Bergische Uni AStA: Auf Wintersemester zu Hause vorbereiten

Wuppertal · Wie geht es weiter für die Studierenden an der Bergischen Uni in Wuppertal? Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) plädiert in einer Stellungnahme für ein weiteres digitales Semester. Der Wortlaut.

Bleiben die Hörsäle leer?

Foto: Bergische Uni/Sebastian Jarych

„Im Wintersemester wird die Corona-Pandemie nicht vorbei sein. Wir als AStA gehen davon aus, dass unsere Veranstaltungen und Sitzungen weiterhin digital stattfinden und haben diesbezüglich einige Erfolge zu verzeichnen. Der Universität geht es ähnlich. So heterogen die Umsetzung der digitalen Lehre erfolgt, so heterogen ist auch die Umsetzung des digitalen Studierendenalltags. Wir verstehen daher diejenigen, die sich die möglichst baldige Rückkehr zur Normalität wünschen. Doch die Situation und vor allem ein Schutz von Menschen, die zu den Risikogruppen gehören, gibt das aktuell nicht her. Abgesehen von den vielen Studierenden in Risikogruppen, möchten wir dringlich auf die Tatsache hinweisen, dass unsere Universität einem komplexen System unterliegt. Wir haben viele Pendler*Innen, die sich morgens eng gedrängt in Busse quetschen, unsere Mensen haben täglich mehrere tausend Besucher*Innen, wir sitzen während der Vorlesungszeit täglich in verschiedenen Räumen mit großen Gruppen verschiedener Menschen - Infektionsketten nachzuweisen ist hier nahezu unmöglich.

Allen Einschätzungen zur aktuellen Lage ist zu entnehmen, dass, selbst wenn ein Impfstoff jetzt fertig entwickelt wäre, er vor 2021 nicht für die breite Masse verfügbar wäre. Damit ist für uns klar, dass wir uns auf ein weiteres Uni@Home-Semester einstellen müssen. Wir hoffen auf eins, das besser geplant und vorbereitet ist, in welchem diejenigen Dozierenden, die mit den Mitteln der Digitalisierung intuitiv weniger gut umgehen konnten, von denen lernen, auf die das zutrifft, und das weniger als eine Ausnahmesituation, sondern als Beginn einer neuen, digitaleren Lehre verstanden wird. Denn, bei aller Kritik und allen Problemen, hat das aktuelle Semester doch auch gezeigt, dass digitale Lehre möglich ist und zu einer Verbesserung der Qualität und einem Abbau von Barrieren beitragen kann. Besonders wichtig ist uns, dass bei allen angedachten Lockerungen der Schutz von Angehörigen der Risikogruppen nicht aus dem Auge verloren wird. Solidarität mit den Verletzlichsten ist das Gebot der Stunde und barrierefreier Zugang berechtigte Anforderung an eine moderne Universität.

Unsere Arbeit als AStA funktioniert nun anders, aber sie tu es: Wir bekommen fast täglich Anfragen entweder zur Finanzierung des Studiums oder zur Vermittlung in Konflikten zwischen Dozierenden und Studierenden, in denen Kamerapflicht, das Beharren auf Präsenzveranstaltungen trotz Risikogruppenzugehörigkeit oder andere Probleme auftreten. Wir sind der festen Auffassung, dass die meisten dieser Konflikte nicht aus böser Absicht geschehen, sondern aus dem Stress und den Komplikationen, die ein Uni@Home-Semester für beide Seiten mit sich bringt. Im Dialog mit der Uni-Verwaltung versuchen wir, in die Konflikte mit Dozierenden mediativ einzugreifen. Im Dialog mit verschiedenen Stellen, vom HSW bis zum Jobcenter, versuchen wir, unsere Studierenden weitere finanzielle Unterstützungsangebote neben unserer Möglichkeit, Darlehen und Ticketerstattung in sozialen Härtefällen, aufzuzeigen. Über den Fokus auf die aktuell schwierige finanzielle Situation der Studierenden hinaus, versucht der AStA sein kulturelles Programm und die Aufklärungsarbeit im Bereich Nachhaltigkeit und Politik online aufrecht zu halten.

Das aktuelle Semester bringt sehr viel Veränderung. Viele Hochschulgruppen, politischer wie kultureller Art, haben sich um die Digitalisierung ihrer Angebote bemüht: digitale Debatten bei Redekunst e.V., Unterhaltung auf dem Discord-Server des Queer-Referats, digitale Lesenachmittage des Frauen*referats bei ZOOM, Vorträge und die Ablegerparty des Nachhaltigkeitsreferats, das Pubquiz, kommende Bier und Spiele in der Online Edition, digitale Mitgliederversammlungen der StuPa-Listen, eine digitale Textwerkstatt und Redaktion bei neolith und digitale Veranstaltungen der Islamischen Hochschulgruppe sind nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Potpourri an digitalen Veranstaltungen im Sommersemester. Wir sind begeistert, wie gut dies funktioniert und dass es, wenn auch keinen Ersatz, so doch zumindest eine Alternative zu bisherigen Ideen bietet.

Bereiten wir uns deswegen auf ein Wintersemester zu Hause vor!“