Sonntag in Cronenberg Nach 37 Jahren: Abschied von Martin Ribbe

Wuppertal · Er war 37 Jahre lang Kirchenmusiker in Cronenberg und hat in seiner Gemeinde viele Spuren hinterlassen. Jetzt geht Martin Ribbe (65) in den Ruhestand.

Martin Ribbe mit dem „Spell“-Ensemble.

Foto: Spell

Wenn die Konfirmanden zu „We are the champions“ ausziehen und der Neue Chor Cronenberg „I’m singin‘ in the rain“ singt – dann geht das auf die Kappe von Martin Ribbe. Er ist seit 37 Jahren für die Kirchenmusik in der Gemeinde Cronenberg verantwortlich und hat zeitgenössische Musik und Popsongs in die Kirche geholt.

Wie erfolgreich er damit ist, zeigen unter anderem die 14 großen Produktionen des Jugend-Gospelchors „Spell“, mit dem er durch ganz Deutschland getourt ist und die Tatsache, dass es der Gemeinde nicht an Sänger-Nachwuchs fehlt. Jetzt verabschiedet sich Martin Ribbe in den Ruhestand.

„Cronenberg war meine erste und letzte Stelle“, sagt er und lacht. „Es hätte für mich hier nicht besser kommen können.“ Der 65-jährige Musiker stammt ursprünglich aus Hannover, hat in Düsseldorf studiert und ist dann nach Cronenberg gekommen – und sein ganzes Berufsleben lang geblieben.

Die Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen wurde schnell Ribbes Markenzeichen: 1988 gründete er den Jugendchor der Kirchengemeinde Spell’88, das erste Musical hieß „Godspell“ von Stephen Schwartz. Mit den Musicals – zuletzt mit dem Stück „Whistle down the wind“ – wurde der Chor immer wieder von Kirchengemeinden im In- und Ausland eingeladen.

Familiäre Atmosphäre

Weit mehr als 300 Jugendliche haben in all den Jahren bei den Musical-Produktionen mitgesungen. Viele von ihnen haben im Kinderchor angefangen und sind später bei Spell „gelandet“ – somit war die musikalische Arbeit auch immer ein wichtiger Bestandteil der Jugendarbeit in Cronenberg.

In seiner Freizeit fährt Martin Ribbe gerne Fahrrad und ist Modelleisenbahn-Fan.

Foto: Gemeinde

Die drei Kinder des Kirchenmusikers waren von klein auf dabei und sind bis heute ein Teil von Spell: „Meine Frau ist früh gestorben. Die Chöre der Gemeinde waren für mich wie eine Familie und ich war immer ein bisschen verheiratet mit meinem Beruf“, sagt Ribbe.

Der Musiker hat sich schon früh auf zeitgenössische Musik und Pop spezialisiert. Bereits im Jahr 2000 hat er den „Neuen Chor Cronenberg“ gegründet: „Die Menschen im klassischen Kirchenchor wurden immer älter, immer weniger sangen mit“, erinnert er sich. Für diesen Schritt gab es auch Kritik, aber das neue Konzept ging auf: Gesungen werden seitdem klassische Kirchenmusik, Gospel und weltliche Lieder wie ein Musical-Querschnitt von Lloyd Webber.

Zeitgenössische Musik spricht andere Menschen an

„Mit dieser Musik konnte ich ganz neue Leute ansprechen, als es der klassische Kirchenchor getan hat“, so der Kirchenmusiker. „Die Menschen werden eher abgeholt, wenn sie die Lieder kennen.“ Das merke er an den Reaktionen der Menschen in der Kirche wie auch bei den Schulgottesdiensten, die er begleitet.

Regelmäßig organisiert Martin Ribbe mit dem Fördervereins FKJC außerdem das Mitsing-Event „Sing dein Ding“ im Zentrum Emmaus und er auch die musikalische Gestaltung der Taizé-Abende liegt ihm sehr am Herzen. „Ich habe immer gut im Team mit Pfarrer Hoppe zusammengearbeitet, wir haben viele schöne Sachen gemacht“.

Dankbarkeit für die Zeit in Cronenberg

Martin Ribbe lebt in Cronenberg übrigens in einer Art WG – gemeinsam mit zwei geflüchteten Ukrainern und einem Studenten aus Kamerum. Er ist nicht nur Modelleisenbahn-Fan, sondern auch leidenschaftlicher Radfahrer und als Tourguide für den ADFC unterwegs. Dort möchte er in Zukunft auch regelmäßig Touren anbieten – vielleicht auch in Kombination mit Chor-Ausflügen.

Außerdem wird Ribbe, der ursprünglich Tontechniker werden wollte, ab Oktober bei der Oper Düsseldorf als Technikmitarbeiter mitarbeiten. Und einmal im Monat den Bürgerbus in Cronenberg fahre. Vielleicht geht es auch 2024 projektweise mit Spell weiter, oder Ribbe spielt vertretungsweise in der ein oder anderen Gemeinde.

Direkt nach seiner Verabschiedung macht Martin Ribbe aber erst einmal gemeinsam mit einem Freund eine Alpenwanderung von Berghütte zu Berghütte. Große Dankbarkeit empfindet er rückblickend: „Die Gemeinde Cronenberg war immer sehr großzügig und hat mir vieles ermöglicht. So ein tolles Miteinander, wie ich das erfahren habe, habe ich bei keinem anderen Kollegen erlebt. Es war ein gesegnetes Arbeiten für mich, mit einer tollen Begleitung von oben.“