Fußball-Regionalliga: Wuppertaler SV Christopher Kramer: Bauchgefühl und Google

Wuppertal · Keine Frage: Wer im Trikot des WSV an der Essener Hafenstraße ein Tor erzielt, damit die Wende und einen großen Sieg einleitet, der hat sich zumindest schon einmal eine Erwähnung in der rot-blauen Vereinshistorie gesichert.

Adrenalin pur: Christopher Kramer nach dem Treffer in Essen. Rechts Silvio Pagano.

Foto: Dirk Freund

Christopher Kramer hat allerdings das "noch nicht so richtig" verinnerlicht.

Dabei ist der 27-Jährige ein Experte für solche Aufgaben. "Mein erstes Pflichtspiel für den VfB Lübeck war im Pokal gegen Holstein Kiel, beide mögen sich ja auch nicht so", erinnert er sich. Die Partie endete 1:0. Torschütze damals: Christopher Kramer.

Über den TSV Altenholz, den VfR Neumünster, Holstein Kiel und den VfB Lübeck war er 2016 zum VfB Oldenburg gewechselt. Dort beobachteten ihn WSV-Fußballvorstand Manuel Bölstler und Trainer Stefan Vollmerhausen, die ihn zuvor bereits auf Videos gesehen hatten. Sonntags nach einem VfB-Heimspiel reiste Kramer nach Wuppertal. Am Abend und montags liefen die Gespräche. "Ich war sofort begeistert. Ich hatte in meiner Karriere schon einige Verhandlungen, da merkst du schnell, wer es ehrlich meint und wer nicht. Diesmal war das Bauchgefühl super. Ich wusste, das will ich."

Eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen. Denn Kramer verließ nicht nur den Norden, Familie und Freunde, sondern setzt inzwischen alles auf die Karte Fußball. Bis zum vergangenen Jahr arbeitete er noch für einen Praxis-Versorger, Tage von 7 bis 23 Uhr waren da keine Seltenheit. "Ich wollte es einfach mal nur mit Fußball probieren", erinnert er sich.

Ende Mai unterschrieb er den Vertrag beim WSV, fand kurz danach eine Wohnung im Zooviertel. Jedes Mal, wenn ihn nun Freunde besuchen, steht die obligatorische Schwebebahnfahrt an: "Eigentlich habe ich Höhenangst, aber das ist eine tolle Erfindung, die einen schnell in die Stadt bringt."

14 Tore erzielte Kramer in der Saison 2014/15 für den VfR Neumünster. Und nun? "Wichtig ist es, sich in der Liga zu etablieren. Ich selber habe mir vorgenommen, zweistellig zu treffen. Stürmer werden halt an den Toren gemessen."

Damit der WSV ganz oben in der Tabelle bleibt? "Natürlich schaue ich momentan gerne drauf. Aber es ist noch alles sehr eng. Trotzdem: Sieben Punkte aus drei Spielen, dazu der Sieg im Pokal — das ist kein schlechter Start. Das hätte ich vor Saisonbeginn sofort unterschrieben."

Zehn Punkte wären es sogar, wenn der WSV am kommenden Montag (20.15 Uhr) in der Wattenscheider Lohrheide gewinnt. "Essen war ein tolles Ereignis, die Mannschaft hat das super gemacht. Aber in dieser Liga kann man auch gegen jeden verlieren, wenn der Einsatz nicht stimmt." Die Partie wird live bei Sport1 übertragen. "Der Termin ist ungewohnt, aber schön für den Verein, der sich im Fernsehen präsentieren kann. Und das motiviert natürlich auch jeden Spieler noch mehr."

Bleibt noch die Frage nach Weltmeister Christoph Kramer, auf den er im Juli im Testspiel traf. "Klar werde ich ab und an drauf angesprochen — seit dem WM-Sieg 2014. Wenn ich früher meinen Namen gegoogelt habe, tauchte meiner auf. Nun erscheint rechts direkt seiner", lacht Kramer.