Die Finanzwelt im Umschwung - alternative Wege für Verbraucher

Wo eröffne ich ein Girokonto oder beantrage einen Kredit? Bis vor wenigen Jahren war die Antwort auf diese Frage eindeutig: die Hausbank. Seit zunehmend mehr Haushalte und Verbraucher über einen Internetanschluss verfügen, hat sich die Situation rund um Finanzdienstleistungen grundlegend verändert.

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Eine wachsende Zahl von Bankkunden nutzt das Internet nicht nur, um sich rund um Bankprodukte zu informieren. Viele Haushalte schließen immer öfter Produkte auch über das Internet ab. Eine Marktstudie der GfK für den Bankenfachverband im Zusammenhang mit Finanzierungen kommt zu dem Ergebnis, dass sich 2017 30 Prozent der Befragten über die Webseiten der Bank informieren und immerhin ein Fünftel auch Vergleichsportale nutzt.

Für 27 Prozent — und damit mehr als ein Viertel der befragten Bankkunden — kommt sogar die Kreditaufnahme über das Internet in Frage. Zahlen, anhand derer sich die Bedeutung des Internets für den Bankensektor ermessen lässt. Für den einzelnen Verbraucher bietet sich hier die Chance, bei den Gebühren zu sparen und ein Konto oder Depot günstig zu eröffnen. Aus Sicht der Banken ist das Internet ein zusätzlicher Vertriebskanal, der allerdings auch den Konkurrenzdruck erhöhen kann. Neue und kreative Ideen aus der FinTech-Branche können den Bankensektor in einigen Bereichen durcheinanderwirbeln.

Ohne Girokonto ist es heute nahezu unmöglich, am Alltag teilzuhaben. Miete, Telefonanbieter oder Kfz-Versicherung — hier sind Barzahlungen schon lange Geschichte. Lastschrifteinzug und Zahlungen per Bankkarte sind mittlerweile selbstverständlich. Die Bedeutung des Girokontos lässt sich auch daran erkennen, dass in Deutschland — laut Bundesbank — inzwischen mehr als 148 Millionen Konten für täglich fällige Einlagen existieren.

Bist in die 2000er Jahre war es üblich, Finanzdienstleistungen — wie das Girokonto — über eine Bankfiliale abzuschließen. Mit dem Aufkommen der Direktbanken hat sich diese Situation verändert. Heute bietet sich jedem Bankkunden die Möglichkeit, Online-Banken direkt über das World Wide Web anzusprechen. Deren Geschäftsmodell basiert darauf, dass das Filialgeschäft auf ein Minimum reduziert wird. Im Vordergrund steht eine schlanke und effiziente Arbeitsweise, die sich für Bankkunden durch günstige Konditionen bemerkbar macht.

Auf der anderen Seite stehen Verbraucher bei Direktbanken einigen Besonderheiten gegenüber, die sich aus dem Geschäftsmodell ergeben. Wie sehen diese in der Praxis aus?

Direktbanken beschränken sich im Regelfall auf einen Vertriebskanal — das Internet. Filialen werden von den wenigsten Direktbanken unterhalten. Ein Aspekt, welcher sich im Alltag fundamental auswirkt. Bankgeschäfte — wie die Eröffnung des Girokontos oder Einzahlungen auf das Konto — sind nur online möglich.

Heißt: Wer Geld auf ein anderes Konto überweisen oder Daueraufträge einrichten will, kann dies nur über das Online-Banking tun. In Anbetracht der Tatsache, dass heute so gut wie jede Bank Online-Banking unterstützt, ist dies kein Alleinstellungsmerkmal der Direktbanken mehr.

Ein Unterschied zwischen den Direkt- und Filialbanken bleibt die Tatsache, dass Kunden der Direktbanken über Bargeld ausschließlich durch Geldautomaten verfügen können. Anders bei den Filialbanken, wo sich Geld auch am Schalter auszahlen lässt, ist der Automat die einzige Möglichkeit.

Allerdings nutzen viele Bankkunden den Schalter in Filialen heute eher selten zur Barauszahlung. Ein Grund hierfür sind die Kosten, die von vielen Banken inzwischen für diesen Service erhoben werden. Tipp: Direktbanken unterhalten häufig keine eigenen Automatennetze. Im Zusammenhang mit der Kontoeröffnung ist daher zu prüfen, an welchen Automaten Verfügungen kostenlos bleiben.

Zu den Einschränkungen im Zusammenhang mit Direktbanken gehört der Verzicht auf den gewohnten Kundenservice. Heißt: Bankkunden müssen sich bei Fragen entweder an eine Hotline oder einen Live Chat wenden. Dieser Punkt wirft immer wieder Fragen und Bedenken auf. Gerade eher konservativ eingestellte Bankkunden setzen eher auf den Service der Bankfilialen. Aufgrund kurzer Antwortzeiten/Wartezeiten sind Direktbanken heute servicetechnisch aber up-to-date.

Ähnlich dem Girokonto werden heute auch Kredite gern über das Internet angefragt und abgeschlossen. Direkt- und Filialbanken haben hier in der Vergangenheit Konkurrenz bekommen. Seit einigen Jahren nutzen Anbieter von Klein- und Kleinstkrediten mit Laufzeiten zwischen einem Monat bis zwei Monaten eine zunehmende Marktliberalisierung und die technischen Möglichkeiten. Auf der anderen Seite rücken Privatkredite in den Mittelpunkt.

Diese Bezeichnung ist eigentlich irreführend, da auch Banken Darlehen als Privatkredit anbieten. Wesentlich schärfer wird die Trennung, wenn vom Peer-2-Peer Kredit gesprochen wird.

Peer-2-Peer Kredit: Die Funktion

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Hinter dieser besonderen Variante verbirgt sich ein Ratenkredit, der nicht klassisch von einer Bank auf Antrag vergeben wird. Peer-2-Peer Kredite basieren auf der Idee, dass der Kreditnehmer ein Finanzierungsprojekt formuliert und dieses öffentlich einer Gemeinschaft potenzieller Kreditgeber präsentiert.

Letztere sind private Anleger, die im Gegenzug für ihr Engagement einen Zins erhalten. Das Konzept beruht darauf, dass sich mehrere "Investoren" an einem Projekt beteiligen. Anleger können hier bereits kleine Summen anlegen und Kreditnehmer kommen für die Finanzierung an der Bank vorbei.

Privatkredit: Kosten und Absicherung

Auf der Kostenseite steht bei dieser Kreditvariante zum einen der Zinssatz. Auf der anderen Seite werden Gebühren erhoben, deren Höhe je nach Anbieter schwankt. Oft richten sich die Kosten nach der Bonität des Kreditnehmers.

Grundsätzlich müssen sich Kreditnehmer einer Bonitätsprüfung entziehen. Trotzdem lassen sich auf diesem Weg Finanzierungen mitunter realisieren, die bei Banken keine Chance haben. Aber: Anlegern — also Kapitalgebern — muss klar sein, dass hier ein Totalverlust drohen kann. Und P2P-Kredite werden bankenaufsichtsrechtlich seit einiger Zeit verstärkt beobachtet.

Online-Zahlungsanbieter als Konkurrenz zu den Banken

Einer der Trends im Internet ist das Online-Shopping. Damit Waren nach der Bestellung schnell verschickt werden, müssen Zahlungen zügig abgewickelt werden. Zahlungsströme zwischen verschiedenen Bankkonten halten hier nicht mehr Schritt. Zuerst in den USA - später aber auch in Europa, haben sich Zahlungsdienstleister entwickelt.

Deren Kerngeschäft besteht darin, finanzielle Transaktionen zwischen Personen oder Geschäften abzuwickeln. Ein Vorteil ist die Geschwindigkeit, mit denen diese Anbieter Zahlungen realisieren. Mitunter dauert es nur wenige Minuten, bis der Betrag auf dem Konto des Empfängers verbucht wird. Damit sind taggleiche Lieferungen oder 24-h-Express-Versand möglich, da Händler sicher sein können, die Zahlungen bereits erhalten zu haben.

Inzwischen beschränken sich die Anbieter allerdings nicht nur auf die Abwicklung von Zahlungen. Branchengrößen — zu denen unter anderem PayPal gehört — dehnen ihr Geschäft zunehmend in Richtung klassischer Bankdienstleistungen aus. Es werden:

  1. Kredite mit günstigen Konditionen
  2. der Kauf auf Rechnung
  3. Kreditkarten usw.
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angeboten. Mit dem Boom des Internets als Handelsplatz und Angeboten wie Software as a Service (kurz SaaS) werden diese Bezahldienste immer bedeutender. Ein Ende dieser Entwicklung ist bislang nicht abzusehen. Es kann gut sein, dass solche Zahlungsanbieter die Banken in vielen Bereichen bald ersetzen könnten.

Impulse für die Finanzbranche werden in den kommenden Jahren vor allem aus dem Bereich FinTech erwartet. Hierbei handelt es sich um Unternehmen, die Finanztechnologie in den Mittelpunkt rücken — wie die bereits angesprochenen Bezahldienstleister.

FinTech dreht sich aber nicht nur ums Bezahlen im Netz. In Zukunft wäre auch eine Verschmelzung — bezüglich von Mikrotransaktionen mit dem Handy beim Einkaufen im Einzelhandel — denkbar. Und bereits heute fokussieren sich einige Start-Ups aus der FinTech Branche auf Bereiche wie Versicherungen. Ziel ist es, die Finanzen der Verbraucher zu optimieren und ihnen Werkzeuge mit auf den Weg zu geben.

Wohin wird sich das Banking im 21. Jahrhundert entwickeln? Auf diese Frage gibt es keine Antwort, die auch noch in 10 Jahren Bestand haben wird. Ausgehend von den Trends der Vergangenheit dürfte sich allerdings abzeichnen, dass die Position der Banken in Zukunft bröckelt. Gerade Start-Ups im FinTech-Segment und etablierte Bezahldienste werden ihre Position nutzen, um ihr Geschäftsfeld in verschiedene Richtungen zu erweitern. Und dabei wird sich ein Teil der Aktivitäten auch auf Bereiche ausdehnen, in welchen bisher eher die Banken unangefochten ihren Spitzenplatz haben behaupten können.