Ermittlung gegen 27-jährigen Wuppertaler Widerstand oder Polizeigewalt?!

Wuppertal · Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen einen 27 Jahre alten Wuppertaler Polizisten wegen Verdachts des Angriffs und willkürlichen Pfefferspray-Einsatzes gegen einen Reisenden im Hauptbahnhof. Laut Informationen aus Justizkreisen leitete eine Staatsanwältin das Verfahren ein, nachdem sie die Ermittlungsakte gegen das mutmaßliche Opfer (24) gelesen hatte.

Das Wuppertaler Amtsgericht.

Foto: Asio otus / Wikipedia

Diesen Mann hatte der Polizist wegen Widerstands angezeigt. Der Reisende muss sich derzeit als Erster vor dem Amtsgericht verantworten.

Laut weiteren Reisenden aus seiner Gruppe wollten sie am frühen Sonntagmorgen des 12. November 2017 nach einem Partyabend in der Stadt nach Hause fahren. Sie hätten zunächst Tumult im Bahnhofstunnel gehört und auf Gleis 1 einen Treppenabgang hinab gesehen. Weitere Polizisten und Bürger seien unten gewesen.
Der 27-jährige Beamte sei von oben gekommen, aus Richtung der Fußgängerbrücke zur Südstadt: "Der hat sofort gesagt: 'Verpisst Euch!‘"

Sie hätten erstaunt nachgefragt, was das sollte. Daraufhin habe der Polizist seine Worte wiederholt und nur Momente später den Angeklagten angegriffen — "einfach so".
Hintergrund war eine Großfahndung im Bahnhof. Beamte des Präsidiums suchten einen mutmaßlichen Räuber, der mit einem Fahrrad geflüchtet sein sollte. Trockener Kommentar eines Polizeizeugen: "Die Lage wurde etwas dynamisch." Am Fuß der Treppe zu Gleis 1 war ein Polizist im vollen Lauf mit einem unbeteiligten Passanten zusammengestoßen — und hatte dessen Armschiene zerbrochen. Die folgende Auseinandersetzung hatten die Reisenden eine Etage darüber bemerkt.

Die Polizisten sagten uneinheitlich aus. Teils soll sich ein Streit mit dem Angeklagten auf der Treppe zugetragen haben, teils wohl eher im Bahnhofstunnel.
Der Mann habe sich laut den Beamten eingemischt und erklärt, er werde nicht gehen. Darauf sei das Geschehen eskaliert. Anwalt Dr. Peter Wülfing fragte nach: "Worin sehen sie denn dabei überhaupt den Widerstand? Das erklären Sie mal." Die Antwort: Womöglich in der "Drohung" des 24-Jährigen, er werde sich notfalls wehren.

Das Gericht verhandelt am 16. August weiter (Gerichtszentrum Eiland, 14.30 Uhr, Saal J6EG). Dann sollen weitere unabhängige Zeugen aussagen.