Rock meets Classic Steve Hackett begeistert in der Stadthalle
Wuppertal · Drei Jahre lang musste Wuppertal Corona-bedingt auf einen neuen Höhepunkt in der Reihe „Rock meets Classic“ warten. Die Geduld der Fans wurde am Sonntag (16. April 2023) beim ersten von drei Auftritten des Ex-Genesis-Gitarristen Steve Hackett in der historischen Stadthalle mit einem starken Auftritt belohnt.
Er wolle nicht marktschreierisch wie ein Boxweltmeister angekündigt werden, hatte sich Steve Hackett von Moderator Klaus Fiehe erbeten. Dabei wäre das durchaus angemessen gewesen. Denn was der mittlerweile 73-Jährige in der ausverkauften Stadthalle zusammen mit seiner Band, dem Chor „Amici del Canto“ und dem Wuppertaler Sinfonieorchester auf die Bühne brachte, war aller Ehren wert. Gemeinsam mit den klassischen Musikern unter der Leitung des kanadischen Dirigenten Bradley Thachuk, der an der Zusammenarbeit sichtlich Spaß hatte, webte er ganz wunderbare Soundteppiche aus dem Stoff der 70er Jahre.
Als Hackett auf die Bühne kam, hatte Marcus Grebe aus dem Veranstalter-Team den größten Schockmoment schon längst wieder verdaut. Der passierte nämlich schon am Dienstag, als der Flug der Hackett-Crew kurzfristig storniert wurde. Verteitt auf mehrere Flieger traf die Truppe aber rechtzeitig für die Proben ein, die gestern in ein beeindruckendes Zusammenspiel mit Chor und Orchester mündeten. Pünktlich zum 50. Geburtstag des wegweisenden Genesis-Albums „Selling England by the Pound“ standen die Stücke des Klassikers im Zentrum des zweieinhalbstündigen Auftritts, bei dem Hackett auf seiner goldgelben Les Paul alle Register der Gitarrenkunst zog und Sänger Nad Sylvan als stimmlich perfekte Kopie von Peter Gabriel bei vielen Besuchern nostalgische Erinnerungen an die Genesis-Originalbesetzung weckte.
Bei der Auftaktnummer „Dance on a Volcano“ musste noch etwas am Sound geschraubt werden, danach kam das klanggewaltige Spektakel in der akustisch für solche elektrisch verstärkten Zwecke bekanntlich nicht ganz unkomplizierten Stadthalle aber bis hin zur Zugabe „The Musical Box“ sehr gut rüber.
Mit einem Orchester von solcher Qualität zu spielen mache ihn sehr glücklich, lobte Hackett das „Rock meets Classic“-Experiment, bei dem er sich auch von einer Wunde an der linken Hand nicht stoppen ließ. Von dem darauf geklebten Pflaster verabschiedete er sich schon vor der zweiten Nummer, um dann in bewährter Manier - ein großer Bühnen-Poser war er nie - mit überwiegend geschlossenen Augen und sparsamen Bewegungen seine Gänsehaut-Soli abzufeuern.
Sehr positiv: Die Fusion von Rock und Klassik mündete nicht in Kitsch, sondern sorgte an vielen Stellen für das gewisse Etwas. So wie beim monumentalen Finale von „Shadow of the Hierophant“, das die Stadthalle in den Grundfesten erschütterte. Ober beim von den „Amici del Canto“ wunderbar auf ein neues Stimm-Niveau gehobenen „Afterglow“.
Kurz gesagt: Wer nicht dabei war hat etwas verpasst. Und alle, die Karten für die beiden ebenfalls ausverkauften Zusatzkonzerte an diesem Wochenende haben, dürfen sich freuen.