Mut zur Wahrheit!
Dass der Kaiser ein miserabler Herrscher und dazu noch ein ziemlich eingebildeter Nackedei ist, beweist ein kleiner Junge ab 8. März 2015 in Müllers Marionetten-Theater. Geistreich und witzig, aber auch ein wenig nachdenklich kommt die Inszenierung von Andersens Märchen "Des Kaisers neue Kleider" daher.
Wenn der Kaiser neue Kleider schön findet, ist auch das Volk von den Gewändern begeistert, denn niemand will dem Herrscher widersprechen. Sogar wenn der Kaiser behauptet, man könne seine neuen Kleider nur sehen, wenn man klug und tüchtig ist, traut keiner seiner Untertanen den eigenen Augen, weil er dann als dumm und untüchtig angesehen werden könnte. So ist das in der Welt: Die Großen und Mächtigen bestimmen und alle Menschen sind von ihnen abhängig. Alle? Nein, ein kleiner Junge stellt fest, dass der Kaiser nackt ist — und beschämt damit die Erwachsenen.
Hans Christian Andersens Märchen wurde zu einer weltberühmten Parabel auf Unterwürfigkeit und Anpassungswahn. Er schuf damit Menschen ein Denkmal, die den Mut zum eigenen Urteil aufbringen.