Cronenberg Seilbahn-Gegner: Ehe, Pranger und Nahverkehr
Wuppertal · Für die Aktivisten der Initiative "Seilbahnfreies Wuppertal" ist die Sachlage ganz klar: "Wuppertal braucht keine Seilbahn". Hierzu sammeln die Seilbahn-Kritiker bereits seit Bekanntwerden der Pläne Argumente, die diese Aussage gleich von mehreren Seiten her wasserdicht machen sollen.
Seitdem die Bezirksvertretung und eine ganze Reihe prominenter Cronenberger sich bereits offen gegen den Bau einer Seilbahn ausgesprochen haben, erinnern solche Infoveranstaltungen in Cronenberg schon an das Sprichwort "Eulen nach Athen tragen". Denn dass sich im Festsaal fast ausschließlich nur Mit-Kritiker einfanden, damit hatten die Verantwortlichen von "Seilbahnfreies Wuppertal" schon rechnen dürfen.
So verlief auch der erste Teil der Veranstaltung erwartungsgemäß. Der stellvertretende Bezirksbürgermeister Michael-Georg von Wenczowsky machte noch einmal die Position des Stadtteilparlaments deutlich und kritisierte die starre Haltung von WSW und Stadtrat. "Guter ÖPNV sieht anders aus. Ich hielt die Seilbahn erst für einen Scherz, aber das Lachen ist mir schnell vergangen. Mein Eindruck ist, dass es hier mehr um persönliche Reputation als um das Gemeinwohl geht. Wenn man sich Kosten für das Projekt anschaut, dann kann ich nur sagen, dass ein inhabergeführtes Unternehmen so ein Projekt niemals anfassen würde", sagt von Wenczowsky, der somit einen Großteil der Kritikpunkte pointiert in den Raum warf.
Während andere noch hoffen, manche sogar beten, dass die Gondeln niemals ihren Weg rauf zu den Südhöhen finden, machen die Vorstandsmitglieder von "Seilbahnfreies Wuppertal" schon einen nahezu optimistischen Eindruck. "Die Seilbahn wird nicht kommen. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche", behauptet der 2. Vorsitzender Marc Gennat, der die Notwendigkeit einer Seilbahn nicht gegeben sieht: "Die Busanbindung zur Uni und nach Cronenberg ist gut und planerisch gibt es daran kaum etwas auszusetzen. Fördermittel für dieses Projekt würden aber nur dann fließen, wenn ein Projekt Sinn macht. Die Seilbahn aber mache keinen Sinn."
Zudem rechnete Marc Gennat vor, dass Seilbahnnutzer zeitlich deutlich schlechter gestellt wären. "Und wenn man dann noch nach Cronenberg rein möchte, dann muss man auch noch umsteigen. Da steigen dann wieder viele auf die eigenen PKW um. Zumindest diejenigen, die einen haben."
Pikant wurde es dann, als die Namen der Ratsmitglieder, die in der Ratssitzung für die Fortführung und die weitere Prüfung des Seilbahn-Projekts gestimmt hatten, an die Wand geworfen wurden. Die Namen von 34 Ratsmitgliedern, die, einem Pranger gleich, zur Schau gestellt wurden, heizten die Stimmung im Saal naturgemäß weiter an.
Dennoch meldeten sich auch Seilbahn-Befürworter zu Wort. So Thomas Hahnel-Müller, Cronenberger CDU-Ratsherr, und Axel Sindram, die mit einer Attraktivitätssteigerung für Wuppertal argumentierten, sollte die Seilbahn gebaut werden. Dafür ernteten sie lediglich höhnisches Gelächter und mitleidiges Kopfschütteln. Hinsichtlich der Kostenschätzung des Projekts für den Bau und den Unterhalt der Seilbahn sowie die Minutenzählung, welches Verkehrsmittel nun attraktiver sei (Bus oder Seilbahn) kam man erwartungsgemäß nicht überein.
Diesen sachlichen Zwiespalt brach dann Ralf Geisendörfer von den Seilbahn-Kritikern mit einem emotionalen Appell etwas auf: "Wissen Sie, meine Frau lässt sich bald von mir scheiden, so oft wie sie dieses leidige Seilbahn-Thema schon mit anhören muss. Lassen wir das Projekt doch endlichen von unabhängigen Gutachtern prüfen und nicht von den Personen durchdrücken, die lange Jahre bei den WSW in Lohn und Brot gestanden haben und heute noch stehen."
Gerade weil sich die Seilbahn-Kritiker recht sicher sind, dass eine Seilbahn für Wuppertal nicht kommen kann, hoffen sie auch darauf, dass ein Klageweg vermieden werden kann. "Wir appellieren einfach an den gesunden Menschenverstand", sagt Geisendörfer. Sollte das Projekt aber doch vor Gericht angefochten werden müssen, so haben sich schon einige Anwälte gemeldet, dieses für den Verein zu übernehmen. "Das ist doch ein Aushängeschild für jede Kanzlei: Ich habe die Seilbahn verhindert!"
Allein durch Einsprüche, vermutet er, würde das Planfeststellungsverfahren leicht auf zehn Jahre verzögert werden können. "Man kann die Planungskosten für die Seilbahn doch besser für andere Projekte verwenden, wie etwa für eine Sporthalle in Cronenberg", sagt Geisendörfer.