Karfreitag in der Stadthalle "Das ist Bachs Vermächtnis"

Wuppertal · Zum ersten Mal seit 1980 ist in der Stadthalle am Karfreitag (14. April 2017) wieder die h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach zu hören. Die musikalische Leitung hat Thorsten Pech. Er hat die damalige Aufführung noch als Student im Zuhörerraum erlebt.

Thorsten Pech dirigiert am Karfreitag die h-Moll-Messe in der Stadthalle.

Foto: Bettina Osswald

Dirigent war seinerzeit der heute 86-jährige Hanns-Martin Schneidt, der spätere Leiter des Münchener Bach-Chores. Worin werden sich die beiden Aufführungen unterscheiden? "Das kann man kaum miteinander vergleichen", sagt Pech, "seither hat sich die musikwissenschaftliche Rezeption unglaublich entwickelt." Er selbst hat das Werk, dessen Originalmanuskript zum Weltkulturerbe zählt, bereits drei Mal aufgeführt— auch diese Interpretationen "unterschieden sich jeweils fundamental."

Die h-Moll-Messe ist Bachs "Opus magnum", sein musikalisches Vermächtnis, meint nicht nur Pech. Sie entstand in seinen letzten beiden Lebensjahren, in denen er unter anhaltenden Augenschmerzen, auch unter Verwendung früher komponierter Sätze eine Messe konstruierte, die gleichsam eine Zusammenfassung seiner kompositorischen Charakteristik darstellt.

Bach selbst hat die Aufführung des Werks nicht mehr miterlebt. Tatsächlich erklang es zusammenhängend erstmalig erst über 100 Jahre später. Doch das ist nicht allein der Grund, warum eine historische Aufführungspraxis für Pech nicht in Frage kam: "Das Orchester spielt auf aktuellen Instrumenten, in moderner Stimmung, man muss berücksichtigen, dass wir heute völlig anders hören als Bach und seine Zeitgenossen."

Wichtig aber ist ihm natürlich, mit passenden Tempi, Phrasierungen und Akzentuierungen die jeweilige Absicht des Komponisten nachzuvollziehen. Ein musikalisches Erlebnis, das man, setzt man die zeitliche Abfolge fort, in der Stadthalle erst wieder 2054 genießen kann ...