Leserbrief „Fußgänger empfinden es anders“
Betr.: Rücksichtnahme von Radfahrern / Rundschau-Leserbrief
Lieber Herr Kunkel, es ist ehrenwert, wenn Sie sich zu den Radfahrern zählen, die, wie es eigentlich sein sollte, Rücksicht auf Fußgänger nehmen. Dabei setze ich mal voraus, dass Sie das auf der Samba- und Nordbahntrasse genauso machen, wie im übrigen Straßenverkehr.
Trotzdem zeigt ja wohl alleine die verhältnismäßige Menge an Leserbriefen, dass Fußgänger es anders empfinden. Fakt ist, nicht alle Spaziergänger laufen als „Schlafmützen“ durch die Gegend. Man sollte sich auch mal die Frage stellen, wie viel Zeit ein Radfahrer an einem Punkt verbringt, wenn er Spazier- oder Fußgänger überholt, und wie viel mehr eben ein Fußgänger beim Laufen erlebt.
Hierbei spielt eben genau die Geschwindigkeit eine Rolle. Ebenso die Tatsache, dass mit dem Wechsel vom „normalen“ Fahrrad hin zum Anteil an E-Bikes (immerhin mit Geschwindigkeiten von bis zu 25 km/h) die Gefahr von Unfällen potenziell zunimmt. Hinzu kommen auf den Trassen und Bürgersteigen zunehmend noch die unseligen E-Scooter, für die dasselbe gilt.
Fakt ist aber auch, dass im öffentlichen Straßenverkehr zunehmend zu beobachten ist, dass insbesondere Fahrradfahrer offensichtlich glauben, Verkehrsregeln würden nur für alle anderen Verkehrsteilnehmer gelten und Rücksicht müsste nur auf sie genommen werden.
Hier einige Beispiele: Das Befahren von Bürgersteigen, oftmals noch im Gegenverkehr, die nicht als Radwege freigegeben sind. Das Befahren in falscher Richtung und dazu noch oft auf der Mitte oder falschen Seite von Einbahnstraßen, die nicht für den Radverkehr freigegeben sind. Das bewusste Ausweichen auf Bürgersteige, um rote Ampeln zu umfahren. Das bewusste Überfahren von roten Ampeln. Der bewusste nicht eingehaltene Abstand zu parkenden Autos oder Fußgängern beim Überholen. Das unterlassen des Klingelns mit der damit notwendigen Reduzierung der Geschwindigkeit. Das bewusste Unterlassen eines Abbiegezeichens und plötzliche Spurwechsel. Das bewusste Nutzen von nicht freigegebenen Strecken im Wald.
Interessant ist, dass eine hohe Anzahl dieser Fahrradfahrer einen Führerschein besitzen, aber mit dem Besteigen eines Fahrrades offenbar alles vergessen. Wohlgemerkt, niemand macht alles richtig, aber mehr Rücksicht wäre dringend nötig.
Jeder soll, wenn er mag, ein Fahrrad nutzen, aber auch bedenken: Wo er die Freiheit und Unversehrtheit eines anderen Menschen beschneidet, hört die eigene Freiheit auf. Man sollte auch bedenken: Verletzungen oder unter Umständen Tötungen, auch aus Fahrlässigkeit, sind keine Kavaliersdelikte, sondern Straftaten.
Und unbestritten sind Fahrradfahrer gegenüber Fußgängern die stärkeren Verkehrsteilnehmer, genauso wie das im Verhältnis vom Auto zum Fahrradfahrer gilt.
Stephan Volter
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