Kritik an Wuppertaler Stadtspitze Elberfelder Markthändler: „Zur Schlachtbank geführt“
Wuppertal · Die Händlerinnen und Händler des Elberfelder Wochenmarkts auf dem Neumarkt vor dem historischen Verwaltungsgebäude kritisieren in einem offenen Brief den Verwaltungsvorstand scharf. Sie fürchten um ihre Existenz.
Der Markt existiere seit mehr als 200 Jahren an dieser Stelle und werde zurzeit an sechs Tagen in der Woche von den 13 Händlerinnen und Händlern bestückt. „Die Stadt Wuppertal steht zurzeit in einer Umbruchphase, die unter anderem der bevorstehenden BUGA 2031 geschuldet ist. Die Bemühungen der Stadt, uns während der Umbauphase des Marktplatzes (voraussichtlicher Baustart 2025/26) einen Ausweichplatz nach unseren Wünschen zu errichten, sind mehr als lobenswert.“
Dennoch sei klar, dass „der Ersatzstandort (Platz am Kolk, Anm. der Red.) so aus dem Lauf der Menschen ist, dass wir trotz finanziellem Entgegenkommen der Stadt (teilweiser Erlass der Nutzungsgebühr) enorme Einnahmerückgänge verzeichnen werden. Um diese hoffentlich positiven Neugestaltungen des Stadtbilds mittragen zu können, versuchen wir Händler, unsere Finanzreserven, die durch Corona-Lockdown und die Inflation mehr als gebeutelt sind, bis zum Baustart wieder aufzubessern. Diese Möglichkeit soll uns nun genommen werden“, heißt es in dem Schreiben.
Der Grund: „Die Stadt Wuppertal plant, dem Weihnachtsmarkt, der sich seit Jahrzehnten durch die Fußgängerzonen der Innenstadt schlängelt, zuzüglich seiner gewohnten Flächen den Neumarkt (Marktplatz) zur Verfügung zu stellen.“ Die Markthändler sollen in dieser Zeit auf dem Platz am Kolk bleiben. „Die Stadt begründet dieses Vorhaben mit der Situation des Weihnachtsmarkts, der durch die schon bestehende Baustelle ‚Poststraße‘ nicht, wie gewohnt, die gesamte Fußgängerzone der Innenstadt bespielen kann. All unsere vorgebrachten Ängste, dass man uns während der wichtigsten und umsatzstärksten Jahreszeit (welche nicht nur unser Überleben sichert, sondern auch die aufgebrauchten Reserven für das schon beschriebene Vorhaben der Stadt auffüllen muss) aus dem Lauf der Bürger reist, scheinen auf taube Ohren zu stoßen“, meint die Marktgemeinschaft Elberfelder Neumarkt.
Man habe angeregt, „den Weihnachtsmarkt in den Wochenmarkt zu integrieren mit der Bereitschaft, sonntags zu öffnen“. Es habe aber keine Reaktion gegeben. „Warum kann eine temporäre Veranstaltung wie der Weihnachtsmarkt nicht auf dem für uns vorgesehenen Ausweichplatz aufgestellt werden? Hier werden die Menschen zu einer Freizeitgestaltung geladen, wer sich dorthin geladen fühlt, geht dahin, wo diese Veranstaltungen stattfinden.“
Und weiter: „Weshalb müssen wir als regionale Alltagsversorger weichen? Solche Einkäufe werden in der Regel auf den alltäglichen Wegen erledigt. Hier haben die Bürger meist nicht die Zeit, noch fünfhundert Meter nach links oder rechts auszuweichen. Insbesondere den älteren Bürgern oder denen mit Handicap wird hier zwischen ihren Apotheken, Ärzten, Drogerien und Bank die einzige Möglichkeit im näheren Umkreis für den Lebensmittel- oder Blumeneinkauf genommen“, lautet die Kritik der Händlerinnen und Händler.
Im Gegensatz zu Bezirksbürgermeister Thomas Kring (SPD) sei man nicht der Meinung, dass Märkte wie dieser „außer der Zeit“ seien: „Hier sieht man anscheinend den Konsumenten lieber im Discounter eingeflogene, in Plastik verschweißte Ware zu erwerben. Überall werden Wochenmärkte als nachhaltiger und regionaler gepriesen, nicht in Wuppertal.“
Oberbürgermeister Schneidewind habe dem Vorstand des Marktvereins mit, dass sich der Verwaltungsvorstand das so überlegt habe und man das mal ausprobieren wolle. „Dieses ,Ausprobieren‘ macht uns nicht nur zu Versuchskaninchen, man nimmt auch in Kauf, dass wir zur Schlachtbank geführt werden. Hier verlieren nicht nur 13 Händler, hier verliert eine Stadt eine nachhaltige Einkaufskultur.“
Der Brief endet mit einem Appell der Marktgemeinschaft Elberfelder Neumarkt: „Sollte es in Ihrer Macht stehen sich hier einzubringen um einen solchen, aus unserer Sicht, Verwaltungsirrsinn zu verhindern – bitte tun sie es!“