Immer wieder Probleme in den Kalksteinbrüchen Traumhaft schön, aber gefährlich

Wuppertal · Ufer und Wege sind von Schmetterlingssträuchern gesäumt, der Duft von Kräutern liegt in der Luft. Das Wasser ist traumhaft türkis wie in einer Lagune. Der Fehler an diesem Freizeitparadies: Es handelt sich um die gefährlichsten "Strände" Wuppertals.

Neulich fragte eine Gruppe aus den Niederlanden den Werkschutz, wo man denn hier surfen könne. Für Rheinkalk-Standortleiter Thomas Perterer (li.) und Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert (re.) alles andere als lustig ...

Foto: Dirk Lotze

Aufhalten darf man sich dort nur mit Helm und Schutzbrille gegen Steinsplitter. Es geht um die Kalksteinbrüche bei Wieden und Dornap, an der Grenze zu Wülfrath.

Die Gelände der Kalkwerke ziehen immer mehr illegale Besucher an, trotz Sicherheitsvorkehrungen für jährlich 100.000 Euro. 97-mal stellte der Werksschutz allein im vergangenen Jahr Badegäste. Tendenz: stark steigend. Per Internet-Aufruf werden Partys organisiert — mit einem Einzugsradius bis nach Holland. Allein zu Pfingsten wurden acht Eindringlinge angezeigt. Alter: zwischen 18 und 28 Jahren.

Es gibt Trampelpfade durch die immer wieder neu zerschnittenen Zäune zu den gefährlichen Badestellen. Der Eigentümer Lhoist Rheinkalk wendet sich nun zusammen mit Feuerwehr, Polizei und Staatsanwaltschaft an die Öffentlichkeit. Rheinkalk-Standortleiter Thomas Perterer: "Die Leute kommen zum Baden, Grillen, Drogenkonsumieren, zum Zelten und zum Fossiliensuchen." Perterer warnt vor Felsspalten, vor eisig kaltem Wasser, vor Rohren und Pumpenanlagen: "Der Seeboden ist von Schlick und Matsch bedeckt. Man kann dort stecken bleiben."

Das türkise Idyll im Steinbruch Voßbeck bei Wieden. Der Fußweg über verschlungene Lkw-Straßen bis zum Wasser dauert fast eine dreiviertel Stunde.

Foto: Dirk Lotze

Hans-Rudolf Nippus von der Wuppertaler Feuerwehr fügt hinzu: "Das Gelände ist so verwirrend, dass Unkundige bei einem Notruf womöglich nur angeben können: 'Ich bin irgendwo in einem Steinbruch.' Ja, es gibt die Handy-Ortung. Aber die funktioniert nicht immer." Zuletzt 2009 habe ein Such- und Rettungshubschrauber des Heeres gerufen werden müssen.

Der Werksschutz alarmiert immer sofort die Polizei, kündigt Perterer an und Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert ergänzt: "Wer wegen Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung angezeigt wird, muss mit ernsten Folgen rechnen. An den Verfahren ist uns gelegen, weil die Begleitumstände so gefährlich sind."