Interview mit Ulrich Jaeger (WSW mobil) Schwebebahn: "Im Sommer kann sie wieder fahren"
Wuppertal · Dass die Wuppertaler Schwebebahn nach dem Abriss eines 350 Meter langen Teiles ihrer Stromschiene in Sonnborn immer noch stillsteht, bewegt und beschäftigt die Stadt und ihre Bürger. Bei den Stadtwerken hat das Thema höchste Priorität.
Rundschau-Redakteur Stefan Seitz sprach mit Ulrich Jaeger, dem Chef der WSW mobil.
Rundschau: Seit dem Unfall am 18. November ist schon viel Zeit vergangen. Gibt es tatsächlich noch keine Erkenntnis zur Ursache?
Jaeger: Nein, leider nicht. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nach wie vor. Wir wissen immer noch nicht, was den Abriss definitiv ausgelöst hat. Klar ist, dass es eine Verkettung mehrerer, unglücklicher Umstände war. Was konkret dahinter steckt, kann man auch jetzt noch nicht sagen.
Rundschau: Sie legen aber nicht die Hände in den Schoß und warten nur die Ermittlungen ab?
Jaeger: Auf keinen Fall! Der Fall im November war ja schon der zweite Stromschienenabriss, und es ist klar, dass so etwas nie wieder passieren darf. Wir sind jetzt in enger Abstimmung mit der technischen Aufsichtsbehörde bei der Bezirksregierung dabei, die Stromschiene zusätzlich gegen Absturzgefahren zu sichern. An zwei konkreten technischen Ideen, wie das erreicht werden kann, wird zurzeit mit Hochdruck gearbeitet. Sobald wir belastbare Ergebnisse haben, werden wir sie der Öffentlichkeit vorstellen. Außerdem geht es noch um die Veränderung eines Technik-Details an den neuen Wagen. Diese drei Maßnahmen zusammen werden die Verlässlichkeit des Systems sicherstellen.
Rundschau: Das klingt nach viel Zeit. Was die Wuppertaler interessiert, ist vor allem die Frage, wann die Schwebebahn wieder fährt.
Jaeger: Ja, dafür habe ich großes Verständnis. Das Ganze erfordert allerdings viele Berechnungen, Forschungen, Konstruktionen, Materialbestellungen und Genehmigungen. Meine Prognose ist, dass die Schwebebahn im Sommer wieder fahren kann.
Rundschau: Dann mit der kompletten neuen Wagenflotte?
Jaeger: Der Austausch der alten gegen die neuen Wagen läuft zurzeit ganz normal weiter. Alle zwei Wochen kommt ein neues Fahrzeug und ein altes wird ausrangiert. Im Sommer, zum Wiederstart, soll die Schwebebahn komplett auf die neue Wagengeneration umgestellt sein.
Rundschau: Was kostet die Stadtwerke der Schwebebahnausfall?
Jaeger: Da reden wir schon von relativ viel Geld. Alles in allem, inklusive dem sehr aufwendigen Ersatzverkehr, geht es um ein bis zwei Millionen Euro.
Rundschau: Hat das Auswirkungen auf die Finanzierung der Seilbahn?
Jaeger: Nein, die Seilbahn ist ein ganz anderes Thema. Ihre Finanzierung speist sich aus Landeszuschüssen und durch die Reduzierung des Bus-Angebotes.
Rundschau: Ist es denkbar, dass jemand für die Stromschienenprobleme in Regress genommen werden kann?
Jaeger: Wenn die Ursache bekannt ist, müsste festgestellt werden, dass eine Firma nicht das geliefert hat, was wir vor Jahren bestellt haben. Dafür haben wir bis jetzt keine Anzeichen. Außerdem gibt es einige der Firmen, die vor 18 Jahren für die Stadtwerke gearbeitet haben, heute gar nicht mehr. Wir prüfen das Thema eventuellen Regresses natürlich, aber ich halte einen Erfolg für sehr unwahrscheinlich.
Rundschau: Viele Menschen in der Stadt machen sich Gedanken zur Situation der Schwebebahn. Wie erleben Sie die Stimmung?
Jaeger: Natürlich sind alle angespannt. Zumal eben der Schwebebahnersatzverkehr leider kein wirklicher Ersatz für die Schwebebahn sein kann. Aber ich bin begeistert, wie gut unsere Kunden sich auf die neue Situation eingestellt haben und wie ruhig sie damit umgehen. Wir als WSW reagieren auf die Einschränkungen, die wir den Fahrgästen zumuten müssen, mit Kulanz bei manchen Tickets. Das gehört sich ja auch, finde ich. Insgesamt zeigen all die vielen Diskussionen, welche große Bedeutung die Schwebebahn für die Wuppertaler hat. Sie ist allerdings ein sehr, sehr komplexes System, bei dem es keine einfachen Problemlösungen gibt.