Wuppertaler Tafel Zwei Tonnen Bücher-Spenden pro Woche
Wuppertal · "Ohne die Erträge aus der Büchertafel wären wir nicht in der Lage, die Mahlzeiten kostenfrei auszugeben", sagt Wolfgang Nielsen, der Vorsitzende der Wuppertaler Tafel, ganz offen.
Verständlich, darf er sich doch jährlich über rund 60.000 Euro freuen, die als Verkaufserlöse erzielt werden. "Wir haben rund 12.000 Bücher ständig vorrätig", erklärt Manfred Oltmanns (79), der, wie auch der größte Teil seines etwa 18 Damen und Herren starken Teams, ehrenamtlich tätig ist. Und zwar im Parterre, wo die Buchspenden — etwa zwei Tonnen pro Woche — angeliefert werden, und im ersten Stockwerk, wo jedes einzelne Buch einer genauen Prüfung unterzogen wird, ehe es — sortiert nach etwa 50 Kategorien — verkauft wird.
"Bei der Auswahl der Bücher, die in den Verkauf gehen, legen wir strenge Maßstäbe an", verrät Oltmanns, der nach Erreichen des Rentenalters Nützliches für das Allgemeinwohl tun wollte und als ausgewiesener Bücherfreund seit 1999 in der Büchertafel tätig ist.
"Nur rund ein Drittel der Bücherspenden werden bei uns ausgelegt. Der Rest wird weitergegeben." Der Verkaufspreis ist kaum der Rede wert, wenn man bedenkt, dass man Bestseller aus den Bereichen Krimi, Belletristik, Klassik, Lyrik oder Wissenschaft meist für 25 Cent pro Zentimeter Buchrücken erwerben kann. Nur für nahezu fabrikneue Bände werden Preise zwischen einem und drei Euro verlangt.
Kein Wunder, dass der erste Stock im Rauen Werth 18 allwöchentlich und an jedem ersten Sonntag im Monat das Ziel vieler Bücherfreunde ist, die auch Bildbände, Kochbücher oder Reiseführer kaufen und oft auf der Suche nach Besonderem fündig werden.
So räumen Manfred Oltmanns und sein Team auch bergischer Literatur gleich im Eingangsbereich im ersten Stock besonders viel Platz ein. Die im Handel längst vergriffenen Editionen der Wuppertaler Rundschau wie "Sprungbrett Wuppertal" über Schauspieler und Sänger, die zum Beginn ihrer Karriere an den Wuppertaler Bühnen tätig waren, oder der Band über die "Wa(h)ren Könige" sind in der Büchertafel noch erhältlich. Ebenso wie Historisches über Wuppertals gar nicht so rühmliche Vergangenheit in der NS-Zeit. Dass der WSV niemals untergehen darf, ist in bebilderten Ausgaben ebenso festgehalten wie "Vertellches" des unvergessenen Hans "Ötte" Geib.
Um ein solch reichhaltiges Angebot unterbreiten zu können, sind natürlich viele ehrenamtliche Arbeitsstunden und die fleißigen Hände des zweiten Arbeitsmarktes erforderlich. "Bei mir kommen so 150 Stunden zusammen" erklärt auch Manfred Oltmanns — und freut sich, dass einerseits die Leseratten zufrieden nach Hause gehen und andererseits die Bedürftigen auch weiterhin kostenlos satt werden.