"Er drohte mit Mord"
Wuppertal · Häusliche Gewalt — darum ging es jetzt bei einer Podiumsdiskussion des Sozialverbandes VdK mit dem Thema beruflich vertraute Experten. Dabei kamen bedrückende Berichte zur Sprache.
Lähmende Stille machte sich vor allem breit, als eine betroffene Muslima ihren Leidensweg beschrieb. So schilderte die Frau, dass sie gegen ihren Willen auf Drängen ihrer Verwandten zwangsverheiratet wurde. Als sich dann ihr Mann eine zweite und dritte Frau nahm, waren Gewalt und Vergewaltigungen an der Tagesordnung. Nachdem ein Suizidversuch fehlschlug, kündigte die Betroffene ihrem Mann gegenüber an, die Scheidung einzureichen, was zu Morddrohungen führte. Das Frauenhaus kümmert sich nun um das Thema Bleiberecht.
Aktuell in diesem Zusammenhang: In Deutschland aufgewachsene Mädchen, die im Herkunftsland ihrer Familie gegen ihren Willen verheiratet werden, soll die Rückkehr nach Deutschland erleichtert werden.
Darüber, dass die Polizei in Fällen von häuslicher Gewalt "eine ausdrückliche Eingriffsbefugnis für eine Wegweisung des Gewalttäters aus der Wohnung direkt nach einer Gewalttat" hat, informierte auf dem Podium Kriminalhauptkommissar Axel Wiehager, Leiter des Wuppertaler Kommissariats Prävention/Opferschutz.
Ein großes Problem wurde auch in der Diskussion mit dem Publikum deutlich: Opfer von häuslicher Gewalt, die an den Folgen traumatischer Ereignissen leiden, müssen auf psychologische Hilfe im Durchschnitt bis zu drei Monate warten. Noch einmal drei Monate dauert es, bis sie tatsächlich mit einer Therapie beginnen können. Fazit: Was in Wuppertal dringend fehlt, ist eine Trauma-Ambulanz — eine Klinik, die im Umgang mit seelischen Verletzungen besonders kompetent ist.