„Villa Amalia“ im Briller Viertel Exklusiv und mit Gastronomie

Wuppertal · Die Villa Amalia an der Briller Straße soll zum Schmuckstück werden – im ersten Quartal 2024 ist die Eröffnung einer Senioren-Wohnanlage geplant. Und nicht nur das: Die Investoren wollen das Denkmal auch für Besucher öffnen – ein Ausflugs-Café inklusive.

Hingucker im Obergeschoss: In diesem Raum wurden Szenen des Serien-Hits „Babylon Berlin“ gedreht.

Foto: Schönes Leben Gruppe/Tom König

Die Tür geht auf. Ein Schritt hinein. Dann ist er da. Der Wow-Moment. Wo bin ich hier gelandet?, fragt sich der Besucher. Dass draußen Baustellen-Feeling herrscht, der Weg durch Matsch führte, ist vergessen, sobald die Tür von innen wieder geschlossen ist.

Die Villa Amalia zieht schnell in den Bann. Die Schritte hallen durch das Gebäude. Von der Eingangshalle führen Treppen nach oben. Herrschaftlich ist der Eindruck. Das ganze Ambiente mit seinen marmornen Säulen lässt die Pracht erahnen, die das Denkmal am Rande des Briller Viertels einst bot – und wieder bieten soll. Nicht nur für einen erlauchten Kreis.

Erdgeschoss mit Wow-Effekt: Dieser Bereich der Villa soll öffentlich werden und auch ein Ausflugscafé beherbergen, kündigt Kip Sloane, Geschäftsführer der „Schönes Leben Gruppe“, an.

Foto: Schönes Leben Gruppe/Tom König

Im ersten Quartal 2024 plant die „Schönes Leben Gruppe“ die Eröffnung ihrer Senioren-Wohnanlage an der Briller Straße. Die Villa, 1883 errichtet und nach der kurz zuvor verstorbenen Ehefrau des Bauherrn benannt, soll dabei zwischen den drei Neubauten eine Art „Wohnzimmer“ für die Bewohnerinnen und Bewohner werden - und mit Gastronomie auch die Wuppertaler Öffentlichkeit locken.

Eine Art Erweckung aus dem Dornröschenschlaf: Nachdem vor gut zehn Jahren das Seniorenheim, das zuletzt dort residierte, Insolvenz anmeldete, stand das Briller Schlösschen, wie manch einer es auch nennt, leer. Der Verfall drohte – nachdem Ende der 1970er Jahr gar schon mal ein Abriss im Raum stand. Damals rettete sie eine private Initiative. Und 2015 war es dann schließlich eine Immobilienfirma, die einsprang und den Komplex – zu dem mit dem Kutscherhaus übrigens noch ein zweites Denkmal gehört – kaufte.

Drei neue Wohnhäuser sind rund um die Villa geplant mit insgesamt 64 Wohnungen, dazu drei besondere Wohnungen im Kutscherhaus. Mit „Exklusives Service-Wohnen“ ist das Angebot überschrieben. Die Schönes Leben Gruppe wird sozusagen Generalmieter und Betreiber der Gesamtanlage.

Kip Sloane, Geschäftsführer der „Schönes Leben Gruppe“.

Foto: Tom König

Aber: „Wir wollen keine ,gated community‘, die Villa soll ein Ort des Quartiers werden“, kündigt Kip Sloane, Geschäftsführer der Schönes Leben Gruppe, beim Rundgang durch das Bauwerk an. Das gesamte Erdgeschoss werde öffentlich zugänglich sein. Ein Restaurant mit besonderem Anspruch soll entstehen, dazu ein Veranstaltungsort für außergewöhnliche Anlässe. Die Villa, die über Jahre immer leicht versteckt neben der Hauptstraße lag, soll sich in einen Treffpunkt verwandeln, „um zum Beispiel einfach mal einen Nachmittags-Kaffee zu genießen“, sagt Sloane, der von einem Ausflugscafe mit Biergarten spricht. „Einen Namen suchen wir noch.“

Die Sanierung des Kleinods, das Ende des 19. Jahrhunderts errichtet wurde und eine wechselvolle Geschichte hinter sich hat, ist ein Millionenprojekt und soll „ganz behutsam“ erfolgen, verspricht Sloane. „Der Wow-Moment beim Reinkommen wird bleiben – und der historische Charme.“

Wer mit ihm die Tour durch die Villa mit ihren rund 1250 Quadratmetern Fläche macht, merkt schnell, was er meint. Hier und da stehen noch alte Möbel. „Die werden aufgearbeitet.“ Die Holzvertäfelungen sind ein echter Hingucker, der noch erhaltene Stuck an den Decken erst recht. Und da, wo er nur noch zu erahnen ist, wird er rekonstruiert. „Außerdem wird das gesamte Innenausstattungskonzept an das Erscheinen des Hauses angepasst und dieselbe Form- und Bildsprache sprechen“, sagt Sloane. Wie er das meint? Ein Blick ins „Babylon-Zimmer“ dürfte helfen. Der Name verrät’s: Dort wurden vor ein paar Jahren Szenen für die preisgekrönte Erfolgsserie Babylon Berlin gedreht.

Wer weiß, vielleicht kannte Tom Tykwer, Regisseur und Wuppertaler, die Villa ja schon vorher. Auf jeden Fall passt der komplett vertäfelte Raum mit dem Harmonium perfekt ins Berlin der 1920er. Und er soll zum Herzstück des neuen Restaurants werden, erklärt Sloane.

Die Bauarbeiten an der und rund um die Villa Amalia sind in vollem Gange.

Foto: Wuppertaler Rundschau/rt

Im ersten Obergeschoss wird dagegen nur ein Teil öffentlich. Mit einem Veranstaltungsraum, der angemietet werden kann für Feiern oder Firmenevents, sowie Flächen für wechselnde Ausstellungen und ähnliches. „Wir wollen unsere Standorte auch für die Städte betreiben“, hebt Sloane hervor. Deshalb soll auch die Wuppertaler Kunst- und Kulturszene einbezogen werden.

Und natürlich dürfen sich auch die Bewohnerinnen und Bewohnerinnen freuen. Bibliothek und Kaminzimmer im ersten Obergeschoss bleiben allein ihnen vorbehalten. Und im zweiten Obergeschoss warten später dann unter anderem Räume für einen Friseur, therapeutische Anwendungen und Fitness – schöner Ausblick inklusive.

Bis es soweit ist, wird allerdings noch ein bisschen Wasser den Briller Bach, draußen, vor der Villa, hinunterfließen. Auch das wird beim Rundgang deutlich. An einigen Stellen ist noch gut zu erkennen, dass der einstige Herrensitz für die Nutzung als Seniorenheim ziemlich „verbaut“ wurde. Kleine Räumchen statt großer Zimmer. Einiges an Zwischenwänden hat die Baufirma bereits entsorgt, weitere Spuren müssen beseitigt werden.

Und auch rund um das Denkmal wird sich einiges tun. Von den drei Neubauten samt Tiefgarage ist noch nicht soviel zu sehen, die Arbeiten laufen allerdings. Der Mittelpunkt bleibt aber die Villa. „Sie wird ein lebendiger Ort werden“, kündigt Sloane an.