„Die Addams Family“ im Theater in Cronenberg Witzig, sarkastisch, bisschen erotisch
Wuppertal · Quietschegelb statt schwarz und gute Laune statt destruktiver Stimmung: Wednesday, die Tochter der Addams Family, ist verliebt. Was das für ihre Umwelt bedeutet, ist düster-beschwingt im Theater in Cronenberg (TiC) zu sehen. Dort feierte gerade das Musical um die TV-Kultfiguren eine bejubelte Premiere.
Dass die Addams Family im New Yorker Central Park wohnt und es gern dreckig, dunkel und tot mag, wissen nicht nur die Fans der US-amerikanischen Fernsehserie. Wer das nicht weiß, sind die Eltern von Wednesdays (Giulia D'Acquisto) neuem Freund. Sie kommen zum Kennenlernen zu Morticia (Anja Bielefeld) und Gomez Addams (Leon Gleser) nach Hause, was natürlich nicht so unproblematisch abläuft, wie die schwerverliebte Wednesday es sich wünschen würde.
Da helfen auch keine Bitten an die Eltern und Verwandten, einmal „normal“ zu sein. Denn was ist schon normal? Ist es etwa nicht normal, wenn ein Mann im Hobbykeller historische Folterinstrumente sammelt und seine Gattin sich sehnlichst einen Kurzurlaub in der Pariser Kanalisation wünscht? Wenn der Onkel (Florian Siegmund) in den Mond verliebt ist und der Sohn (Fiona Röhrig) in einer Zwangsjacke schläft?
Dass der Besuch von Lucas (Victor Kuhlen) und seinen Eltern (Dennis Gottschalk und Nina Jestel) schließlich völlig aus dem Ruder läuft, liegt dann aber an einem Wahrheits-Serum ...
Die Addams Family entstand (zunächst als Cartoon) in den 1930er Jahren als Persiflage einer US-amerikanischen Vorzeigefamilie. In den 60er Jahren avancierten die bizarren Gestalten zu Fernseh- und später zu Filmhelden. Das Theater in Cronenberg schafft es sehr beeindruckend, die düster-humorige Stimmung der Serie mit Gesang und Tanz auf die relativ kleine Bühne im Atelier in Unterkirchen zu bringen.
Regisseur Dustin Smailes, Choreograf Paul Kribbe und der musikalische Leiter des TiC, Stefan Hüfner – alle drei Profis –, nutzen nicht nur Bühne und Zuschauerraum, sondern auch die Talente des Ensembles optimal aus. Bei der Premiere saßen die Töne und die Bewegungen. Ebenso verdienen die Menschen hinter der Bühne großes Lob.
Die erste Vorstellung war perfekt gelungen. Das Publikum, zu dem auch viele Teenager zählten, wurde zweidreiviertel Stunden (mit Pause) gut unterhalten, obgleich das letzte Viertel ein wenig kürzer hätte ausfallen dürfen.
Witzige Dialoge mit Sarkasmus gespickt, eine kleine Prise Erotik und ein Happy End machen die Inszenierung nicht nur für Teenies sehenswert. Bestens disponierte Darstellerinnen und Darsteller sorgen für die künstlerische Qualität des Musicals von Marshall Brickman, Rick Elice und Andrew Lippa.