Osterbotschaft 2020 „Vieles kann uns bewusster werden!“

Wuppertal · Die Osterbotschaft 2020 von Wuppertals Superintendentin Ilka Federschmidt und Stadtdechant Dr. Bruno Kurth.

Superintendentin Ilka Federschmidt und Stadtdechant Dr. Bruno Kurth.

Foto: Tim Polick

„An diesem Osterfest in Corona-Zeiten ist alles anders. Am Karfreitag hätten normalerweise bei schönstem Wetter Tausende in Wuppertal mit der italienischen Gemeinde die ,passione vivente’ begleitet. Sie ist ausgefallen; Italien selbst erleidet eine zigtausendfache Passion durch die besonders dramatisch verlaufende Corona-Pandemie. Auch in Wuppertal haben Angehörige ihre Verstorbenen zu beklagen, die Zahl nimmt zu. Viele machen sich Sorgen um ihre Angehörigen, die Menschen in den Altenheimen, fragen, wie es weitergeht, mit ihrer wirtschaftlichen Existenz und der unserer Stadt. Was ist mit dem Schulabschluss? Die Geduld einer ganzen Gesellschaft wird geprüft.

Wir Christen, ob orthodox, katholisch oder evangelisch, dürfen uns nicht zu den Oster-Gottesdiensten versammeln, die die schönsten des ganzen Jahres sind. Das vermissen viele Christen sehr. Wir verzichten, weil es für andere, besonders die gesundheitlich Schwächeren und das ganze Zusammenleben der Gesellschaft gut ist, wenn sich die Verbreitung der Krankheit verlangsamt. Und doch gilt auch: Nicht alles ist anders unter Corona. Vieles tritt nur deutlicher hervor. Vieles kann uns bewusster werden, darin liegen auch Chancen. In der Krise zeigt sich der wahre Charakter. Gott sei Dank zeigen viele, viele Menschen Hilfsbereitschaft und Solidarität. Wir erleben, wie Menschen in ihren Berufen im Einsatz für die anderen Enormes leisten. Wir lernen Alltagsheldinnen und Alltagshelfer kennen. Mitten in der Krise und Not lassen sie das Licht der Menschlichkeit, des Mitleidens und die Flamme tatkräftiger Hilfe aufleuchten.

Und wir erkennen: Ostern ist kein Fest, das an Stimmungen und Bräuchen hängt, so schön sie sind. Ostern fällt nicht aus, nicht wegen der Corona-Pandemie, nicht weil wir trotz des herrlichen Wetters vielleicht in Quarantäne stecken, auf den Familienbesuch, das gemeinsame Osteressen mit Freunden verzichten müssen. Ostern ist und bleibt im Kern das Fest unseres Glaubens an Jesus Christus, der durch die größte Krise des menschlichen Lebens, den Tod, hindurchgegangen ist. Der Gott des Lebens hat ihn hindurchgeführt. Die Verkündigung der Osterfreude und -botschaft wird unter all den Einschränkungen ihre verschiedenen Wege und Kanäle zu den Menschen finden. Entscheidend ist wie jedes Jahr, dass sich die Herzen der Menschen für sie öffnen, dass sie aufrichtet und die Hoffnung stärkt, die dem Menschen Kraft gibt auch in schweren Zeiten.

Die Osterkerze wird ohne Osterfeuer entzündet werden, aber den Ruf, der ihr Licht begleitet, ,Lumen Christi! Das Licht Christi!’ dürfen wir in unserem Leben hören. ,Der Glaube ist nicht ein Licht, das all unsere Finsternis vertreibt, sondern eine Leuchte, die unsere Schritte in der Nacht leitet, und dies genügt für den Weg’, so hat es Papst Franziskus treffend gesagt.

Gott gebe den Verstorbenen das ewige Licht, Trost den Trauernden, und uns allen ein offenes Herz für das Licht Christi, das unseren Weg leiten möge. Frohe und gesegnete Ostern!“