Wie schuldig war Dr. Wachs?
Jetzt neu: Die Biografie des Nationalsozialisten und Präsidenten der Industrie- und Handelskammer Wuppertal-Remscheid in den Jahren 1933 bis 1943.
Angefangen hat alles mit einem Flohmarktfund auf dem Luisenfest: Die Beschäftigung mit den umfangreichen Unterlagen zu Ex-IHK-Präsident Dr. Friedrich Wachs, die dem in Wülfrath lebenden Wuppertaler Markus Kiel damals in die Hände fielen, hat jetzt zu einem 350-Seiten-Buch geführt. Es heißt "Im Dienst der heimischen Wirtschaft" — und beleuchtet ein spezielles Kapitel (regionaler) NS-Geschichte.
Dreh- und Angelpunkt der umfangreichen und intensiven Untersuchung ist der 1892 geborene Dr. Friedrich Wachs, der von 1933 bis 1943 Präsident der Industrie-und Handelskammer Wuppertal-Remscheid war. Später fungierte Wachs als Vizepräsident der Gau-Wirtschaftskammer und Kreiswirtschaftsberater in Düsseldorf.
Markus Kiel fragt: Wie hoch war Wachs' Anteil am reibungslosen Ablauf der "Arisierung" jüdischer Firmen ab 1933 in Wuppertal — insbesondere auch der Hofaue? Die verwaltungsmäßige Vorgehensweise der IHK und das Interesse des Einzelhandels an der Übernahme jüdischer Firmen werden anhand von mehreren Beispielen dargestellt. Erörteet wird außerdem, welchen Anteil die IHK an der Organisation und am Einsatz von Fremd-und Zwangsarbeitern aus den besetzten Ländern hatte.
Friedrich Wachs wurde im Frühjahr 1945 interniert, im November 1947 angeklagt. Markus Kiel stellt dieses Strafverfahren ebenso wie das Verfahren vor dem Entnazifizierungsausschuss im Sommer 1948 detailliert dar. Ausführlich geht es dabei auch um die vielen "Persilscheine", die zahlreiche Mitbürger Friedrich wachs ausstellten, um ihn von den im Raum stehenden Nazionalsozialismus-Vorwürfen reinzuwaschen.
Zum Schluss widmet sich Markus Kiel der Frage, wie die Wuppertaler IHK diesen Teil ihrer Geschichte aufgearbeitet hat — und welche Überschneidungen es im "Fall Dr. Wachs" mit der regionalen Presse gab.
Übrigens: Markus Kiel hat schon das nächste Projekt in der Pipeline. Aus der 170 Seiten langen Autobiographie des Wuppertaler NSDAP-Kreisleiters Alfred Straßweg, die Kiel aus dem Archiv eines Wuppertaler Unternehmers erhielt, soll ein Buch werden, das Straßwegs unseliges Wirken kommentiert darstellt. Markus Kiel zur Rundschau: "Das Skript ist bereits fertig."