Der Herr der Orgelpfeifen
Arrenberg · "Sie dürfen alles schreiben, nur nicht Gebrauchtorgelhändler. Das bin ich nun wirklich nicht. Das klingt irgendwie nach Gebrauchtwagenhandel", sagt Andreas Ladach.
Tatsächlich würde es seiner Arbeit nicht gerecht werden. Es gibt keinen eingezäunten Hinterhof, keine Preisschilder auf seinen Verkaufsobjekten, keinen Rottweiler auf Patrouille. Andreas Ladach steht inmitten der Trinitatiskirche an der Arrenberger Straße 10. Und um ihn herum eine Vielzahl von Orgeln — aufgebaut und sich imposant zur Decke reckend oder noch sicher in unzähligen Holzkisten verstaut. "Es sind, ich glaube, 15 Orgeln", schätzt Andreas Ladach.
In der Trinitatiskirche kann man schon etwas den Überblick verlieren. Wobei: Es ist nicht irgendeine Kirche, genau genommen ist es seine eigene Kirche. Andreas Ladach, von Beruf Fachhändler für gebrauchte Pfeifenorgeln, hat das evangelisch-lutherische Gotteshaus vor rund 14 Jahren gekauft. "Ich hatte zwar nicht das höchste Gebot abgegeben, aber das beste Nutzungskonzept vorgelegt. Übrigens, ich handle mit den Pfeifenorgeln weltweit, daher bitte internationaler Fachhändler", und sagt es mit einem Augenzwinkern.
Dass Andreas Ladach international gefragt ist, merkt man spätestens an seinem Telefonverhalten. Kaum fünf Minuten am Stück bleiben dem Südstädter für ein ausführliches Gespräch, schon ist der nächste Kunde in der Leitung. USA, Polen, Frankreich, die Anruferliste ist lang. "Oh, da kann ich jetzt nicht drangehen", sagt er mit Blick aufs Display weiter, "das ist ein Kunde aus Italien. Das dauert sonst mindestens eine Stunde." Der Kunde lässt es hartnäckig klingeln, Andreas Ladach ignoriert es ebenso hartnäckig.
Er spricht über die Vielfalt der Orgeln und ist dabei ganz in seinem Element. Es sind die schönen und auch abenteuerlichen Momente seiner Arbeit, die ihm auf Nachfrage sofort wieder präsent sind.
"Einmal haben wir eine Orgel nach Norwegen transportiert. Es war ziemlich stürmisch und der Flughafen ist auf einer Insel, kaum größer als ein Bierdeckel, war mein Eindruck. Dann drückte plötzlich eine Böe unser Flugzeug nach unten und ich hörte schon mein letztes Stündlein schlagen", erinnert sich Ladach. Doch wer mit der Königin der Instrumente unterwegs ist und dann noch für den guten Ton in den Kirchen dieser Welt sorgt, ist vermutlich mit einem zusätzlichen Schutzengel ausgestattet. Dann entschädigen andere Handelsbeziehungen, wie etwa der Verkauf einer Orgel in die Nähe von Mauritius, für die etwas ruppigeren Reisemomente. "Das war wirklich traumhaft schön. Allerdings habe ich selten etwas von der Landschaft vor Ort. Meistens treibe ich mich ja in den Kirchen rum", scherzt Andreas Ladach.
Dass er heute überhaupt mit Orgeln handelt, ist eher ein Zufall. "Ursprünglich habe ich Elektrotechnik studiert. Allerdings stand schon vor dem Abschluss fest, dass ich in dem Fach nicht arbeiten werde", räumt Ladach ein. Ein Bekannter sprach ihn an, ob er nicht beim Verkauf von weißrussischen Klavieren helfen könnte. "Diese hatte er als Bezahlung für den Verkauf von Sportartikeln und Sportbekleidung erhalten. Das war 1993", erinnert sich Andreas Ladach. Mittlerweile stemmt der Südstädter beachtliche Großprojekte. Etwa den Abbau der großen Orgel der Kathedrale Lausanne und Aufbau in der Philharmonie in Danzig. "Da waren wir mit zehn Mitarbeiten insgesamt 14 Tage lang beschäftigt", weiß Andreas Ladach.
Doch bei allen Kontakten und Aufträgen rund um die Welt liegt ihm ein Projekt besonders am Herzen: Aktuell sucht er nach einer neuen gebrauchten Orgel für seine Heimatgemeinde Sankt Suitbertus. Ein schwieriges Unterfangen, erklärt Andreas Ladach, schließlich geht es nicht nur um die Größe und Gestaltung der Orgel — auch das Klangbild des Instrumentes l muss zur Kirche passen. Dafür bedarf es nicht nur jahrelanger Erfahrung, sondern auch etwas mehr als nur ein bisschen Musikalität.