Leser Unselige Doppelstrategie
Betr.: "Binder will zurück", Arbeitsgerichtsverfahren wegen des Streites im Tanztheater, Rundschau, 7. September
Die Aussage von Herrn Dr. Slawig macht einmal mehr die unselige und widersprüchliche Doppelstrategie des Tanztheaters Wuppertal (TTW) beziehungsweise der Stadt deutlich:
Wir wollen die Kunst von Pina Bausch fortsetzen, unterstützen aber die dafür ausgewählten Personen nicht.
Wir wollen eine Intendantin für das TTW, werden sie aber nicht mit den dazugehörigen Kompetenzen ausstatten.
Wir wollen eine Mediation, sie muss aber dazu führen, dass sich die Intendantin in die Organisation einfügt, ohne dass wir Veränderungen vornehmen müssen.
Wir wollen sogar eine ergebnisoffene gerichtliche Güteverhandlung: Es kommt aber nicht in Frage, dass wir Adolphe Binder wiedereinstellen.
Es ist erfreulich, aber offenbar auch notwendig, dass der Presserichter Ronald Hansel dem Wuppertaler Kämmerer etwas Nachhilfeunterricht in Gewaltenteilung gibt.
Warum lässt Herr Slawig den Eindruck entstehen, dass er ein für ihn beziehungsweise die Stadt unerwünschtes Urteil des Arbeitsgerichtes nicht akzeptieren würde?
Gerade heute sollte sich doch jeder Politiker und erst recht jeder Beamte darum bemühen, deutlich zu machen, dass er die Grenzen seiner Macht kennt und respektiert. Politiker, die diese Ehrfurcht vor dem Gesetz und den Instanzen des Rechts verloren haben, sind ein Problem — nicht nur für Adolphe Binder und das TTW, sondern für jeden Bürger.
Horst Nüsschen