Wuppertaler Shootingstar Horst Wegener: "Ein Gefühl wie von 0 auf 100"
Wuppertal · Plötzlich war er da. Da stand sein Name auf Plakaten, spielte er bei Wuppertaler Festen, lief sein Song "Deutschen Land" im Radio — sogar bei Cosmo (ehemals Funkhaus Europa). Wer aber ist eigentlich dieser Horst Wegener?
Plötzlich war er da. Da stand sein Name auf Plakaten, spielte er bei Wuppertaler Festen, lief sein Song "Deutschen Land" im Radio — sogar bei Cosmo (ehemals Funkhaus Europa). Wer aber ist eigentlich dieser Horst Wegener?
"Unser Land ist wie eine schlechte Ehe / Zwei Parteien, die nicht miteinander reden / Gewählte Politiker geben Befehle, wo ich als Wähler eigentlich / nicht hinterstehe / True story, die ich grad erzähle."
So fängt er an, der Song "Deutschen Land", der den Wuppertaler Horst Wegener ziemlich schnell ziemlich bekannt gemacht hat. "Ja, das ging alles sehr rasant", bestätigt der 20-Jährige, der zum Treffen im Luisenviertel mit dem Rad kommt — "ich wollte unbedingt pünktlich sein!" Groß, dunkle Locken, dunkler Mantel, strahlendes Lächeln. Ein echter Sympathieträger, der irgendwie gar nicht aussieht wie ein "Horst". Wir suchen einen Platz in der Sonne, bestellen Cappuccino. Dabei erzählt der junge Sänger, dass er gerade erst wieder nach Wuppertal gezogen ist. "Ich genieße das so, in Wuppertal zu leben", sagt er. Es wird nicht das einzige Mal sein, dass er von dieser Stadt schwärmt. Er studiert in Dortmund (Film und Sound), hat dort kurz gewohnt, ist nun aber wieder ins Mirker Viertel gezogen — und glücklich.
Horst Wegener kann kaum glauben, dass es gerade mal zwei Jahre her ist, dass er — an seinem 18. Geburtstag — zum ersten Mal Menschen seine Songs vorgespielt hat ("Das kam ganz gut an") und erst ein halbes Jahr, dass er sein erstes Konzert gespielt hat. "Da kam der Stein schon ins Rollen", erzählt der in Ecuador geborene Musiker. Es gab seitdem viele Nachfragen von Veranstaltern — eher eine Seltenheit. Dankbar ist er dafür, weiß sehr zu schätzen, was passiert und wie viel Unterstützung er bekommt.
Der Weg dorthin, er ging ihn nicht ehrgeizig, aber durchaus bewusst. Mit Gedichten fing es an. Die schrieb er mit 13/14 Jahren — natürlich für Mädchen. "Das kam aber nicht so gut an", gesteht Horst. Aber er begann zu reimen. In der 10. Klasse rappte er auf der Abschlussfeier und für das Medienprojekt hat er im Film "Zoey" einen Rapper gespielt ("echt schlecht!").
Doch Horst Wegener hört viel Rap, vor allem Samy Deluxe. "An seinen Texten habe ich gelernt, dazu eigene Melodien geschrieben und so langsam meinen eigenen Flow entwickelt", beschreibt er die Anfänge. Samy Deluxe hat er übrigens letztes Jahr bei einem Workshop in Wuppertal kennengelernt — und ihm einen seiner Songs vorgespielt. "Er fand ihn herausragend, hat sich sogar noch mal gemeldet", erzählt Horst ohne die geringste Spur von Überheblichkeit.
Doch erst als er seinen Freund Golo kennenlernt, der ihn ermutigt, vor anderen zu spielen, wagt er sich mit seinen Songs nach draußen — und sucht sich eine Band. "Ich bin ein großer Freund von Livemusik und liebe den Sound von Blasinstrumenten", sagt Horst und strahlt. "Es war für mich ein prägendes Gefühl, das erste Mal mit Bläsern zu proben. Das gibt Kraft und Halt. Und persönlich bin ich immer mehr berührt, wenn eine Trompete zu hören ist."
Und so gibt es in seiner Band neben Gitarre und Piano auch Trompete, Posaune und Saxofon. Und da jeder der Musiker seinen eigenen Stil mit einbringt, bewegt sich das Ergebnis zwischen HipHop, Jazz, Funk und Pop. "Eine echte Fusion der Genres."
Die Texte dazu schreibt Horst. Sie handeln natürlich von privaten Erfahrungen, offenbaren aber auch immer wieder einen Blick auf die Gesellschaft. "Ich möchte damit sensibilisieren für das, was in unserer Zeit passiert", sagt Horst, "aber nicht in vielen Köpfen ist."
Wenn der 20-Jährige über diese Dinge spricht, dann merkt man, dass er viel mit älteren Leuten zu tun hat. "Ich hatte früh Kontakt zu Brenda Boykin, hab' sie einfach angequatscht. Sie hat mir beigebracht Wuppertal schätzen zu lernen, für alles, was diese Stadt uns bietet", betont er und lobt den Rückhalt in der Szene, Menschen wie Maik Ollhoff und Armin Alic, Orte wie die "Mauke", das "Loch" und "Utopiastadt". Und all die Möglichkeiten, die sie ihm bieten.
Momentan arbeitet er an der Veröffentlichung seiner ersten EP, ist im November eingeladen, beim "Treffen junge Musikszene" im Rahmen der Berliner Festspiele mitzumachen. Läuft also, oder? "Ja, ich freu' mich total auf die Zukunft", bekundet er fröhlich, bevor er sich aufs Rad schwingt — die Probe wartet. "Auf meine, aber auch auf die der Stadt."