Cronenberg Mit 93 unermüdlich im Einsatz

Wuppertal · Hannelore Geiss, mittlerweile 93 Jahre alt, kümmert sich seit 25 Jahren um Kinder aus dem Strahlengebiet rund um Tschernobyl. Und auch in diesem Jahr hat sie für 16 Kinder aus dem weißrussischen Merkulowitschi einen mehrwöchigen Aufenthalt in Cronenberg organisieren können.

Hannelore Geiss ermöglicht Kindern aus Weißrussland unbeschwerte Wochen in Cronenberg.

Foto: Eduard Urssu

Das Schicksal der Menschen in Merkulowitschi, einem kleinen Dorf, das seit der Reaktorkatastrophe im ukrainischen Tschernobyl im Jahr 1986 mit einer dauerhaften Strahlenbelastung auskommen muss, lässt sie nicht los. Die regelmäßigen Fahrten, die Hannelore Geiss mit vielen ehrenamtlichen Helfern organisiert, gehören daher für viele Kinder im Dorf zu den Höhepunkten in ihrem Leben.

Bis zu vier Gruppen, immer im Frühling und Herbst brachte sie mit zahlreichen Helfern und Spenden nach Wuppertal — "das war früher", erinnert sich Hannelore Geiss. "Bis zu 65 Kinder in den ersten Jahren konnten wir in Gastfamilien unterbringen. Doch die Situation hat sich mittlerweile dramatisch verändert. An so vielen Orten werden Hilfe und Spenden benötigt, dass wir kaum über die Runden kommen", sagt die Seniorin. Daher freut es Hannelore Geiss umso mehr, dass sich Jahr für Jahr immer wieder Helfer und Spender melden, um den Kindern aus Weißrussland zu helfen.

Ohne die Unterstützung der Naturfreunde Cronenberg, die Anwohner der Ortslage Greuel und nicht zuletzt der Cronenberger Unternehmen wäre das Hilfsprojekt vermutlich schon eingestellt worden. So sammeln und unterstützen der Cronenberger Heimat- und Bürgerverein, aber auch Einzelpersonen wie Petra Meynen-Koerth, Inhaberin von "PilatesPur", und der Lions-Club Wuppertal Corona für die Kinder, damit diese bei Fahrten in das Wunderland in Kalkar oder in die Zoom-Erlebniswelt in Gelsenkirchen den Alltag vergessen können.

Dreh- und Angelpunkt aller Aktivitäten ist dabei das Cronenberger Naturfreundhaus. Von hier aus gehen die Fahrten in die nähere Umgebung. Möglich ist dies durch ein Abkommen mit dem Verein der Natrufreunde. "Unsere Ortsgruppe hat schon vor langer Zeit beschlossen, dass die Kinder die drei Wochen im Jahr bei uns im Naturfreundehaus zu Sonderkonditionen wohnen können", erklärt Renate Buchholz.

Sie selbst kennt die kärglichen Verhältnisse von Besuchen in Weißrussland. "An einen Abend erinnere ich mich noch sehr gut, da waren wir zu Besuch bei einem älteren Paar. Es bot uns altes, trockenes Brot an, welches sie selbst zum Leben brauchten. Als wir nach Hause fuhren, da musste ich sehr lange weinen", erinnert sich Renate Buchholz. Seitdem engagiert sie sich umso mehr, damit zumindest die Kinder etwas Erholung in Cronenberg finden können.

Damit das Hilfsprojekt auch im kommenden Jahr stattfinden kann, benötigt der Verein "Ärzte in sozialer Verantwortung für die Kinder von Tschernobyl” weiterhin Spenden.