Handball-BL: 28:38 (15:18) in Lemgo BHC zerfällt nach gutem Start „zu Staub“
Wuppertal · Der Handball-Bundesligist Bergischer HC hat beim TBV Lemgo Lippe eine hohe Niederlage kassiert. Das Team von Trainer Jamal Naji verlor am Samstagabend (22. April 2023) mit 28:38 (15:18). Die Partie in der „Phoenix Contact Arena“ verfolgten 3.605 Zuschauerinnen und Zuschauer.
Nach einer derart deutlichen Schlappe sah es zunächst nicht aus. Zwar fehlten Lukas Stutzke (Gehirnerschütterung aus dem Magdeburg-Spiel) und Tom Kare Nikolaisen, dennoch startete der BHC gut und lag durch den Treffer von Noah Beyer nach sieben Minuten mit 5:3 vorn.
Lemgo glich zwar in der 12. Minute zum 7:7 aus. Doch nach dem zwischenzeitlichen 7:8-Rückstand (15.) zog der BHC nach Treffern von Linus Arnesson (2), Frederik Ladefoged und Isak Persson auf 11:8 (19.). Arnesson vergab sogar die Chance auf das 12:8. Der BHC hatte die Partie zu diesem Zeitpunkt im Griff.
Doch dann kam der Bruch. Nun drehte Lemgo auf. Jan Brosch egalisierte zum 13:13 (24.). Ladefoged glich zwar noch zum 15:15 (27.). Es war aber der letzte BHC-Treffer vor der Pause, während dem TVB noch drei gelangen. Mit 18:15 für die Ostwestfalen ging es in die Kabinen.
Die Pausenansprache von Naji fruchtete nicht. Lemgo stellte schnell auf 22:16 (37.), hielt nicht nur den Vorsprung, sondern baute ihn weiter aus. Der BHC wirkte zeitweise wie paralysiert. Frederik Simak netzte zum 27:19 (43.) ein, Brosch stellte in der 46. Minute mit dem 30:30 erstmals auf plus 10 für die Gastgeber.
Dem BHC hatte sich inzwischen aufgeben und keine Antworten mehr auf Lager. Eine Aufholjagd gelang nicht mehr und auch keine Ergebniskosmetik. Brosch setzte zwei Sekunden vor der Sirene den Schlusspunkt zum von den Heimfans vielumjubelten 38:28. Die Hoffnung der Bergischen, mit einem Sieg näher an Rang sechs heranzurücken, war längst zerstoben.
Einziger Lichtblick beim BHC neben dem wieder längeren Einsatz von Simen Schönningen: Arnor Gunnarsson erzielte vier Tore. Damit fehlen dem Isländer nur noch elf, um die Marke von 1.000-Bundesliga-Toren zu erreichen.
Jamal Naji (Trainer Bergischer HC): „Ich muss heute sagen, dass Lemgo das wirklich sehr gut und auf den Punkt gespielt hat. Sie haben die Schwächephase, die wir in der ersten Halbzeit hatten, genutzt. Eigentlich kommen wir, wie ich finde, gut rein und lösen das auch mit unserem zusammengeschusterten Innenblock ganz gut. Aber es gibt dann diese drei, vier Minuten, die nicht so ideal für uns laufen und wo wir uns dann vielleicht auch etwas zu sehr über die ein oder andere Aktion echauffieren. Lemgo ist da bei sich geblieben und hat die Phase für sich genutzt, um mit plus drei in die Kabine zu gehen. Was dann allerdings in der zweiten Halbzeit passiert, das geht so nicht. Wir können hier in Lemgo verlieren. Es sind für mich zwei Mannschaften, die von ihrem Potenzial und ihrer Qualität auf Augenhöhe sind. In solchen Spielen ist die Tagesform entscheidend und da hatte der TBV heute einfach die Bessere. Aber das wir uns dann unserem Schicksal ergeben, den Meter weniger gehen, dass wir vorne stehen bleiben, weil wir auf den Schiedsrichter-Pfiff warten und es dann Schuldzuweisung gibt, das wird auf dem Niveau in der Bundesliga gnadenlos bestraft. Daher können wir mit dem Spiel heute einfach nicht zufrieden sein.“
Florian Kehrmann (Trainer TBV Lemgo Lippe): „Ich bin heute sehr erleichtert, dass wir nach der emotional schwierigen Woche nach dem Final Four, wo die Mannschaft wirklich alles investiert hat, das Spiel gewonnen haben. Es gab nur zwei Möglichkeiten, wie wir in die Bundesliga zurückkommen: Entweder fällt man dann so in ein Loch und nimmt alles hin oder man kämpft sich daraus und kämpft sich zurück in den Alltag. Wir hatten mit dem BHC einen unangenehmen Gegner, der gerade in den letzten Wochen sehr gute Ergebnisse und auch Magdeburg lange Zeit am Rande der Niederlage hatte. Es ging daher darum, die Jungs wirklich emotional heißzumachen und das Spiel hier zu Hause voll anzunehmen. Das haben wir in unglaublicher Manier gemacht. Wir haben unser Publikum genutzt und ich finde, dass gerade die Halle uns wie in den vergangenen Spielen unheimlich hilft. Wir kommen, glaube ich, erst in der 22. Minute erst so richtig ins Spiel und schaffen es dann, zur Pause einen 7:2-Lauf zu haben. Das hat uns Sicherheit und Vertrauen gegeben. Wir haben insgesamt über die 60 Minuten eine sehr gute Abwehr gespielt. So kamen wir an Ballgewinne und nach der Pause konnten wir dann direkt vier, fünf Tore in Führung gehen. Wenn man dann zu Hause die Sicherheit und die Emotionen hat, dann kann man so ein Spiel zu Ende spielen. Wir haben die einfachen Fehler des BHC immer wieder bestraft. Großes Lob heute an die gesamte Mannschaft. Wir haben das wirklich sehr gut gemacht.“
Jörg Föste (Geschäftsführer Bergischer HC): „Heute können wir festhalten, dass wir schlicht zu Staub zerfallen sind. Wir starten sehr gut, hätten mit vier weggehen können, produzieren aber einen technischen Fehler und kassieren einen Gegentreffer. Das ist im Handball manchmal ein Fingerzeig dafür, dass man ein Auswärtsspiel nicht so souverän bestreiten kann, wie man das bei der Kulisse machen sollte. Außerdem sind ganz rational und nüchtern betrachtet viele kleine Dinge gegen uns gelaufen, die insgesamt zu einem großen Ding wurden. Wir hatten fünf, sechs freie Bälle vom Kreis, die wir nicht verwertet haben. Kein Vorwurf diesbezüglich an Frederik Ladefoged, der hinten wie vorne 60 Minuten ackern musste. Wir hatten mehr technische Fehler als Lemgo, und wir hatten auch nicht die Qualität im Abschluss, die man braucht, um gegen Finn Zecher zu bestehen. Wir haben bis auf Linus Arnesson fast das gesamte Spiel flach geschossen.“
Wegen der Länderspiel-Pause findet die nächste Partie erst am 4. Mai statt. Dann kommt der SC DHfK Leipzig um 19:05 Uhr in die Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle.
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