150. Geburtstag Jetzt hat Else ein "blaues Klavier"

Wuppertal · "Ich habe zu Hause ein blaues Klavier", schrieb Else Lasker-Schüler in einem ihrer Gedichte. Auch Wuppertal hat ein Klavier, und zwar im Bahnhof im Döppersberg. Zur Feier des 150. Geburtstag der Wuppertaler Dichterin verkleidete Textilkünstlerin Renate Flohr das Klavier am Montag (11.

Renate Flohr und Markus Blomberg vor dem "neuen" blauen Klavier im Bahnhof, sozusagen als Geschenk zu Else Lasker-Schülers Geburtstag.

Foto: Max Höllwarth

Februar 2019) mit einer blauen Husse.

Die Idee dazu stammt von unserem Chefredakteur Hendrik Walder. "Warum eigentlich nicht…", hat er sich gedacht, und mit dieser verrückten Idee im Kopf Markus Blomberg von "Meine Stunde für Wuppertal" angerufen, der das Klavier betreut und aufgestellt hat.

"Ich war total begeistert", erzählt Markus Blomberg am Montagnachmittag im Bahnhof, während Renate Flohr und ihr Mann die Husse am Klavier verknoten. Nach kurzem hin und her, wie das Projekt "blaues Klavier" am besten umzusetzen wäre, rief Blomberg die Künstlerin an und fragte: "Renate, was können wir denn da machen?"

Flohr fuhr nach am selben Tag (das war vergangenen Mittwoch) zum Bahnhof am Döppersberg und nahm Maß. Innerhalb von fünf Tagen nähte sie die blaue Verkleidung und bügelte zusätzlich den Schriftzug "Für Else 150" auf. Dreieinhalb Meter Stoff verkleiden jetzt das Klavier.

Hier das Gedicht:

Mein blaues Klavier

Ich habe zu Hause ein blaues Klavier
Und kenne doch keine Note.
Es steht im Dunkel der Kellertür,
Seitdem die Welt verrohte.
Es spielten Sternenhände vier —
Die Mondfrau sang im Boote.
— Nun tanzen die Ratten im Geklirr.
Zerbrochen ist die Klaviatur.
Ich beweine die blaue Tote.
Ach liebe Engel öffnet mir
— Ich aß vom bitteren Brote —
Mir lebend schon die Himmelstür,
Auch wider dem Verbote.