Inzidenzwert über 1.000 Krisenstab: „Die Systeme funktionieren“
Wuppertal · Trotz eines am Mittwochabend (19. Januar 2022) erreichten Inzidenzwertes von 1006,48 drohen in Wuppertal nach Einschätzung der Stadtverwaltung aktuell keine Ausfälle im Bereich der kritischen Infrastruktur.
„Die Situation ist äußerst angespannt und teilweise grenzwertig“, erklärten Oberbürgermeister Uwe Schneidewind und Krisenstabsleiter Johannes Slawig nach der Sitzung. „Aber alle Leistungseinheiten mit notwendiger Bedeutung für die Stadtgesellschaft sind in ausreichendem Umfang arbeitsfähig. Dies ist die erfreuliche Botschaft trotz aller düsteren Rahmenbedingungen: Die Bürger müssen aktuell keine Ausfälle oder Störungen der Versorgung oder der öffentlichen Sicherheit befürchten.“
„Mit 4.224 infizierten Bürgern, 4.800 Menschen in Quarantäne und 3.571 Neuinfektionen in den vergangenen sieben Tagen liegen die Wuppertaler Zahlen auf einem dauerhaft signifikant hohen Niveau“, so der Lagebericht von Gesundheitsdezernent Stefan Kühn. „Über zwei Wochen hat das Gesundheitsamt nun täglich neue Höchstwerte zu verzeichnen. 94,4 Prozent der Infektionen entfallen inzwischen auf die Omikron-Mutante, 77 Prozent der Infektionen auf Ungeimpfte.“
Massentests als logistische Herkulesaufgabe
Auch der Anteil der positiven Schnelltests steigt demnach: Von 140.000 Tests in der vorletzten Woche waren 0,8 Prozent Positivbefunde; von 135.000 Tests in der vergangenen Woche waren es bereits 1,2 Prozent, ein Anstieg von 50 Prozent. Der Anteil der jungen Infizierten bis 20 Jahre weite sich aus. Mit Sorge schauen die Fachleute des Gesundheitsamtes auf Berichte über schwere Krankheitsverläufe bei Kindern.
Diese Entwicklung spiegele sich auch in den Kitas und Schulen wider. „Über 20 Kita-Gruppen und drei Einrichtungen mussten in den vergangenen Wochen aufgrund der hohen Zahl von Infektionen, auch unter dem Personal, komplett geschlossen werden. In den Schulen sorgen verzögerte Rückmeldungen der Einzelergebnisse nach positiven Pooltests für Unruhe, denn die Labore kommen mit der logistischen Herkulesaufgabe der Massentestungen ebenfalls an ihr Limit“, so die Verwaltung.
Konzentration der Kräfte auf besonders gefährdete Gruppen
In den Alten- und Pflegeeinrichtungen gebe es nach einer längeren Phase relativer Stabilität wieder eine“ dynamische Entwicklung mit Infektionen bei Bewohnern und Beschäftigten, die von einem Runden Tisch der Fachämter und Einrichtungen sehr aufmerksam beobachtet“ werde.
Von den Einrichtungsleitungen werde die Priorisierung des Gesundheitsamtes für die besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen sehr wertgeschätzt: „Die Konzentration der Kräfte ermöglicht es, dass den Pflegeeinrichtungen direkte Ansprechpartner des Amtes für schnelle Rückmeldungen ständig zur Verfügung stehen. Vom Bund erwarten die Fachkräfte Signale bezüglich einer vierten Impfung, denn bei den zuerst geimpften Senioren und Beschäftigten liegt auch die Booster-Impfung schon wieder längere Zeit zurück.“
Kinder-Impfung: Kickern und Tischtennis inklusive
Die Impf-Kampagne soll weiter forciert werden: „Die große Welle der Booster-Impfungen und der ersten Kinder-Impfungen ist von 10.000 Impfungen pro Woche vor Weihnachten auf aktuell 5.000 bis 6.000 pro Woche abgeebbt, so dass interessierte Bürger und auch Eltern für ihre Kinder zurzeit problemlos Termine bekommen. Erfreulich: Der Pavillon am Döppersberg hat sich als Anlaufstelle für Erst- und Zweit-Impfungen etabliert. 100 bis 200 Grundimmunisierungen pro Tag werden hier immer noch verteilt.“
Für die nächste Kinder-Impfung am 29. Januar (Samstag) ab 9 Uhr im Jugendzentrum Vohwinkel ist noch die Hälfte der Termine verfügbar – Kickern und Tischtennis für die jungen Impflinge während der Beobachtungszeit inklusive. Erst 15 Prozent der Kinder unter 12 Jahren in NRW sind geimpft.
Kritische Punkte in der Infrastruktur sorgfältig beobachten
Geduld benötigen weiterhin die Anruferinnen und Anrufer beim Bergischen Service-Center und bei der Corona-Hotline: „Die extreme Belastung des Gesundheitsamtes aufgrund der Rekordzahlen von Infizierten und Personen in Quarantäne schlägt voll auf Service-Center und Hotline durch, so dass den ganzen Tag über mit maximalen Wartezeiten gerechnet werden muss.“
Zusätzliche Handlungsoptionen in eigener Zuständigkeit auf der kommunalen Ebene sieht der Krisenstab in dieser Situation nicht. Die Maßnahmen zum besseren Schutz von Beschäftigten und von Besucherinnen und Besuchern städtischer Kulturveranstaltungen seien ausgeschöpft. Und auch die einzig breitenwirksame Option, einen landes- oder bundesweiter Lockdown, seien der Stab zum jetzigen Zeitpunkt nicht angezeigt.
„Es gibt zwar an der ein oder anderen Stelle kritische Punkte, die wir sorgsam im Auge behalten, aber die Systeme funktionieren“, so das Fazit von Schneidewind und Slawig.