Offener Brief nach Terroranschlag „Mit Frieden, gegenseitigem Respekt und Toleranz“

Wuppertal · Nach den Terroranschlägen auf Moscheen in Neuseeland haben die Interessensvertretung Wuppertaler Moscheen und der Wuppertaler SPD-Bundestagsabgeordnete Helge Lindh gemeinsam einen offenen Brief veröffentlicht. Der Wortlaut.

Helge Lindh.

Foto: Christoph Busse

„Liebe Wuppertalerinnen und Wuppertaler,

es ist uns ein wichtiges Anliegen, uns heute an Sie zu wenden. Denn bei Anschlägen auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch wurden am Freitag, 15.03.2019. mehr als 50 betende Menschen kaltblütig hingerichtet, darunter viele Frauen und Kinder. Unzählige Menschen sind schwerverletzt und befinden sich in akuter Lebensgefahr. Die neuseeländische Regierung spricht von einem .Terrorangriff’ und hat deshalb landesweit die höchste Sicherheitsstufe ausgerufen. Für die Betroffenen und ihren Familien ist das eine Tragödie.

Auch wir empfinden große Trauer und sind zutiefst schockiert über dieses außerordentliche Maß an Brutalität; Wir gedenken der Todesopfer und wünschen den Verletzten schnelle Genesung. Den betroffenen Familien sprechen wir unser Beileid aus und wünschen ihnen in dieser schweren Zeit viel ganz viel Kraft und Gottes Segen. Wenn Menschen wegen ihrer Religion ermordet werden, ist das ein Angriff auf uns alle! Menschen, die einfach nur beten wollten, darunter viele, die in Neuseeland Schutz gesucht haben, wurden jäh und zutiefst gewaltsam aus ihrem Frieden gerissen.

Dieser abscheuliche Terroranschlag besorgt nunmehr auch viele Wuppertaler Musliminnen und Muslime. Dies hat sich u.a. darin ausgedrückt, dass die Moscheen zu den Freitagsgebeten nicht wie ge-wohnt besucht waren. Zu frisch sitzen die schockierenden Bilder aus Christchurch in den Köpfen der Gläubigen.

Die Interessensvertretung der Wuppertaler Moscheen weist alle Musliminnen und Muslime darauf hin, nicht ganze Religionen und Volksgruppen unter Generalverdacht zu stellen, wie es in der Vergangenheit oftmals mit dem Islam und den Muslimen geschehen ist. Die Imame in den Wuppertaler Moscheen haben wir gebeten, die Muslime zur Besonnenheit aufzurufen und übermäßige, impulsive Reaktionen zu vermeiden.

Als integraler Bestandteil dieser Gesellschaft wünschen wir uns ein Klima der Toleranz und Solidarität. Hassreden jeglicher Art muss man entschieden begegnen. Lassen Sie es nicht zu, dass Hass und Hetze überhandnehmen. Lassen Sie es nicht zu, dass die Gesellschaft oder nur Teile der Gesellschaft eingeschüchtert werden. Lassen Sie uns gemeinsam die Gotteshäuser beschützen.

Wir sind davon überzeugt: Hass darf niemals mit Gegenhass bekämpft werden, sondern mit Frieden, gegenseitigem Respekt und Toleranz.

Mit freundlichen Grüßen

Mohamed Abodahab (Vorsitzender Interessensvertretung Wuppertaler Moscheen)

Helge Lindh (Mitglied des Deutschen Bundestags)“