Verkäufer auf vier Pfoten - Teil 6 22 Kilo pure Hunde-Energie

Wuppertal · Auch wenn sein Name nach Eis und Schnee klingt, ist der Australien Shepherd Frosti von Optik Borsch nicht weiß, sondern tiefschwarz. Nur seine linke Glückspfote strahlt, wie in den Farbeimer getaucht, schneeweiß.

Claudia Borsch von Optik Borsch mit Australien Shepherd Frosti, der weiß, wie er sich in Kundengesprächen unsichtbar machen kann.

Foto: Simone Bahrmann

Frostis große Leidenschaft ist Mantrailing, Personensuche. Die kann er aber erst nach Feierabend ausleben. Davor muss er sich um Kunden kümmern, die täglich den Laden seiner Besitzerin Claudia Borsch aufsuchen. Sie kommen mit kaputten Brillen, schlechten Augen oder dem Wunsch nach einem neuen Gestell zu Optiker Borsch.
Frosti sorgt dann dafür, dass jeder Kunde sich wohl fühlt. Seine Lieblinge werden von dem Australien Shepard sofort schwanzwedelnd begrüßt. Bei allen anderen Besuchern wartet Frosti im hinteren Teil des Ladens. Das hat er so gelernt. Schließlich kann ein 22 Kilogramm schweres, schwarzes Energiebündel einen unvorbereiteten Kunden ganz schön erschrecken.

Aber eigentlich ist an Frosti gar nichts Furcht einflößend. Bei direkter Ansprache legt sich der gebürtige Ronsdorfer (da ist er beim Züchter geboren) sofort auf den Rücken und lädt freundlich schwanzwedelnd dazu ein, seinen haarigen Bauch zu kraulen. Aber Vorsicht! Gefällt ihm das besonders gut, springt er plötzlich auf und beglückt mit einem feuchten Kuss.
"Seit über 30 Jahren haben wir immer einen Hund im Geschäft", erzählt Claudia Borsch. Als Frostis Vorgänger verstarb, standen die Kunden weinend vor der Theke. Kurz vor Weihnachten hatte er in der Innenstadt Rattengift gefressen. Der Abschied kam plötzlich. Etwas später war Frosti da. Seit über sieben Jahren vertreibt er die traurigen Erinnerungen und sorgt dafür, dass viele Kunden im Beratungsgespräch auftauen, während ihre Hände durch Frostis weiches Fell wuscheln. Ist ein Kunde kein Hundefreund, weiß Frosti, wie er sich unsichtbar macht. Das kann er auch, wenn Claudia Borsch wichtige Telefongespräche führt oder in der Werkstatt zu tun hat. Dort ist übrigens sein zweiter Lieblingsplatz: In der ersten Etage oben auf dem Fensterbrett. Von dort aus hat er den gesamten Kirchplatz an der Calvinstraße im Blick.