Dass Mary auch sehr witzig ist, dass beweist sie nicht nur in einigen Texten ihrer Songs. Davon konnte ich mich persönlich überzeugen, als ich sie schon zweimal im Kölner Gloria-Theater "backstage" getroffen habe (die Rundschau berichtete). Nicht umsonst ist Mary (zusammen mit dem Kabarettisten Wolfgang Tepper) und der Comedy-Satire über den deutschen Schlager mit dem Namen "Nutten, Koks und frische Erdbeeren" derart erfolgreich, dass diese Tournee in 2017 fortgesetzt wird und sie unter anderem auch am 8. September 2017 in der Historischen Stadthalle in Wuppertal damit gastieren wird.

Doch auf dem neuen Album finden wir auch Lieder mit ernsteren Themen, so z. B. in dem Lied "Stein auf Stein", dass Mary Roos allen Frauen, die Deutschland nach dem Krieg wieder mit aufgebaut haben, gewidmet hat. Mary hat dieses Thema schon seit vielen Jahren beschäftigt und "Pe Werner" das Thema in diesem Lied in berührende Worte gefasst. Ein ruhiges und eindringliches Lied!

Aber Mary wäre eben nicht Mary, denn wie keine andere schafft sie den Balance-Akt zwischen den großen Themen und den kleinen Nöten wie z. B. den Parkplatzsorgen im Song "Parkplatz" oder fortgeschrittenen Geburtstagen in dem Song:"Sie kann es tragen". Der großen Not, dass wir alle ja "Nie Zeit" haben, besingt sie auf dem Lied: "Ich hab Zeit" mit einem genialen und ironischen Text, der mich wahrlich zum Schmunzeln bringt.

"Lady Mary" kann jedes Genre an Musik bedienen, ob Balladen, Schlager, Pop-Songs, ja sogar Jazz- und Swing-Nummern. Ihre Bandbreite scheint unerschöpflich zu sein. Übrigens schaffte sie den Sprung auf internationale Bühnen. Was vielleicht einige nicht wissen: In den 1970ern verehrten unsere französischen Nachbarn sie als erfolgreiche Chanson-Sängerin. Mary Roos trat als erste Deutsche im Pariser Olympia auf. Zwei französischsprachige Alben und ungefähr zehn französische Singles kamen von ihr auf den französisch sprechenden Markt, und sogar in ein oder zwei französischen Filmen spielte sie mit. Ja, und sogar die Amerikaner luden die Sängerin als ersten deutschen Gast in die Muppets-Show ein.

Zweimal hat sie Deutschland in der Eurovision vertreten. Mit den Songs "Aufrecht geh‘n" und "Nur die Liebe lässt uns leben" schrieb sie deutsche Musikgeschichte. Mein Lieblingsalbum von ihr ist von 1981/1982 und hieß "Was ich fühle", u.a. mit dem deutschen Vorentscheidungssong "Lady", aber auch die deutsche Version des Cliff-Richard-Hits "We dont talk anymore" ("Ich werde geh‘n heut Nacht"). Auf diesem Album zeigte mir Mary Roos mit ihrer Stimme und den Texten ihr komplettes Gefühl. Sie hat einen unglaublichen Widererkennungswert in ihrer Stimme, und besonders auf Balladen transportiert sie dieses Gefühl an uns Zuhörer.

Viele andere Chart-Hits hatte Mary Roos, sei es "Arizona Man" von 1970 oder auch das Cher-Cover "Leider lieb ich Dich immer noch" (deutsche Version von "Believe") und genauso das Lied "Einmal um die Welt", welches man auf allen deutschen Kreuzfahrtschiffen zu hören bekommt und richtig gute Laune verbreitet. Sie trat bereits als Neunjährige auf, hatte ihren ersten Charterfolg 1965 und war eigentlich immer da, nie weg vom Fenster, ein echter deutscher Star, aber eben so wunderbar normal, so dass man "Mary Roos" einfach lieben muss. Keine, aber wirklich keine deutsche Sängerin hat nach meiner Meinung eine so starke deutsche Version ("So leb‘ Dein Leben") des Welthits "My way" gesungen.

Eines ist aber nun ab dem Erscheinungsdatum des neuen Albums am 31. März 2017 sicher, da Mary eine persönliche Abneigung gegen Abschiedstourneen hat, oder mit ihren eigenen Worten zu sagen: "Geht doch eh immer weiter, oder?" , bleibt sie uns noch lange, lange erhalten und erfreut uns ein Leben lang mit "Nur noch Zugaben!". Ich freu mich sehr, Mary!

Liebe Leser der Wuppertaler Rundschau: Hört also mal rein in das Album, und ich bin mir sicher, ich höre bereits auch Euren "Applaus" für "Frau Roos".

Musikalische Grüße vom Euro-music-Peter!