Der Wuppertaler Martin Schneider (ZDF) berichtet für die Rundschau von der Fußball-EM Unser Mann in Frankreich!

Wuppertal / Paris · In der Sportredaktion des ZDF ist der Wuppertaler Martin Schneider eine feste Größe: Seit 21 Jahren gehört der "Barmer Jung" auch bei den Fußball-Großereignissen zum Kernteam des Senders. Die Europameisterschaft in Frankreich ist sein elftes Turnier — und ein ganz Besonderes für den 49-Jährigen.

Von li.: Bela Rethy, Martin Schneider, Oliver Schmidt und Claudia Neumann.

Foto: ZDF/Svea Pietschmann

Rundschau: Warum denn, Martin Schneider?

Schneider: Bisher war ich bei Welt- und Europameisterschaften immer als Schattenmann von Kommentator Béla Réthy im Einsatz, habe ihm also während der Liveübertragungen Infos zu Spielsituationen, Taktik und solchen Dingen gegeben. Diesmal bin ich aber selbst Live-Kommentator."

Rundschau: Das ist für Sie ja kein Neuland, oder?

Schneider: Nein, ich habe ja allein dieses Jahr schon bei der Handball-EM und bei sechs Champions-League-Spielen live kommentiert. Aber es ist mein erstes Turnier im Alleingang, und wir waren ja doch ein perfekt eingespieltes Team. Béla hat sich zu 100 Prozent auf mich verlassen, er macht jetzt übrigens mit Ex-Profi Hanno Balitsch weiter.

Rundschau: Haben Sie denn jetzt auch einen Schattenmann?

Schneider: Ja, ich habe mir den ZDF-Kollegen Jens Momma ausgesucht. Wir übernehmen in der Vorrunde die Spiele Schweiz-Albanien, Ukraine-Nordirland und Kroatien gegen Tschechien, dann wahrscheinlich noch ein Achtelfinale.

Rundschau: Und? Schon nervös?

Schneider: Die Anspannung ist am Mikrofon schon eine andere. Aber mit Nervosität hatte ich bisher eigentlich noch nie zu kämpfen. Am Ende sind es doch nur 90 Minuten Fußball — und da freue ich mich total drauf.

Rundschau: Die Live-Kommentatoren stehen ja regelmäßig im Kreuzfeuer der Kritik, Reporter-Bashing ist eine Art Lieblingssport der Deutschen. Wie geht man damit um?

Schneider: Ich hatte da bisher keine Probleme, war aber vielleicht bei meinen Einsätzen auch noch ein bisschen unter dem Radar. Bei den großen Spielen ist der Druck auf die Kommentatoren schon sehr groß. Die Schelte durch Journalisten ist noch eine andere Sache als die Shitstorms. Béla Réthy hat da nie hingeguckt. Sonst macht man sich verrückt. Als Kommentator hat man auf jeden Fall immer das Problem, dass man sein Wissen aus der umfangreichen Vorbereitung während des Spiels gerne loswerden will. Da ist aber weniger manchmal mehr.

Rundschau: Die Sicherheitslage bei der Euro ist ein Riesenthema. Wie stellt sich das für Sie dar?

Schneider: Ich bin da relativ entspannt. Vor den Turnieren in Südafrika, Brasilien oder auch in der Ukraine und Polen gab es vorher alle möglichen Horrorszenarien, die nie eingetreten sind. Deshalb habe ich auch hier wieder Vertrauen in das Sicherheitskonzept. Mein Sender beschäftigt sich damit sehr intensiv. Viele Kollegen haben aber tatsächlich Bedenken, in Paris die Metro zu benutzen, sie nehmen deshalb ihre Fahrräder mit.

Rundschau: Zum Schluss natürlich noch die obligatorische Frage: Wer wird Europameister?

Schneider: Ha, das fragt mich jeder. Dabei weiß ich auch nicht mehr als jeder andere Zuschauer. Deutschland hat sicher einen guten Kader. Aber in dieser speziellen Situation mit der Erinnerung an die Anschläge von Paris werden in Frankreich Mannschaft und Zuschauer zusammengeschweißt, das gibt eine ganz besondere Stimmung. Deshalb glaube ich an Frankreich.

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