbrechen an den sowjetischen Zwangsarbeiten in den letzten Kriegstagen erinnert werden.
Abgesehen von den sperrigen Formulierungen und einer fehlenden Einbindung in den historischen Kontext, äußerten die Vertreter des Vereins "Spurensuche — NS-Geschichte in Wuppertal" große Bedenken an dem vom Historischen Zentrum verfassten Text — mehr noch: "Wir sind empört über diesen Textvorschlag aus dem Historischen Zentrum Wuppertal", äußern sich Lieselotte Bhatia und Stephan Stracke. Vor allem das im Text eingebrachte Zitat des Kölner Erzbischof, Josef Kardinal Frings, "ist geeignet, die Verantwortung und Schuld der Täter zu relativieren und hat auf einer Erinnerungstafel für die Opfer des Nationalsozialismus keine Berechtigung."
Die kritisierte Passage beschreibt die Einbringung von Gnadengesuchen des Erzbischofs, welche vermeintlich zur vorzeitigen Entlassung einiger Mit- und Haupttäter führten.
Seit über zehn Jahren kämpft der Verein dafür, dass eine Erinnerungstafel für das Verbrechen im Burgholz angebracht wird. Das auf einer solchen Gedenktafel ausgerechnet der Name des einzigen namentlich überlieferten Opfers fehlen soll, kommt den engagierten Historikern einer Verhöhnung der Opfer gleich. "Diese Tafel sollte auf jeden Fall den Namen Helena Matrosowa enthalten, der einzige überlieferte Name, der bei der Erschießungsaktion ermordeten Menschen", heißt es in der Stellungnahme des Vereins.
Noch in der Sitzung der Bezirksvertretung erhielt Lieselotte Bhatia auf Antrag von Hartmut Kissing (Linke) Rederecht. Lieselotte Bhatia ist die Tochter eines Kriminalbeamten, der an dem Massaker beteiligt war: "Dieser Text ist nicht hinnehmbar. Von einer Gedenktafel kann man nicht sprechen." Bhatia hält es für notwendig, dass der "Unrechtscharakter der Erschießungsaktion" stärker zum Ausdruck gebracht werden muss — erst dann "kann man von einer Gedenktafel sprechen".
Zudem enthält, so Bhatia, der bisherige Textentwurf auch eine ganze Reihe von Fehlern: "Über die Nationalität der Opfer wissen wir nur wenig. Weitgehend sicher ist, dass die Opfer als "Ostarbeiter" aus den Ländern der Sowjetunion stammten. Helena Matrosowa stammte aus Kiew und war also Ukrainerin.
Die pauschale Charakterisierung der Opfer als "Russen" ist aus heutiger Sicht nicht akzeptabel und wird insbesondere von den unabhängigen Nachfolgestaaten der Sowjetunion zu Recht nicht mehr toleriert. Zudem sind im aktuellen Textentwurf die Entlassungsdaten der Täter nicht exakt.
So geht der Verein "Spurensuche" davon aus, dass die ersten "Mittäter" bereits 1950 und 1951, und nicht erst 1953 entlassen wurden. "Kessler im Mai 1950. Und im Jahr 1951 Michel, Padberg, Ober, Engemann, Neuhaus und Brüggemann", geht es aus der Recherchebericht des Vereins hervor. Auch wer die Leichen der Opfer exhumierte ist nach Aussage des Vereins nicht richtig dargestellt: "Die Leichen der Opfer wurden nicht von der 'War Crimes Investigation Group', sondern von der 'French War Crimes Mission' bei der British Army of the Rhine exhumiert.
Aufgrund dieser und weiterer Kritikpunkte hält der Verein den bisher eingebrachten Textentwurf für eine Gedenktafel für ungeeignet. Eine korrigierte Fassung soll der Bezirksvertretung noch vorgelegt werden.