Rundschau-Serie „Urbane Oasen“ Eisenbahn-Romantik und japanische Beeren
Wuppertal · Ein grünes Kleinod im Hinterhof inmitten der Stadt, ein farbenprächtiges Blütenmeer auf dem Balkon oder ein verwunschener Garten – in unserer Serie „Urbane Oasen“ sind die grünen Daumen unserer Leserinnen und Leser gefragt. Diesmal sind wir bei Heidi und Fritz Gusinde in der Nähe der Barmer Anlagen. Hier trifft Eisenbahn-Romantik auf exotische Himbeeren aus Japan.
„Das ist ein Garten voller Geschichten“, sagen Heidi und Franz Gusinde. Das können wir während unseres Besuchs bei den Eheleuten nur bestätigen: Zu jedem Baum, jedem Strauch, jeder Blume und den Deko-Elementen in ihrem grünen Rückzugsort an der Zanellastraße gibt es eine Anekdote. Und das ist auch kein Wunder, denn nach 43 Jahren kann sich einiges an Erzählungen ansammeln. „Das Tolle ist ja, dass es hier immer etwas zu tun gibt. Auch nach all den Jahren ist man nie fertig mit seinem Garten“, erklärt Heidi Gusinde.
Die ehemalige Lehrerin verbringt ihren Ruhestand gerne inmitten ihrer Blumen: „Wir sitzen hier oft abends und beobachten die Nachtkerze. Denn die blüht eben nur nachts. Man kann dabei zusehen, wie sich Blüte um Blüte entfaltet. Dann raten wir, welche sich wohl als nächste öffnet. Und morgens nehme ich die Blüten, die sich bis Sonnenaufgang wieder geschlossen haben, ab. Dann hängen sie nicht so schlapp runter.“ Das müsse man nicht unbedingt machen sagt sie, aber diese morgendliche Routine habe für sie etwas Meditatives. Viel Freude hat Heidi Gusinde nicht nur an ihren Fuchsien, die die Eheleute aus ein Irland-Urlaub mitbrachten, dem Ginkgobaum, der tolle Blätter zum Basteln abwirft, und den vielen Beerensträuchern, die massenhaft Früchte abwerfen – eins ihrer Hobbys ist auch das Sammeln von Glaskunst.
So finden sich in dem Garten jede Menge Licht- und Windspiele oder Kugeln aus eben diesem Material. Mal selbstgebastelt, mal aus Urlaubsreisen mitgebracht oder bei hemischen Künstlern erworben.
Apropos Beeren. Eine ganz besondere Sorte wächst bei den Gusindes: die japanische Weinbeere. Man könnte sie als „Haus-Beere“ der Eheleute bezeichnen. Kein Besucher kommt daran vorbei, die süßen Früchte mit der leicht säuerlichen Note zu kosten. Auch wir dürfen naschen. „Ich glaube, es gibt kaum jemanden aus unserem Familien- und Bekanntenkreis, der keinen Ableger hat“, schmunzelt Franz Gusinde. Den exotischen Strauch entdeckte vor etlichen Jahrzehnten Franz Gusindes Vater. „Als Kind bin ich mit meinen Geschwistern und Eltern auf Texel im Urlaub gewesen. Und dort gab es hinter dem Ferienhaus eine Hecke mit diesen Beeren. Mein Vater nahm einen Ableger mit.“
Seit seiner Kindheit begleiten ihn nun die japanischen Weinbeeren. Und nicht nur die: Als Eisenbahn-Fan hat Franz Gusinde den Garten auch mit entsprechenden Elementen dekoriert. Neben einem Andreaskreuz und verschiedenen anderen Signalschildern steht eine echte Feldbahnlore auf dem Grundstück. „Sogar auf Schienen!“, betont der ehemalige Lehrer. Beides hat er aus Frankreich mitgebracht.
Noch lange sind nicht alle Geschichten auserzählt, weiteren lauschen wir auf der Terrasse und genießen den selbstgemachten (alkoholfreien) Holundersekt von Heidi Gusinde.