Sozialdezernent Dr. Stefan Kühn Corona-Pandemie: „Enttäuschende Vorschläge“

Wuppertal · Die Corona-Zahlen in Wuppertal sind weiter leicht rückläufig. Aber: Weil kaum noch getestet wird, ist die Dunkelziffer vermutlich hoch. Gesundheitsdezernent Stefan Kühn schätzt, dass nur noch jeder zweite Infizierte offiziell erfasst wird – und ist nicht überzeugt von den für den Herbst geplanten Regelungen des Bundes.

Die Schlangen vor der städtischen Impfstelle am Döppersberg sind längst Geschichte.

Foto: Christoph Petersen

Kostenlose Corona-Tests nur noch in Ausnahmefällen und fast überall Wegfall der Testpflicht – das hat sich massiv ausgewirkt. „Vorige Woche wurden in Wuppertal nur noch rund 25.000 Schnelltests gezählt. Auf dem Höhepunkt der Pandemie waren es bis zu 140.000“, schildert Kühn die aktuelle Situation. Das relativiert die -- auf hohem Niveau – innerhalb einer Woche um rund 100 Punkte gesunkene Inzidenz (Stand Freitag 430) und die Zahl von aktuell 2.200 Infizierten. „Die tatsächliche Betroffenheit dürfte doppelt so hoch sein“, so Kühns Vermutung.

Passend dazu gibt es auch keinen Rückgang bei den Corona-Erkrankten in stationärer Behandlung. 120 Patienten mit Corona liegen nach Kühns Angaben derzeit in Wuppertaler Krankenhäusern, allerdings nur die Hälfte wegen der Infektion. Bei den anderen handele es sich um Fälle, die wegen anderer Diagnosen in Behandlung sind und bei denen Corona – unter anderem durch die Testung vor der Aufnahme – entdeckt wurde.

Größte Sorge des Gesundheitsdezernenten ist jetzt die Frage, wie sich der Schulbeginn auf das Infektionsgeschehen auswirken wird. Vor den Ferien seien sehr viele Kinder und Jugendliche betroffen gewesen. Hinzu kommt die Furcht vor einer Verschärfung der Situation im Herbst, auf die sich die Bundesregierung mit einer Neufassung des Infektionsschutzgesetzes vorbereiten will.

Was darüber diese Woche bekannt wurde, lässt Kühn grübeln: „Von dem, was wir jetzt medial lesen, bin ich ein ganzes Stück enttäuscht. Die Vorschläge beschränken sich im Prinzip auf eine Maskenpflicht mit vielen Einschränkungen. Dass man als Kommune nicht die Möglichkeit hat, bei Bedarf schärfere Instrumente einzusetzen, ist ernüchternd.“

Kaum noch nachgefragt werden unterdessen die städtischen Impfangebote, die sich aktuell auf den Pavillon am Döppersberg konzentrieren. „Das Impfgeschehen hat sich fast komplett in die Arztpraxen verlagert“, so Kühn.

Am Döppersberg wurden vergangene Woche daher nur noch 82 Menschen geimpft. Mit Blick auf eine mögliche Verschärfung im Herbst wolle man die städtische Struktur trotzdem aufrecht erhalten.