Forensik: Kleine Höhe im Blick

Wuppertal · Die Katze ist aus dem Sack: Das Land wird seine neue forensische 150-Plätze-Klinik, in der psychisch kranke und drogenabhängige Straftäter untergebracht werden, auf jeden Fall in Wuppertal bauen. Aber höchstwahrscheinlich nicht auf Lichtscheid.

Bürgerprotest gegen die Forensik auf der Kleinen Höhe im Januar 2013.

Foto: Sebastian Jarych

Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) und Oberbürgermeister Andreas Mucke (SPD) machten am Mittwoch bei einer Pressekonferenz deutlich, dass Land und Stadt verabredet haben, miteinander zu kooperieren. Wuppertal wird dem Land so schnell wie möglich ein etwa fünf Hektar großes baureifes Areal für eine Forensik anbieten — und zwar auf der insgesamt rund 30 Hektar großen Kleinen Höhe im Bezirk Uellendahl-Katernberg an der Grenze von Wuppertal, Wülfrath und Neviges.

Das Zeitfenster: Der erforderliche Bebauungsplan für die Kleine Höhe soll per Ratsbeschluss im Februar 2016 auf die Schiene gesetzt werden — spätestens zur Jahreswende 2017/2018 müsste er fertig sein. Das Land steht unter Druck: Im Landgerichtsbezirk Wuppertal fehlen zahlreiche Forensikplätze, ein Neubau muss her, durch den überraschenden Absprung der (schon sicher zugesagten) Bergischen Diakonie Aprath im April gerieten alle Planungen in Verzug. 32 Standorte im Landgerichtsbezirk Wuppertal hat das Land (erfolglos) geprüft: Nach dem Nein aus Aprath, dessen Gründe für Ministerin Steffens "nach wie vor nicht nachvollziehbar sind", bleibt nun nur noch Wuppertal.

Für das Land ist Lichtscheid unverändert auf Platz 1. "Da die Kommune diesen Standort aber nicht möchte", so die Ministerin, habe man sich mit Wuppertal darauf geeinigt, das Ergebnis des Bauleitplanverfahrens für die Kleine Höhe abzuwarten — und bei einem funktionierend Plan und passender Zeitschiene der Kleinen Höhe den Vorzug vor Lichtscheid zu geben.

Errichtet werden sollen sieben Einzelgebäude plus Cafeteria und Sporthalle sowie weitläufige Außenbereiche — alles technisch top-sicher und optisch unauffällig in die Landschaft integriert. Ministerin Steffens machte klar, es solle kein klotziger Großkomplex entstehen. Vor Ort arbeiten werden deutlich über 100 hoch qualifizierte Fachleute — das gab der Wuppertaler SPD-Landtagsabgeordnete Josef Neumann zu Protokoll.

Oberbürgermeister Andreas Mucke machte deutlich, wie wertvoll die Chance sei, dem Land nochmals einen Vorschlag jenseits von Lichtscheid machen zu können — angesichts des zuletzt konfrontierenden und verhärteten Umgangs von Stadt und Land.

Mucke, der sich stets gegen den Forensik-Standort Lichtscheid positioniert hatte, legt größten Wert auf komplette Offenheit und intensive Bürgerbeteiligung im Kleine-Höhe-Verfahren: "Wir müssen Sorgen und Ängste ernst nehmen, klar sagen, was und warum dort gebaut wird, warum es notwendig ist, was dort mit den Insassen gemacht wird. Das wird kein einfacher Weg, aber wir gehen ihn gemeinsam."

Genau geprüft würden übrigens auch alle Aspekte des Artenschutzes auf der Kleinen Höhe. Angesichts dieses Themenfeldes haben sich bereits die Wuppertaler Grünen gegen eine Forensik auf der Kleinen Höhe ausgesprochen.

Fest steht auch: Wenn eine Forensik kommt, wird es keine Windkraftanlage mehr auf dem Areal an der Stadtgrenze zu Wülfrath und Neviges geben können, denn eine forensische Klinik gilt als Krankenhaus.