Mit Bilderstrecke und Videos! Bummel über die (noch) verschlossenen Döppersberg-Bereiche
Wuppertal · "Das ist Großstadt!", entfuhr es Oberbürgermeister Andreas Mucke spontan, als er am Mittwoch (18. Juli 2018) zum ersten Mal den oberen Platz am neuen Döppersberg mit seinem Panoramablick über die Elberfelder City in Augenschein nahm.
Die Rundschau war bei seinem Bummel durch die bis jetzt noch nicht für die Öffentlichkeit zugänglichen Bereiche des Leuchtturmprojektes dabei.
Was man dabei sieht, ist auf jeden Fall beeindruckend. Zum Beispiel die große Bahnhofshalle links des bereits geöffneten Durchgangs zu Gleis 1. Die durch Lichtschächte von oben oder durch Lampen von unten beleuchteten Mikadostäbe setzen hier echte Akzente, das Ganze sieht tatsächlich nach Großstadtbahnhof aus. Deutlich wird allerdings auch, dass es in der Zusammenarbeit mit der Bahn trotz des großen "Friedensgipfels" vor wenigen Tagen immer noch hakt.
So fällt dem Oberbürgermeister sofort die viel zu kleine Zug-Anzeigetafel auf, die in die Wand eingelassen ist. Da passen gerade mal Züge mit einem Vorlauf von 20 Minuten drauf. Und die Schließfächer sind an neuer Stelle noch die alten, nur mit neuer Lackierung. "Das regt mich unheimlich auf", ärgert sich Mucke, der noch einmal betont: "Wir haben hier Geld des Steuerzahlers in Hand genommen, um das bauen. Die Bahn selbst hätte es so nie gemacht. Da finde ich sowas unverschämt."
In der neuen Bahnhofshalle stehen immerhin auch die ersten Mieter Gewehr bei Fuß. Nach dem Kenntnisstand der Stadt sind ein "Rewe-to-go" sowie ein griechischer und ein asiatischer Imbiss geplant, außerdem ziehen hier ein MobiCenter der WSW und das Service-Center der Bahn ein. In Kürze soll auch an alter Stelle die Bahnhofsbuchhandlung wieder eröffnen. Im westlichen Eingangsbereich sind bereits eine Bäckerei und ein Reformhaus am Start.
Von der Bahnhofshalle geht es direkt ins von den Wuppertaler Stadtwerken betriebene Parkhaus nebenan. Am 30. Juli soll es gemeinsam mit der Bahnhofshalle öffnen und dann wieder einen barrierefreien Zugang zu Gleis 1 ermöglichen und dank "Kiss and Ride"-Modell auch die Möglichkeit zum schnellen Absetzen oder Einladen von Passgieren und Gepäck bieten. Zeitgleich wird dann auch nach sieben Jahren die Straße Döppersberg wieder geöffnet und damit die Südstadt an den Döppersberg angebunden.
Das Parkhaus bietet übrigens auch 20 Fahrrad-Einstellboxen in einer Ecke, an der Besucher schon jetzt spontan die Nase rümpfen. Die Löcher in der unmittelbar angrenzenden Sandsteinmauer werden offenbar von Wildpinklern als Einladung empfunden, sich von außen ins Parkhaus zu erleichtern …
Eine Etage über der Bahnhofs-Mall nimmt der Busbahnhof mit seinen futuristischen Bahnsteigen Formen an. Er soll als letzter der großen städtischen Döppersberg-Bausteine in Betrieb gehen. "Bis Weihnachten haben wir alles fertig", bestätigt Bauleiter Udo Lauersdorf. Also auch den oberen Platzbereich, der sich vor dem Bahnhofsgebäude erstreckt und einen wirklich imposanten Ausblick auf die City bietet. Vier erhöhte Grüninseln sollen hier für Verweilqualität mit Fernsicht sorgen. Debatten über "Beengung" und eingeschränkte Sichtachsen relativieren sich von hier oben schnell. Ab Spätsommer können sich die Wuppertaler selbst davon überzeugen.
Dabei streift der Blick natürlich auch die Bundesbahndirektion und das Primark-Gebäude und damit die zwei privaten "Bremsklötze" des Döppersberg-Priojekts. Primark hat der Stadt zuletzt schriftlich angekündigt, erst im ersten Halbjahr 2019 öffnen zu wollen, obwohl der Bau hergerichtet ist. Die Wirtschaftsförderung führe Gespräche, um mehr über die Hintergründe zu erfahren, so Mucke.
Noch schwieriger gestaltet sich aber die Frage nach der Zukunft des FOC-Projekts am Döppersberg. In der Bundesbahndirektion, wo Investor Clees eigentlich Ende 2018 sein Outlet eröffnen wollte, tut sich weiterhin nichts. Der Stadt habe er lediglich mitgeteilt, man verfolge das Projekt jetzt mit gebremster Energie. "Wie will ich denn etwas bremsen, was noch gar keine Fahrt aufgenommen hat", wundert sich der Oberbürgermeister und verhehlt nicht, dass er mit den privaten Partnern des Leuchtturmprojektes nicht glücklich ist: "Ich erwarte von privaten Investoren, dass sie genauso professionell arbeiten wie wir als Stadt das tun. Das hat sich nicht erfüllt." Mit einbeziehen kann man dabei sicherlich die Bahn, die erst mit großer Verzögerung beginnt, ihre Versprechungen in Sachen restliches Bahnhofs-Gebäude zu erledigen.
Das kann dem OB die Laune heute aber nicht mehr verhageln, zu sehr nimmt ihn das Gesamt-Ambiente gefangen. Sein Fazit: "Das Glas ist mehr als halb voll!"