Bundesgartenschau „Übernachtungszahlen um 25 Prozent gestiegen“
Wuppertal / Heilbronn · Heilbronn im Norden Baden-Württemberg hat 125.000 Einwohner. Nach knapp zwölf Jahren intensiver Vorbereitung gab es dort jetzt vom 17. April bis zum 6. Oktober 2019 eine Bundesgartenschau. Wuppertal will dieses Projekt im Jahr 2031 realisieren. Rundschau-Mitarbeiter Klaus-Günther Conrads sprach mit dem Oberbürgermeister von Heilbronn, Harry Mergel, über dessen Erfahrungen mit dem Großereignis.
Rundschau: Wann wurde die Idee entwickelt, die BUGA 2019 in Heilbronn zu veranstalten?
Mergel: „Die Idee wurde 2003 geboren. Wir haben daraufhin eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben.“
Rundschau: Gab es in der Politik und Bürgerschaft Kritik an dem Vorhaben?
Mergel: „Der Gemeinderat stand von Anfang an hinter der Idee der BUGA und hat mit großer Mehrheit, meistens sogar einstimmig, Beschlüsse zur BUGA gefasst. Auch die Bevölkerung stand der BUGA von Anfang an positiv gegenüber und stimmte mit mehr als 80 Prozent für die BUGA.“
Rundschau: Wie sah die finanzielle Planung aus? Wurden Ihre Erwartungen und Zielvorgaben erfüllt?
Mergel: „Nach jetzigem Stand wird die BUGA innerhalb des etatisierten Budgets abschließen.“
Rundschau: Wie viele Menschen haben Ihre BUGA besucht?
Mergel: „Im Wirtschaftsplan war mit 2,2 Millionen Besuchern kalkuliert. Dauerkarteninhaber haben die BUGA mehrmals besucht. Zum Schluss am 6. Oktober waren es 2,32 Millionen Besuche.“
Rundschau: Welche Investitionen gab es, zum Beispiel für dauerhafte Gebäude mit bleibendem Wert?
Mergel: „Die 23 Gebäude der Stadtausstellung, inklusive einer Jugendherberge, haben private Investoren gebaut. Sie haben geschätzt einen dreistelligen Millionenbetrag investiert. Im Umfeld der BUGA wurden weitere Investitionen in Baumaßnahmen getätigt, der Bildungscampus/Hochschule weiter ausgebaut, das durch einen Neubau erweiterte Science-Center „Experimenta“ kurz vor Beginn der BUGA eröffnet.“
Rundschau: Bleiben Gartenflächen?
Mergel: „Die Flächen des künftigen Stadtquartiers verteilen sich auf je ein Drittel Grünfläche, Bebauung und Wasser. Die Aufsiedlung des Stadtquartiers geschieht innerhalb einer bereits bestehenden grünen Infrastruktur.“
Rundschau: Wie wurden die BUGA-Flächen früher genutzt?
Mergel: „Ursprünglich war es Hafengebiet mit mehreren Hafenbecken und direkter Anbindung an den Schienenverkehr. Nach dem Bau des Neckarkanals wurden die Hafenbecken überflüssig und zugeschüttet. Über viele Jahrzehnte hinweg war die Fläche eine Gewerbebrache.“
Rundschau: Es besteht eine Nähe zur Innenstadt. War diese Nähe und kurze Anbindung für die Wirtschaft Heilbronns nützlich und ertragreich?
Mergel: „Hotels, Gastronomie und Einzelhandel haben von dieser Nähe profitiert, denn viele Besucher haben vom BUGA-Gelände aus einen Abstecher in die Stadt gemacht und kamen danach wieder aufs BUGA-Gelände zurück. Die Übernachtungszahlen sind um 25 Prozent gestiegen, Heilbronn liegt damit in Baden-Württemberg beim Wachstum an zweiter Stelle. Auch bei Stadtführungen gab es eine deutlich gesteigerte Nachfrage. „
Rundschau: Gibt es Erfahrungen, die Sie an Ihre Nachfolger weitergeben möchten?
Mergel: „Jede BUGA muss ihren eigenen Weg und ihr eigenes Konzept finden, weil die Voraussetzungen jeweils ganz andere sind.“
Rundschau: Wo findet die nächste BUGA statt?
Mergel: „Ich habe die BUGA-Flagge an Andreas Bausewein, den Oberbürgermeister von Erfurt, für 2021 weitergegeben.“