Wuppertaler Fußballlegende wird 80 Herzlichen Glückwunsch, Günter Pröpper!
Wuppertal · Wuppertals Fußball-Idol Günter Pröpper feiert am Mittwoch (8. Dezember 2021) seinen 80. Geburtstag. Rundschau-Mitarbeiter Klaus Göntzsche blickt auf das bewegte Leben des Torjägers zurück.
Abgehoben ist Günter Pröpper nur dann, wenn er zum Kopfball hochstieg. Ansonsten war und ist Bescheidenheit eine seiner prägenden Eigenschaften. Kopfballtore hat er schon als Kind auf den Straßen und Wiesen seiner Heimatstadt Dorsten erzielt – anfangs ohne die kaum erschwinglichen Fußballschuhe.
Es waren acht Kinder zu Hause: vier Jungs, vier Mädchen, der Vater kam nicht aus dem Krieg zurück. Am 8. Dezember 2021 wird Günter „Meister“ Pröpper 80 Jahre alt.
Beim BVH Dorsten begann mit 14 Jahren seine Karriere. Gemeinsam mit den älteren Brüdern Erich und Heinz beeindruckte er schon früh mit vielen Toren aus allen Lagen, einigen Aufstiegen und der Berufung in die Westfalenauswahl. Der VfL Osnabrück wurde seine erste Station als Profi.
Eigentlich sollte das Fortuna Düsseldorf werden, doch während der kurz vor dem Ende stehenden Gespräche wurde Kuno Klötzer als Trainer entlassen, der Pröpper verpflichten wollte. Der heute 87-jährige, damalige Osnabrücker Trainer Karl-Heinz Marotzke erfuhr davon. Und so wurde Günter Pröpper noch Mannschaftskamerad von Udo Lattek, der sich in der Endphase seiner aktiven Kicker-Laufbahn befand und 1965 als Trainer zum VfR Wipperfürth wechselte.
Günter Pröpper schoss auch im Stadion an der Bremer Brücke und auf den Plätzen des Nordens viele Tore, wurde 1967/68 mit 25 Treffern Torschützenkönig der Regionalliga Nord. Es folgte der Wechsel zum Bundesliga-Absteiger Rot-Weiß Essen, damals trainiert vom gebürtigen Wuppertaler Erich Ribbeck, der sich nach gescheiterter Aufstiegsrunde zu Eintracht Frankfurt verabschiedete. Mit der Rückennummer 9 auf dem Trikot fand sich Günter Pröpper beharrlich auf der Ersatzbank wieder. Als Einwechselspieler wurde er oft in großer Not, aber dank hoher Torquote beim Publikum extrem beliebt, immer wieder gefordert.
Es war der joviale Automobilkaufmann Günter Klewinghaus, der den „Meister“ nach Wuppertal holte. Den Kosenamen Meister brachte Günter Pröpper aus Essen mit. Für die geradezu lächerliche Ablösesumme von 30.000 Mark (umgerechnet 15.338 Euro) ließ man den frustrierten Torjäger ziehen.
In Wuppertal wartete statt der körperlich aufwändigen Tätigkeit als Schweißer ein Job beim Schulamt auf ihn – die Stadt Wuppertal sollte jahrelang sein Arbeitgeber bleiben. Günter Pröpper hatte eine Ausbildung an den Zechen Fürst Leopold und Baldur absolviert, unter Tage mochte er aber nicht arbeiten. Und so folgte eine Ausbildung zum Kokos-Weber.
Horst Buhtz war schon beim Pröpper-Wechsel als Nachfolger von Adi Preissler und Kuno Klötzer WSV-Trainer. Vom späteren Bundesliga-Kader standen Manfred Reichert, Gustl Jung, Jürgen Kohle, Emil Meisen, Erich Miß, Herbert Stöckl und Detlef Webers unter Vertrag. Es war Günter Pröppers zweite WSV-Saison, als er 1971/72 in den 28 Spielen 52 Tore schoss. Robert Lewandowski brauchte für seine 41 Tore in der vergangenen Saison 29 Spiele. Bei Pröpper kamen in den acht Aufstiegsspielen ohne Punktverlust gegen Tasmania Berlin, Bayern Hof, Borussia Neunkirchen und dem VfL Osnabrück noch acht der 26 WSV-Tore hinzu. Zum Auftakt-Auswärtsspiel im Berliner Olympiastadion (der WSV gewann durch zwei Pröpper-Tore 3:0) gab es einen ausgebuchten Sonderflug.
Horst Buhtz trat in allen Spielen mit derselben Start- elf an, eingewechselt wurden nur Claus Brune (3x), Michael Galbierz, Detlef Webers und Jürgen Lehr. Die erste Saison in der Bundesliga war nicht nur ein weiterer Höhepunkt in der Karriere von Günter Pröpper, sondern bis heute der Glanzpunkt in der Vereinsgeschichte des Fußballs in dieser Stadt. Am Ende war der WSV Vierter und hatte sich für den UEFA-Cup qualifiziert (gegen Ruch Königshütte).
Günter Pröpper belegte mit seinen 21 Toren den dritten Platz in der Torschützenliste hinter Gerd Müller mit 36 Treffern und Jupp Heynckes mit 28 Toren. In 87 Bundesliga-Spielen gelangen ihm 39 Tore. In Wuppertal wurden Pröpper-Poster rasant verkauft, eines für neun Mark zeigte ihn sogar mit drei Beinen.
Diese WSV-Mannschaft der ersten Bundesliga-Saison war schon etwas Besonderes. Mit den Wortführern und Taktik-Strategen Reichert, Meisen, Stöckl und Hermes sowie der besonderen Rolle von Dieter Lömm als „taktischer Linksaußen“. Und eben mit Günter Pröpper. Dabei war der damals in einem Vohwinkeler Hotel lebende Horst Buhtz kein Freund des Trainings mit großem Stundenaufwand, zumal vormittags die meisten Spieler einer geregelten Arbeit nachgingen.
In der zweiten Bundesliga-Saison wurde der Abstieg am letzten Spieltag durch ein 2:2 beim VfB Stuttgart verhindert, Dieter Lömm schoss in der 82. Minute den Ausgleich und Fortuna Köln (durch das schlechtere Torverhältnis) und Hannover 96 stiegen ab. Dieses Schicksal ereilte den überalterten und kaum verstärkten WSV-Kader ein Jahr später, trotz des 3:1-Sieges (das 1:0 durch ein Pröpper-Tor) gegen den FC Bayern München in Bestbesetzung.
Günter Pröpper blieb dem WSV treu und erlebte unzählige „durchreisende“ Trainer. Mittlerweile spielte er die Libero-Rolle, schoss immer noch viele Tore. Als er auch bei den WSV-Amateuren auf dem Freudenberg aushalf, da stellte er sich ins Tor, blieb ohne Gegentreffer und wurde in die „Elf des Tages“ berufen. Zum Abschiedsspiel 1979 trat ein All-Star-Team mit Günter Netzer, Wolfgang Overath und Wolfgang Fahrian an.
Ohne Fußball ging es für Günter Pröpper nicht: Er wurde Torwart-Trainer beim SSV Sudberg, dem Cronenberger SC und bei Borussia Wuppertal. Zum Thema eines Trainers Pröpper hat er sich eindeutig geäußert: „Als Trainer muss man manchmal auch brutal sein. Das aber bin ich nicht.“
Eigentlich ist er sogar eher schüchtern, zurückhaltend und ohne jeden Drang zum Vordergrund. Nur im Strafraum nicht. Wenn heutzutage irgendwo in diesem Lande und darüber hinaus über den WSV gesprochen wird, dann sofort mit der Frage: „Was macht eigentlich Meister Pröpper?“
Er war zum Beispiel kürzlich als Gast von Arnd Zeigler bei seinem Lieblingsverein Werder Bremen und in der viel beachteten Sonntagabend-WDR-Sendung „Zeiglers wunderbarer Welt des Fußballs“ ein liebenswürdiger Botschafter Wuppertals.