Scouts der Bergischen Uni an Schulen Wenn das Talent groß ist, aber der Zuspruch fehlt
Wuppertal · Seit 2017 sind für die Uni fünf Talentscouts an zwölf Schulen unterwegs. Sie wollen mit Jugendlichen in Kontakt kommen, denen es nicht an Talent, aber an Unterstützung fehlt. Eine von ihnen ist Anna-Sophia Keiper, die das Projekt für die Zentrale Studienberatung (ZSB) koordiniert.
Redakteurin Nina Bossy zieht mit der Jungakademikerin und der Leiterin der ZSB, Dr. Christine Hummel, eine erste Bilanz.
Rundschau: Frau Keiper, wie war das erste Jahr im neuen Job?
Keiper: Aufregend und produktiv. Wir haben viel geschafft, intern Strukturen hergestellt und die Arbeit an den Schulen aufgenommen.
Rundschau: Sie kommen als Externe an die Schulen. Wie kommt Ihr Angebot im Lehrerkollegium an?
Keiper: Wir hatten im März eine Auftaktveranstaltung, zu der die Schulvertreter eingeladen waren. Wir konnten zahlreiche Schulen im Bergischen Städtedreieck und im Kreis Mettmann für uns gewinnen. Allein in Wuppertal sind wir jetzt an sieben Schulen unterwegs. Den Lehrern ist bewusst: Wir machen etwas Sinnvolles, das für sie keinen Mehraufwand bedeutet.
Rundschau: Wie oft besuchen Sie die Schulen und wie laufen solche Besuche ab?
Keiper: In der Regel sind wir einmal im Monat an jeder Schule, je nach Nachfrage auch öfters. Die Lehrer vermitteln uns Schüler, die Talente haben, die sie selbst noch nicht ausreichend nutzen. Wir unterstützen Sie dabei, diese zu erkennen und zu vertiefen, vor allem im Hinblick auf die Entwicklung einer individuellen Berufsperspektive. Und wir fragen sie dann in einem vertraulichen Gespräch: Wofür begeistert du dich, was lässt dein Herz hüpfen?
Rundschau: Und wie ist die Reaktion auf eine so persönliche Frage?
Keiper: Zögerlich-freudig. Gerade die Jugendlichen, die wir ansprechen, sind es nicht gewohnt, nach ihren Stärken gefragt zu werden. Nach der ersten Verwunderung öffnen sie sich oft schnell. Wahrscheinlich weil wir Talentscouts nicht zu ihrem Schulsystem gehören und mit ihnen vertraulich sprechen.
Rundschau: Der Kontakt ist da. Wie geht's dann weiter?
Keiper: Die Schüler können immer wieder kommen. Wir können uns auch hier an der Uni mit ihnen treffen oder sie an andere Angebote in unserem Netzwerk verweisen. Der Kontakt kann sogar die Schulzeit überdauern. Das Projekt ist ganz bewusst sehr offen angelegt. Übrigens verbuchen wir nicht nur Kontakte, die in einem Studium enden, als Erfolg. Wir beraten ergebnisoffen. Wenn jemand durch Gespräche mit einem Talentscout feststellt, dass er erstmal ins Ausland möchte oder eine Ausbildung beginnt, ist das ein genauso großer Erfolg.
Rundschau: Frau Dr. Hummel, Sie haben mit den fünf Talentscouts nun quasi Außendienstmitarbeiter. Spüren Sie den Erfolg bereits?
Dr. Hummel: Allein, dass wir mit Menschen sprechen können, mit denen wir bisher nicht in Kontakt kommen konnten, ist ein großartiger Erfolg. Die Talentscouts ergänzen unser Angebot auf eine wunderbare Weise. Studienberatung wird individueller, immer weniger Talente gehen verloren. Bald wollen wir mit den Fachschaften "Study Guides" anbieten. In diesem Projekt sollen Schüler die Möglichkeit bekommen, begleitet von Studenten eine Vorlesung zu besuchen. Durch Talent-Scouting und Guides vervollständigt sich unser Portfolio an Formaten. Niemand, der in einem Studium sein Glück finden würde, soll verloren gehen.
Rundschau: Das Projekt des Talent-Scoutings ist allerdings befristet.
Dr. Hummel: Ja, bis Ende 2020. Aber wir sind überzeugt, dass die wissenschaftliche Evaluation die Erfolge klar zeigen wird. Denn gerade in einer Zeit, wo so vieles nur noch über Social Media läuft, brauchen junge Leute reale Ansprechpartner. Menschen, die einem Mut machen, sind für ein erfolgreiches und glückliches Leben unerlässlich.