Interview mit Markus Röhrl Polizeipräsident: "Wir sind präsent am Döppersberg"
Wuppertal · Ziemlich überraschend haben SPD und CDU vor kurzem das Thema einer Polizeiwache direkt am Döppersberg wieder auf die Tagesordnung gesetzt — obwohl längst klar war, dass dieser Wunsch nicht umsetzbar ist.
Rundschau-Redakteur Stefan Seitz sprach mit Wuppertals neuem Polizeipräsidenten Markus Röhrl. Dabei ging es auch um Fragen der Videoüberwachung.
Rundschau: Plötzlich war die Wache am Döppersberg wieder im politischen Gespräch. Hat Sie das erstaunt?
Röhrl: Verwundert hat mich das schon. Bereits meine Vorgängerin hatte ja ein mehrjähriges Verfahren durchgeführt, um einen neuen Standort zu finden, als klar war, dass wir direkt im Schwebebahnhofsgebäude nicht mehr bleiben können. Die Räume und das polizeitaktische Konzept in der zukünftigen Wache an der Schloßbleiche sind aber sehr überzeugend. Zwar wären wir grundsätzlich gerne direkt am Döppersberg geblieben, aber die Schloßbleiche ist eine tolle Lösung.
Rundschau: Oft wird eine zu große Entfernung der neuen Wache zum Döppersberg selbst kritisiert.
Röhrl: Diesen Aspekt sollte man ganz in Ruhe betrachten. Ich selbst bin die Strecke vor kurzem einmal abgegangen und habe zwei Minuten gebraucht, um vor Ort zu sein. Ein Streifenwagen wäre noch viel schneller. Außerdem muss man eines klar sagen: Sicherheit geht nicht von Gebäuden aus, sondern von sichtbaren, präsenten Polizeibeamten. Und die haben wir jetzt am Döppersberg und werden sie auch in Zukunft dort haben. Denkbar ist, für die erste Zeit der neuen Wache verstärkt Hinweisschilder zu installieren, damit der neue Standort sich gut einprägt. Ich bin aber sicher, dass die teilweise jetzt noch herrschende Aufregung sich dann ganz schnell legen wird.
Rundschau: Gefordert wird in Sachen Döppersberg auch immer wieder eine intensive, umfassende Videoüberwachung. Wie sinnvoll wäre die?
Röhrl: Die Frage ist dabei immer, welchen Bereich man überwachen will. Für die gesamte Achse vom Bahnhof bis zur Alten Freiheit wäre das ein ungeheurer Technik- und Kostenaufwand. Außerdem muss hinter den Kameras Personal sein, um im Fall des Falles sofort reagieren zu können. Denn sonst hat Videoüberwachung wenig Sinn. Man sollte das Thema Videoüberwachung außerdem stets in einem gesunden Verhältnis zur Gefährlichkeit des jeweiligen Orts diskutieren.
Rundschau: Und wie gefährlich ist der Döppersberg?
Röhrl: Das Areal ist sehr stark frequentiert, es gibt viel Publikumsverkehr, natürlich sind dort auch Bürger unterwegs, die nicht nur Gutes im Sinn haben. Das Umfeld eines Bahnhofes mit vielen Geschäften zieht immer Täter an. Wir verzeichnen vor allem Taschendiebstähle oder Körperverletzungen, letztere aber vor allem zwischen Menschen, die miteinander zu viel Alkohol trinken. Zurzeit sehe ich nicht, dass die Realitäten am Döppersberg eine umfassende Videoüberwachung, die formal möglich wäre, rechtfertigen würden. Außerdem gibt es zahlreiche andere taktische Maßnahmen, mit denen die uniformierte oder verdeckt arbeitende Polizei an problematischen Orten präsent ist. Und präsent — das sind wir am Döppersberg.