Mit wachsender Distanz

Zwei Monate vor der Kapitulation Nazi-Deutschlands im März 1945 erschoss ein Tötungskommando der Gestapo auf dem Polizei-Schießstand im Burgholz 30 sowjetische Zwangsarbeiter.

Lange Zeit hat die Gedenkstätte an der Schorfer Straße kaum Beachtung gefunden. Hier die Gedenkfeier 2010.

Foto: Eduard Urssu

Auf Antrag des Vereins "Spurensuche — NS-Geschichte in Wuppertal" soll nun in der Nähe des damaligen Massakers ein Weg nach Helena Mastrosova, dem einzig namentlich bekannten Opfer, benannt werden.

Die Cronenberger Bezirksvertretung unterstützt den neuerlich gestellten Bürgerantrag einstimmig. Den ersten Antrag stellte der Verein bereits vor vier Jahren. Weitere Hilfe gibt es nun aus dem Büro des SPD-Landtagsabgeordneten Josef Neumann: "Es wäre ein Zeichen einer aktiven Erinnerungskultur, die mit wachsender zeitlicher Distanz zum Geschehen umso notwendiger wird."

Einen Teilabschnitt der Straße Burgholz, die zum ehemaligen Polizeischießplatz führt, nach Helena Mastrosova zu benennen, würde nach Meinung Neumanns "das Bewusstsein an die nationalsozialistische Gewaltherrschaft wach halten."

Bereits seit etlichen Jahren versucht sich der Verein "Spurensuche" an dieser aktiven Erinnerungskultur, die Anfänge der Aktionen waren alles andere als populär.

Während am prominenten Ehrenmal mit Unterstützung der Bürgervereine der Cronenberger Gefallenen beider Weltkriege gedacht wurde, trafen sich rund um den roten Obelisken am Ende der Schorfer Straße kaum mehr als eine Handvoll Menschen, um auch der weniger prominenten Opfer der NS-Gräueltaten zu gedenken. Denn hier liegen die Gebeine von 30 sowjetischen Zwangsarbeitern, die im Frühjahr 1945 im Burgholz hingerichtet wurden, weil sie vor lauter Hunger Nahrungsmittel gestohlen hatten — unter ihnen auch sechs Frauen.

Nach Kriegsende veranlasste die britische Besatzungsbehörde, dass die Leichen aus einem Massengrab in der Nähe des damaligen Schießstandes exhumiert und auf dem Friedhof an der Schorfer Straße beigesetzt werden.

Seit vielen Jahren kämpft Lieselotte Bhatia, Initiatorin und Vorsitzende des Vereins "Spurensuche", für die Namensnennung eines Weges in der Nähe des ehemaligen Schießplatzes. Ein besonderes und vor allem persönliches Anliegen. Denn ihr Vater zählte als Kriminalbeamter damals auch zu den Tätern. Die Entscheidung des Landesbetriebes Wald und Holz über eine Wegbenennung steht noch aus.

(Rundschau Verlagsgesellschaft)