Institution in der Südstadt: Metzgermeister Gerhard Uhlemeyer wird 80 Gutes Leben mit Höhen und Tiefen

Wuppertal · Es ist etwas still im Haus. Aber hier ist er ohnehin nur selten. Gerhard Uhlemeyer ist mit seinen 80 Jahren kein Müßiggänger geworden. Viel zu sehr steckt in ihm der Unternehmergeist früherer Tage.

Der Jubilar: Metzgermeister Gerhard Uhlemeyer.

Foto: Eduard Urssu

"Aber aus meiner Generation gibt es in Wuppertal kaum noch Fleischer und Metzger. Die sterben ja alle langsam aus", sagt Gerhard Uhlemeyer nachdenklich.

Gern erinnert er sich an seine Anfänge. Kein Wunder, klingt seine Jugend in Zeiten von Helikoptereltern und Kinder-Rundumbetreuung bis vor den Traualtar schlichtweg nach Märchen aus 1.000 und einer Nacht. Mit nur 19 Jahren kam er aus Steinhagen in Westfalen nach Wuppertal angefahren — auf seiner 250er-BMW. Nahezu unbedarft und doch erwartungsfroh und zielstrebig. "Da war die Stadt selbst erst 25 Jahre jung. Ich war gerade Geselle und mein Vater hat mich hierher geschickt, damit ich was lerne", erinnert sich der Jubilar.

Dass es das Fleischerhandwerk sein sollte, war schon vorgegeben. Schließlich unterhielt sein Vater einen Viehhandel und eine Großschlachterei. Doch einen goldenen Löffel im Mund bekam Uhlemeyer nicht mit auf den Weg. Im Gegenteil. In der Simonsstraße absolvierte er seine Lehrjahre. Mit 20 Mark im Monat musste er damals auskommen. Wenn Gerhard Uhlemeyer daran denkt, dann fällt ihm nur eines darauf ein: "Ein Taschengeld im Vergleich zu heute."

Doch es waren auch schöne Zeiten. Vor allem dann, wenn er seine Chefs im schicken Mercedes zu den Spielen des WSV fahren durfte. "Dann war alles frei: Essen und Trinken und ein schönes Auto, mit dem ich das ganze Ruhrgebiet abgefahren bin." Schöne Zeiten hatte Gerhard Uhlemeyer auch als sein eigener Chef — hier in der Südstadt.

Nach der Meisterprüfung in Landshut blieb er seinem Quartier treu. Er bewies ein gutes Händchen, hatte vielleicht auch etwas Glück und "ganz blöd war man ja auch nicht", sagt es und grinst dabei, "obwohl ich nur auf der Volksschule war. Heute wird man damit ja nix mehr."

Wenn Gerhard Uhlemeyer an die Anfangszeit im Geschäft denkt, dann fällt ein Satz etwas häufiger als andere: "Das ganze Geschäftsleben verlief in guten Bahnen." Darauf angesprochen, erklärt er ihn so, dass er sich aus windigen Spekulationen immer rausgehalten habe und zu Kunden, Mitarbeitern und Geschäftskollegen immer fair war. Und wenn doch etwas aus dem Ruder geriet, dann "habe ich immer noch das gesagt, was ich denke".

Diesen Wahlspruch hat Gerhard Uhlemeyer etwas zurückgefahren. Schließlich hat bereits die nächste Generation das Geschäft übernommen. Und diese darf, nebst guter Ratschläge, immer noch selbst entscheiden: "Die Jugend macht ihren eigenen Weg, und das ist auch vernünftig so." Ein schönes Leben "ohne Reichtümer" und einer Frau, die das Beste war, was Gerhard Uhlemeyer je widerfahren ist. Er nimmt eine Fotografie von der Wand und hält sie hoch. "Dieses Foto habe ich in einem Schaukasten eines Fotografen am Kipdorf gesehen und mich direkt verliebt." Auf dem Bild ist eine attraktive Frau zu sehen.

"Für meine Waltraud habe ich alle anderen Beziehungen aufgegeben", erinnert sich Uhlemeyer. Waltraud Uhlemeyer starb vor wenigen Jahren an Brustkrebs. Und wenn Gerhard Uhlemeyer sagt, sie habe sehr gelitten, dann schnürt es ihm die Kehle zu.

Viel lieber erzählt er von den Dingen, die er immer noch gerne macht: Skatspielen mit den Enkelkindern und seinen Freunden, auf seiner Heimorgel "klimpern" und Kreuzworträtsel lösen. Nur das Biertrinken, das mag er nicht mehr. "Da kriege ich gleich Bauchweh. Ich bin halt ein armer alter Sack geworden", sagt Gerhard Uhlemeyer und grinst dabei.