Diskussion City-Outlet: Handels-Killer oder Frequenzbringer?
Wuppertal · Entspannt lächelnd folgte der Oberbürgermeister den Ausführungen auf dem Podium. Dabei stellte der Einzelhandelsverband in der "VillaMedia" nicht nur ein Gutachten über die Auswirkungen des geplanten Outlet-Centers in der ehemaligen Bundesbahndirektion vor, sondern sparte auch nicht mit Kritik an Stadt und Investor.
"Diese Untersuchung wäre eigentlich Aufgabe der Verwaltung gewesen", erklärte Geschäftsführer Ralf Engel, dessen Verband die Ausarbeitung bestellt und bezahlt hatte. Schließlich beschreibe sie auch die städtebaulichen Entwicklungen im Zuge der Neuansiedlung — und die sind nicht unerheblich.
Vor allem im Textil und Sportartikelbereich, die den Schwerpunkt des zu erwartenden Sortiments ausmachen werden. Zwischen 15 und 30 Prozent dieses Umsatzes werden voraussichtlich von anderen innerstädtischen Standorten in das City-Outlet fließen.
Mit dem riesigen Parkhaus in der ehemaligen Post, so Gutachter Stefan Kruse, entstehe damit tief im Süden der Innenstadt zugleich ihr neues Einfallstor, denn erfahrungsgemäß parken die Menschen dort, wo ihnen ein Stellplatz sicher scheint. Die sich anschließende Shopping-Tour, so Kruses Compagnon Rolf Junker, ermüde die Kunden nach spätestens einem Kilometer Laufweg.
Dementsprechend sieht er große Probleme auf den Norden der City, den Neumarkt und insbesondere die Rathaus Galerie zukommen. An dieser Stelle hätte die Stadt aktiv werden müssen, monierte Engel. Mathias Wewer von der IG City Barmen pflichtete dem bei: Seit Jahrzehnten mangele es im Rathaus an einem Gesamtplan für die Handelsentwicklung im Tal.
Baudezernent Frank Meyer hielt dagegen, man könne nicht weiter dem dramatischen Kaufkraftverlust in Wuppertal tatenlos zusehen: "Wir ziehen zu wenig Kunden aus dem Umland." Mit der Ansiedlung des Outlets gewinne die City an Attraktivität für Auswärtige. Zweifel daran gab es von Seiten der IHK. Hauptgeschäftsführer Michael Wenge: "Das Remscheider Designer-Outlet-Center wird mit Produkten und Marken aufwarten, die man im Bergischen momentan so nicht findet."
In der Bundesbahndirektion würden hingegen Marken erwartet, wie sie auch gegenwärtig im Tal angeboten werden. Außerdem habe das DOC in Lennep einen Entwicklungsvorsprung. Meyer räumte ein, dass man in Wuppertal noch nicht so weit wäre, wie es wünschenswert sei, aber das "Tempo gibt in diesem Planverfahren nun mal der Investor vor."
Wie gesagt, mildes Lächeln beim OB an dieser Stelle. Es handelte es sich übrigens um Remscheids Stadtoberhaupt Burkhard Mast-Weisz, der die Veranstaltung im Auditorium verfolgte. Wuppertals Oberbürgermeister Andreas Mucke hatte einen anderen Termin.
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