Große Probleme in der Stadtbibliothek „Gebäude nicht mehr tragbar“
Wuppertal · Mit harten Worten beschrieb Stadtbibliotheks-Direktorin Cordula Gladrow jetzt im Kulturausschuss den Zustand des 100-jährigen Haupthauses an der Elberfelder Kolpingstraße.
Von außen ist das Gebäude zwar in den vergangenen Jahren optimal restauriert worden, im Inneren allerdings sieht die Lage ganz anders aus: Die Kombination von topmodern dichten Fenstern und 100 Jahre alten Heizungs- oder Wasserrohren hat in der Immobilie, in der auch die Fernwärme nicht mehr richtig funktioniert, zu massivem Schimmel- und Schadstoffbefall plus optimaler Atmosphäre für Schädlinge geführt. Cordula Gladrow wörtlich: „Man kann es nur so sagen: Außen hui, innen pfui.“
Einige Bereiche der Zentralbibliothek sind fürs Publikum abgesperrt, in einigen Räumen dürfen sich nur zwei Menschen gleichzeitig aufhalten, wofür die Ursache auch in der mittlerweile problematisch gewordenen Baustatik des mehrgeschossigen Stahlskelettes liegt. Cordula Gladrows bitteres Fazit: „Grundlegende Probleme werden weiter verschleppt. Das Gebäude ist für die Nutzung durch eine moderne Großstadtbibliothek so nicht mehr tragbar.“
Kulturdezernent Matthias Nocke hatte im Ausschuss keine besseren Nachrichten: Fünf Jahre lang sei die Außenfassadenbaustelle gelaufen, die Originalfenster aus den 20er Jahren, die den Weltkriegsluftangriff auf Elberfeld überstanden hatten, seien saniert sowie die alte Heizung ausgetauscht worden. Aber: Verrostete Rohre blieben in den Wänden. Die Folge: Korrosion an den Fenstern. Man sei, so Nocke weiter, deswegen „im Gespräch mit dem städtischen Gebäudemanagement“.
Was, so der Kulturdezernent, übrigens auch gebraucht wird, ist eine zeitgemäße Klimatisierung in der Zentralbibliothek. Die allerdings werde zwischen elf und zwölf Millionen Euro kosten. Matthias Nocke: „Das ist ein großes Thema für kommende Haushaltsberatungen.“
Der Dezernent gab zu Protokoll, er habe im Verwaltungsvorstand eine Vorlage zum Thema Zustand der Stadtbibliothek eingebracht, die sei aber dort nicht beraten worden. Nocke im Kulturausschuss: „Der Zustand kann überhaupt nicht mehr verschwiegen werden. Die Sanierung muss jetzt sein.“ Ins Gespräch brachte Nocke übrigens auch das Thema Umzug in eine angemietete Immobilie ...
Die Kommunalpolitiker im Ausschuss reagierten konsterniert – und von der Dringlichkeit des Themas sozusagen überfahren. Heiner Fragemann von der SPD: „Das ist ein unhaltbarer Zustand“. CDU-Mann Erhard Buntrock: „Das Kind liegt ja komplett im Brunnen.“
Dass es auch anderswo ähnliche Schwierigkeiten gibt, kam im Ausschuss en passant zur Sprache: Das Gebäude an der Burgunderstraße zwischen Hardt und Ostersbaum, wo beispielsweise das Sinfonieorchester probt, ist ebenfalls in schlimmem Zustand. Kulturdezernent Matthias Nocke: „Eine Renovierung hat dort keinen Sinn mehr. Da muss man über einen Umzug nachdenken.“