Eine Arbeitsgruppe gegen den Dreck

Wuppertal · Ralf Geisendörfer beklagt schmutzige Ecken und hat auch (mindestens) einen Schuldigen ausgemacht: "Die städtische Unfähigkeit ..."

Wuppertal ist mein Zuhause“, sagt Ralf Geisendörfer. Für das setzt er sich ein und versteht dabei auch nur wenig Spaß — wie die Furchen über der Nasenwurzel belegen...

Foto: Eduard Urssu

Als ruhiger Zeitgenosse ist er nicht gerade bekannt. Lange Jahre führte er ein an(auf-?)regendes Buchhändlerleben in der Elberfelder Innenstadt, zugleich sorgte er für politische An(Auf-?)regungen innerhalb der CDU-Fraktion. "Ich bin sicher nicht der einfachste Typ Mensch, geschenkt. Aber man kann immer offen mit mir reden", sagt er von sich selbst. Wenn es aber um Themen geht, die dem gebürtigen Würzburger gehörig gegen den Strich gehen, dann macht er in Sachen Bissigkeit noch seinem Dackel etwas vor. Zugegeben, der ist jetzt auch schon etwas älter, aber das Thema "Sauberkeit in Wuppertal" auch ...

Das steht auf Geisendörfers persönlicher Agenda auch ganz oben, und das bereits seit über 20 Jahren. Bereits mit Hans Kremendahl diskutierte der Mann mit fränkischem Tonfall, wie die Wuppertaler Stadtbezirke wieder ins rechte Licht gerückt werden könnten: "Den Mund habe ich mir fusselig geredet." Aber über kurzfristige Lösungen und Entwürfe auf mittelfristiger Basis hinaus kam nichts zustande. Das nagt an Ralf Geisendörfer: "Es kann doch nicht angehen, dass so etwas nicht angegangen wird. Sicher, die großen Prestige-Projekte in Wuppertal mögen ja alle wichtig sein, aber die kleinen Dinge, wie Sauberkeit in der Stadt, im Quartier, die dürfen nicht unter den Tisch fallen. Das ist ein ganz wichtiger Wohlfühlfaktor!"

Anfang des Jahres dann der sprichwörtliche Silberstreif am Horizont. Oberbürgermeister Andreas Mucke und Vertreter der Verwaltung hatten sich zu einem sogenannten Runden Tisch getroffen. "Das war im Juni. Seitdem wieder Funkstille. Was ist denn daraus geworden? Was sind die Ergebnisse?", echauffiert sich der Südstädter.

Auf Rundschau-Nachfrage bestätigt das Presseamt, dass am 9. Juni der Runde Tisch zusammenkam. Ein Protokoll gibt es allerdings nicht. Dafür wurden im Nachgang des Treffens einige Projekte angestoßen beziehungsweise vorformuliert. Etwa Säuberungsmaßnahmen an der Wupper. "Hier planen die Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWG) und der Eigenbetrieb Straßenreinigung Wuppertal (ESW) gemeinsam Maßnahmen mit dem Wuppertaler Jobcenter", sagt Kathrin Petersen vom Presseamt der Stadt. Zudem wird das Projekt "Neue Ufer", bei dem Wupper-Paten ihren Uferabschnitt in Ordnung halten, gezielt verstärkt.

Einen Schwerpunkt setzte auch das Ordnungsamt mit Kontrollen von Hunden beziehungsweise Hundebesitzern in Parks, in Wäldern und auf Spielplätzen. Allerdings mit einem überschaubaren Ergebnis. "Insgesamt wurden nur sechs Verstöße aufgezeichnet. Auf der anderen Seite eigentlich ein erfreuliches Ergebnis", so Petersen.

Für Ralf Geisendörfer aber sind die Maßnahmen lediglich ein gespielter Witz. "Lächerlich, wie dieses Thema angegangen wird. Wir brauchen keinen Runden Tisch, wir brauchen eine konkrete Arbeitsgruppe. Wenn wir allein rund um unsere städtischen Immobilien das Gelände sauber halten würden, dann hätten wir ein deutliches Ausrufezeichen gesetzt. Angefangen bei den Schulen, der Uni-Halle. Es gibt so viele Stellen, wir müssen nur mal anfangen. Oder der Arrenberg, das Vorzeigeprojekt der Stadt. Schauen Sie mal, wie dreckig es hier teilweise ist. Vor allem entlang und auf dem Bahngelände. Das ist eine Schande", sagt Geisendörfer.

Dem Südstädter ist wohl bewusst, dass letztlich die Bahn für das Gelände verantwortlich ist, er setzt hier argumentativ auf ein "Verursacherprinzip". "Natürlich, wir Wuppertaler sind für den Dreck verantwortlich, also müssen wir Wuppertaler uns darum kümmern. Und ich kann sie jetzt schon hören, die mich als Nestbeschmutzer titulieren. Aber das Gegenteil ist der Fall. Ich möchte mein Nest schön sauber haben!"